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Hin und zurück zum gelobten Strand

Dragseth Duo

Musik frei von romantisierender Nostalgie

go! www.atelier-knortz.de/folkmusik.html
Discographie

Vundaag (Mor Akka Records, 1987; vergriffen)
Es ist ein Flüstern (J&P, 1988/2003)
Lichtjahre (J&P, 1991/2003)
Hiimstoun (mit Drones & Bellows; GO, 2004)
The Promised Shore (J&P, 2006)

unterwegs:
11.05.06: Schleswig, Museum Hesterberg (beim Festival
   folkBALTICA mit Drones & Bellows)
13.05.06: Venne, Venner Folkfrühling
28.06.06: Haderslev (DK) (mit Drones & Bellows)
23.09.06: Bredenbek
07.10.06: Seeth, Stapelholmer Heimatkrog

Für eine Dekade gingen Kalle Johannsen und Manuel Knortz getrennte Wege. Dabei gehörten ihre beiden kürzlich auf CD wieder veröffentlichten LPs Lichtjahre und Es ist ein Flüstern zu den herausragenden Veröffentlichungen im Bereich Mundartchanson. Lichtjahre enthält hoch- und plattdeutsche Lieder und Dragseth Duo Textübertragungen bekannter Songs (Villon, Don McLean, Yeats, Brel).

Es ist ein Flüstern besticht mit Lyrikvertonungen des Dichters Theodor Storm. Für ihre poetischen Lieder wurde das Dragseth Duo mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bad-Bevensen-Preis für die Interpretation niederdeutscher Musik. Ihre Konzertreisen, auf denen sie Lieder auf Deutsch, Plattdeutsch, Friesisch und Englisch sangen, führten sie durchs ganze Bundesgebiet und ins benachbarte Ausland. 2003 meldeten sich Manuel Knortz (Gesang, Gitarre, Bodhrán, Dudelsack) und Kalle Johannsen (Gesang, Gitarre) zurück und produzierten gemeinsam mit der dänischen Formation Drones & Bellows eine Produktion mit Liedern aus dem deutsch-dänischen Sprachraum. Und nun, 2006, landet das Duo mit seinem ersten „offiziellen“ Duo-Studioalbum nach der Trennung am „gelobten Strand“.

Von Ulrich Joosten

Leinen los!

Die gemeinsame Geschichte des friesischen Singer/Songwriter-Duos begann, so Manuel Knortz, im Chor eines Husumer Gymnasiums. „Wir sangen beide Alt, doch nach dem Stimmbruch haben sich unsere Wege getrennt. Ich hatte eine Dragseth Duo irisch-schottische Folkband, Kalle spielte in einer Deutschfolkband. Als die Bands etwa zeitgleich auseinander gingen, trafen wir uns zufällig in einer Musikkneipe wieder.“ Dort stand ein Klavier, es hingen Gitarren und Banjos an der Wand, und die Gäste griffen, so Knortz, schon mal gerne zu. Auch Kalle Johannsen sang dort mit einem Duopartner, wie er sagt, „... Protestsongs, Lieder von Dylan, Tom Paxton, Donovan und andere amerikanische Drones & Bellows und Dragseth Duo und englische Folksongs und im Fahrwasser der Gruppe Zupfgeigenhansel auch deutsche Volkslieder.“

Anfangs wollten Knortz und Johannsen einfach nur zusammen Musik machen, ohne große Ambitionen. Doch es stellte sich schnell heraus, dass nicht nur ihre sonoren Baritonstimmen miteinander harmonieren, auch ihr Fingerpickingstil ist ähnlich. Beide spielen Martin-Gitarren mit ihrem unverkennbaren Sound, der eine linkshändig, der andere rechts herum. „Butterfly“-Technik nennt Kalle Johannsen, der Linkshänder das, und Manuel Knortz merkt mit verschmitztem Grinsen an: „Also, Kalle spielt ja ‚falsch‘, ich spiel richtig!“

Segel hoch!

Der erste Anstoß, sich mit der eigenen Mundart auseinander zu setzen, kam ausgerechnet von einem gebürtigen Bielefelder. „Es war wie eine Offenbarung“, erinnert sich Johannsen, „als Hannes Wader 1974 seine LP Plattdeutsche Lieder herausbrachte. Der sang unsere Lieder, die ich noch aus der Kindheit kannte! Ich dachte damals: ‚Mein Gott, wieso singen wir das eigentlich nicht?‘ Da musste erst einer aus dem Teutoburger Wald kommen und uns den Anstoß geben, selbst so was zu machen!“ Manuel Knortz sagt: „Der richtige Anschub, plattdeutsch zu singen, kam dann aber im Wesentlichen von Helmut Debus ...“ - „... als ich den zum ersten Mal hörte“, ergänzt Johannsen, „dachte ich: ‚Mein Gott, so kann Plattdeutsch klingen. ‘ Danach war für uns die Richtung vorgegeben.“


DRAGSETH DUO
The Promised Shore

(J&P 300748)
14 Tracks, 53:30, mit Texten

Manuel Knortz und Kalle Johannsen zelebrieren mit ihrer neuen CD eine Hommage an die angloamerikanische Folkmusik. Wenn man sich an so große Vorbilder traut wie Mark Knopfler („Sailing To Philadelphia“) oder gar Bruce Springsteen („The Ghost Of Tom Joad“), dann muss man es entweder anders oder besser machen als das Original. Dem Dragseth Duo gelingt das Kunststück, dass man erst gar nicht auf die Idee kommt, sie mit den Originalen vergleichen zu wollen. Druckvolles, akkurates Picking im satten Sound zweier Martin-Gitarren und ihre Baritonstimmen dominieren die Arrangements der Produktion, die sparsam und songdienlich von einer Reihe hochkarätiger Gastmusiker u. a. mit Bass, Whistles, Trompete, Dobro und Fagott unterstützt wird.

Gut die Hälfte der CD besteht aus eigenen Liedern, mit denen Knortz und Johannsen beweisen, dass sie ihre Vorbilder nicht einfach nachahmen, sondern die vielfältigen Einflüsse zu einem eigenen Stil verarbeitet haben. Besonders gelungen ist ihre „Neuerfindung“ eines der ältesten plattdeutschen Lieder: Mit einem Gänsehaut treibenden Uillean-Pipes-Solo als Intro klingt „Mien Leevste“ eher nach einem irischen Folksong als nach friesischem Volkslied.

Ulrich Joosten

 

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Mehr über Dragseth Duo
im Folker! 3/2006