In der Ausgabe Mai/Juni 2006 findet Ihr:
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde,
vor Ihnen liegt die erste Schwerpunktausgabe des Folker!: Sie ist dem Thema „Frankreich“ gewidmet, das sich regelrecht anbietet, denn Frankreich und seine Musik stehen auch im Mittelpunkt des diesjährigen TFF.Rudolstadt. Damit kommen wir dem Wunsch nach Schwerpunktthemen nach, der von Seiten der Leserschaft immer wieder an uns herangetragen wurde. Ihre Reaktionen werden mit darüber entscheiden, ob das Experiment in unregelmäßigen Abständen wiederholt wird. Leider sind dieser frankophilen Ausgestaltung der Ausgabe einige angekündigte und eigentlich fest eingeplante Artikel Ausgabe zum Opfer gefallen. Natürlich werden diese Porträts nachgeholt. Und soweit damit Auftrittstermine in Mai und Juni verbunden sind, finden Sie diese an hervorgehobener Stelle in der Rubrik „Szene“. Einige Diskussionen haben die erstmals in Heft 01/2006 und 02/2006 enthaltenen „Verleger-Promo-Sonderseiten“ ausgelöst. Davon zeugen nicht nur die Leserbriefe, sondern auch viele Gespräche, die ich in den vergangenen Wochen am Rande von Veranstaltungen geführt habe, wie z. B. beim Festival Musik und Politik in Berlin. Aus Sicht der Redaktion möchte ich in diesem Zusammenhang auf ein Prinzip verweisen, das auch für den Folker! in gewisser Weise Anwendung findet: „Who pays the piper calls the tune! - Wer bezahlt, bestimmt die Musik!“ Damit meine ich nicht, dass es im Folker! Beiträge gegen Bezahlung gibt, sondern, dass der Verlag, der die wirtschaftliche Verantwortung trägt, auf seine Weise um eine entsprechende finanzielle Absicherung bemüht sein muss. Wobei im Zusammenhang mit unserer Zeitschrift vom „großen Geld“ sicher nicht die Rede sein kann. Davon können die Autorinnen und Autoren ein Lied singen. Der Folker! ist ein Nischenprodukt, abseits populärer Pfade, das sich jedoch - davon zeugen die im letzten Heft abgedruckten Stimmen zur 50. Ausgabe - durchaus sehen lassen kann. Die Redaktion ist bemüht, die Leserbasis durch qualifizierte und interessante Artikel sowie einen umfassenden Service ständig zu erweitern. Das kostet das Geld des Verlegers. Denn die Aboeinnahmen reichen nicht zur Deckung der Kosten. Daher bemüht sich auch der Verleger auf seine Art um mehr Leser, und dieses Engagement zeichnet ihn aus. Seine „Verleger-Promo-Sonderseiten“ - Werbung in eigener und fremder Sache - finden zwischen den Terminseiten statt. Dies geschieht ohne Abstimmung mit der Redaktion, die durchaus auch ihre Probleme mit dem Stil dieser Promotion in der Heftmitte hat. Aber, so lange sie nicht gegen bestehende journalistische Grundregeln verstößt, ist sie legitim. Wir werden also damit leben, redaktionell verantwortete Folker!-Seiten zu haben und einen Werbeteil des Verlags. Ich kann nur noch einmal wiederholen, was ich an dieser Stelle im letzten Heft geschrieben habe: „Profil statt Format ist der Leitgedanke der Redaktion.“ Und dieses Profil steht nicht zur Disposition. Und damit möchte ich Ihr Interesse auf das aktuelle Heft lenken. Neben Frankreich gibt es nämlich einen weiteren kleinen Schwerpunkt in dieser Ausgabe. Zum zweiten Mal findet im deutsch-dänischen Grenzgebiet die folkBALTICA statt. Wie im vergangenen Jahr ist der Folker! auch bei der Neuauflage des Festivals als Medienpartner mit von der Partie. Die samische Künstlerin Mari Boine und die Schwedin Sofia Karlsson stehen im Mittelpunkt unserer Berichterstattung. Des Weiteren im Heft: Porträts über Joana und ihr 40-jähriges Plattenjubiläum - zu dem der Folker! herzlich gratuliert -, über die junge belgische Band Urban Trad, die peruanische Sängerin Susana Baca sowie ein Bericht über das diesjährige Festival Musik und Politik und ein Interview mit dem Ende 2005 aus dem WDR-Dienst ausgeschiedenen langjährigen Leiter der Abteilung Musikkulturen, Jan Reichow. Zusammen mit den üblichen Rubriken also reichlich interessante Lektüre, in die ich Sie hiermit entlassen möchte. Ihr Folker!-CvD PS: Im April erschien das 21. Album von Bruce Springsteen: We Shall Overcome - The Seeger Sessions. Angesichts der politischen Situation in den USA hätte man erwarten können, dass Springsteen Titel aus dem Repertoire Seegers auswählt, die für Widerstand und Veränderungen stehen. Mit Blick auf den Irakkrieg z. B. „Waist Deep In The Big Muddy“. Doch weit gefehlt: Einmal mehr geht der Rockmusiker ganz auf Nummer sicher. Sieht man einmal von „We Shall Overcome“ ab, das Seeger in den 60er Jahren zur Hymne der Vietnamkriegsgegner machte, enthält Springsteens CD ausschließlich Interpretationen von traditionellen amerikanischen Volksliedern. Kommentar seines langjährigen Managers Jon Landau im Rolling Stone: „Mit dieser CD ist keine bestimmte Botschaft verbunden.“ Schade, kann ich da nur sagen. Immerhin war Bruce Springsteen doch der einzige Künstler, der den Mut hatte, bei der diesjährigen Grammy-Verleihung in Los Angeles eine kritische Aussage zu machen: „Bring them home“, murmelte er beim Verlassen der Bühne nach seinem kurzen Auftritt in Anspielung auf die Forderung der Gegner von US-Präsident Bush, die Invasionstruppen aus dem Irak abzuziehen. Ebenfalls im Rolling Stone machte Rosanne Cash deutlich, dass der aufrechte Gang nach dem Motto land of the free, home of the brave gar nicht so einfach ist. Nachdem sie sich gegen den Irakkrieg ausgesprochen hatte, habe sie Hassbriefe bekommen, in denen ihr bescheinigt wurde, dass Johnny Cash ein „richtiger Amerikaner“ sei. Sie dagegen solle mit ihrer Einstellung doch „gleich mit Saddam ins Bett gehen“. Dabei sei auch ihr verstorbener Vater gegen den Krieg gewesen. „Er war in seinem Pazifismus konsequent wie ein Quäker“, sagte Rosanne Cash. „Er war überzeugt, dass es nie einen Grund für Krieg gibt. Und so dachte er - das hat er mir versichert - seit dem Vietnamkrieg.“ |