CD-Tipp: |
Das Mari Boine Projekt bei folkBALTICA: 13.05.06: Flensburg, Alte Post, 20.00 Uhr (Doppelkonzert mit Rzepczyno/PL; Mitschnitt Danmarks Radio/Deutschlandradio Kultur) Vom 12. bis 14. Mai zeigt der Flensburger Selbsthilfebauverein (SBV) in der Alten Post eine Lapplandausstellung zur Situation der Samen in Schweden. |
„Sie hat das gewisse Etwas“, bescheinigt ihr der künstlerische Leiter von folkBALTICA, Jens-Peter Müller, im Programmheft. Die Rede ist von der samischen Sängerin Mari Boine, deren eindringliche, kraftvolle Stimme und der weltmusikalische Groove ihrer Band seit vielen Jahren das internationale Publikum begeistern. Dazu kommt ein Hauch von Exotik, die die Songs in der Sprache der nordeuropäischen Ureinwohner, der Samen, und ihren bisweilen „indianisch“ anmutenden Gesang umgibt. Und letztlich darf man bei dieser körperlich kleinen Frau mit Recht von großem Charisma sprechen. Eine Boine kann es sich anscheinend leisten, nur alle vier, fünf Jahre eine neue CD in Deutschland auf den Markt zu bringen und dennoch jährlich mit Erfolg in hierzulande auf Tournee zu gehen. Ende April erschien in Norwegen das neue Album Iddjagiedas - In The Hand Of The Night, im Laufe des Sommers dann europaweit.
Von Bernd Bothy
Entdeckt wurde Mari Boine von Peter Gabriel, der sie mit der Veröffentlichung der CD Gula Gula auf seinem Real World Label schon 1990 einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Mit dem Jazzsaxophonisten Jan Garbarek spielte sie die richtungsweisenden CDs I Took Up The Runes und Twelve Moons ein. Boine ist heute die weltweit bekannteste und erfolgreichste Künstlerin und Botschafterin der Samen. Zu ihren höchsten internationalen Anerkennungen gehört der Auftritt 1992 zur Eröffnung des „Jahres der Urbevölkerungen“ vor der UN-Hauptversammlung. 2003 erhielt sie den mit 50.000 Euro dotierten Musikpreis des Nordischen Rates, die wichtigste musikalische Auszeichnung in Nordeuropa.
Mari Boine kommt aus dem norwegischen Teil Lapplands, aus Sápmi, wie die Samen ihr Land nennen. Sie sind die skandinavische Urbevölkerung und werden auch als „Indianer des Nordens“ bezeichnet. Zu den Samen zählen heute ca. 70.000 Menschen. Etwa 45.000 leben in Norwegen, 17.000 in Schweden, 5.000 in Finnland und 2.000 auf der russischen Kola-Halbinsel. Nach jahrhundertlanger Unterdrückung, Verbot ihrer Religion, ihrer Sprache, ihrer musikalischen Kultur und der Ausbeutung ihres Lebensraumes haben sich die Samen seit Mitte der 80er Jahre in Norwegen, Schweden und Finnland eigene Parlamente und eigene Medien erkämpft. Gemeinsam sind sie im Samischen Rat organisiert.
Zur samischen Kultur gehören neben einer eigenen Sprache die so genannten Joikgesänge und ursprünglich auch die Naturreligion des Schamanismus. Den christlichen Missionaren, die im 17. Jahrhundert nach Lappland kamen, waren die unverständlichen Joiks per se verdächtig, im Zusammenhang mit heidnischen Kulten zu stehen. Folglich wurden sie verboten und als sündhaft gebrandmarkt. Fakt ist, dass die Joikgesänge nur zu einem kleinen Teil für schamanistische Bräuche benutzt wurden. Ein Joik stellt eine Verbindung her zu Menschen, Tieren und Landschaften, die dem Sänger am (und im) Herzen liegen. In der Einsamkeit der Tundra, die die Rentierhirten wochenlang umgeben konnte, war diese Form durchaus auch telepathisch zu nennende Kommunikation überlebenswichtig.
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