www.rainerwenzel.de |
(Auswahl)
Verspielt verrückt verknallt |
unterwegs: 01.05.06: Nürnberg, KUNO Maifest 05.05.06: Nürnberg, Nütz, Fortbildung (mit Kathy Weller) 10.05.06: Erlangen, Lebenshilfe-Institut, Fortbildung „Kinderlieder, die bewegen" 11.05.06: München, Verkehrsmuseum Schwanthaler Höhe 16.05.06: Bad Kreuznach, Stadtbibliothek 17.05.06: Köln, Montessori Gesamtschule 17.05.06: Koblenz, Clubhaus TGC Redoute 18.05.06: Sundern, Schulen (8:00-11:00) 18.05.06: Sundern, Schulturnhalle (16:00) 19.05.06: Kaisersesch, Förderverein (10:00) 19.05.06: Koblenz, Turnhalle Rübenach (15:30) 20.05.06: Pappenheim, Fortbildung und Konzert/Symposium 28.05.06: Erlangen, Frankenhof (mit Uttenreuter Kinderchor) 29.05.06: Erlangen, Büchenbach Scheune 25.06.06: Regensburg, Stadtpark, Kinderbürgerfest 28.06.06: Haubinda, Schulaula 29.06.06: Milz, Kulturhaus 02.07.06: Ebermannstadt, Burg Feuerstein, Burgfest 25.08.06: Nürnberg, Erfahrungsfeld d. Sinne, Themenkonzert Feuer-Eis 08.10.06: Ansbach, Kammerspiele 12.11.06: Hamburg, Freizeitzentrum Schnelsen 14.11.06: Höchstadt, Fortbildung „Kinderlieder, die bewegen“ 15.11.06: Höchstadt, Fortbildung „Musik Musik Musik!“ 25.11.06: Schwaig, Gemeindebücherei 03.12.06: Fürth-Poppenreuth, St. Peter & Paul (mit Gottfried Rimmele) |
Auf der Hülle eines alten Tonträgers aus der Ratz-Records-Schmiede, einer Musikkassette, die ein moderne Medien gewohnter Knirps von heute womöglich gar nicht mehr als einen Hort für Lieder begreift, prangt Kaakuuri, der Zaubervogel. Unter eben diesem Titel hatte Rainer Wenzel seinerzeit die besten Spiel- und Bewegungslieder aus zehn Jahren, nämlich von 1986 bis 1996 zusammengefasst. „Kaakuuri, er fliegt um die Welt, / Grad’ wie’s ihm gefällt. / Fliegt Kaakuuri hoch in deinem Traum, / Findet er ein blaues Nest in einem Baum“, heißt es im Text. Die Farben im Lied sind wandelbar - sind es die Visionen des Liedermachers auch? Schon der legendäre Erstling Kaakuuri hatte unter anderem bereits eine ganze Reihe anderer der liebenswert komischen Vögel eingeführt, die Wenzels Karriere seitdem bevölkern. Wo kommen sie her? Und wohin hat es sie geführt?
Von Cathrin Alisch
„Musikalisch gesehen bin ich Autodidakt“, sagt Wenzel selbst. Mit elf Jahren begann er Gitarre zu spielen. Später kamen diatonisches Akkordeon und Dudelsack hinzu. Als seine musikalische Heimat definiert er europäischen Folk, wobei er sich schon relativ früh an eigenen deutschen Texten versuchte. Zwischen Tänzen aus Holland, Frankreich und der Bretagne finden sich bereits auf den ersten Tonträgern Lieder, die traditionelle Kompositionen mit eigenen Texten versahen oder gar schon komplett aus eigener Feder stammten. Als unmittelbarer Höreindruck vermitteln sich vor allem Spontaneität und der Spaß am eigenen Experimentieren und Mitteilen - auch heute noch.
Mit gleichermaßen elementarem wie unbedingtem Gestaltungswillen machte sich Wenzel 1966, gerade 16-jährig, mit der Gitarre im Arm auf den auch für viele andere seiner Generation vor ihm und nach ihm üblichen Weg - mitten hinein in den wuchernden Dschungel mehr oder minder konzertanten Aktionen zwischen Straßenmusik, kleinen Bühnen, Tanzböden, Clubs, Kantinen und Kulturhäusern. „Wie ich einmal Tarzan war“ von der CD Au Backe!! lässt sich durchaus als selbstironische Beschreibung der eigenen Abenteuer auf den verschlungenen Pfaden einer musikalischen Biographie lesen - über Berg und Tal, Trepp’ auf, Trepp’ ab, Show up und down ...
Zum Geheimnis guter Liedermacherinnen und Liedermacher gehören auch der Mut und die Fähigkeit zu Authentizität. Was ist das für ein Mensch, der uns da vom Leben singt? „Au Backe, Hundekacke!“ - die eigenen Ausrutscher, Ängste, Wünsche und Visionen glaubhaft zu artikulieren, schafft Vertrauen und baut Brücken, besonders zu einem jungen, intuitiv und impulsiv reagierenden Publikum. Wir reden über Unmittelbarkeit, Direktheit und das rechte Händchen für den gewissen Mix zwischen Alltagskomik, Poesie und Wirklichkeit. Genau darin scheint Wenzel Meister zu sein - und zwar in einer Weise, die sich nicht allein mit Bühnenerfahrung und solidem Handwerk begründen lässt: Auch im Zeitalter von Hightech, Megamedien und Videokult bannt dieser Barde seine kleinen Hörer - ob 20 oder über 200 an der Zahl - nach wie vor mit der eigenen Lebendigkeit! Gitarre, Mikro und ein Minimum an Requisiten reichen ihm als Hilfsmittel. Das ist beachtlich, wird beachtet und deutlich honoriert.
www.antifa.de www.strom-wasser.de www.wecker.de www.traumton.de |
CD-Tipp: |
Strom & Wasser unterwegs: 26.04.06: Berlin, Tacheles 28.04.06: Wuppertal, LCB 29.04.06: Hannover, Faust 05.05.06: Fresenhagen, Rio-Reiser-Haus 06.05.06: Oldenburg, Unikum 07.05.06: Hamburg, Follsgarden 11.05.06: Koblenz, Circus Maximus 12.05.06: Bonn, Harmonie (mit Klaus dem Geiger) 18.05.06: Leipzig*, Moritzbastei 19.05.06: Jena*, Volkshaus 20.05.06: Lutterbek, Lutterbeker 23.05.06: Leipzig, Moritzbastei 24.05.06: Halle, VL Ludwigsstraße e. V. 26.05.06: Kassel, Schlachthof 27.05.06: Mainz, Kulturcafé 28.05.06: Berlin, Kulturfabrik Moabit 16.06.06: Wallerfangen 17.06.06: Güstrow, Theater 08.07.06: Ingelheimer Folkfestival 23.09.06: Torgau, Kulturbastion 29.09.06: Leverkusen, JZ 04.10.06: Bremen, Tower 05.10.06: Hamburg, Logo 06.10.06: Kiel, Pumpe 07.10.06: Schwerin, Speicher 16.11.06: Bonn, Mausefalle 18.11.06: Landau, Fatal 22.11.06: Erfurt, Museumskeller 23.11.06: Ilmenau, Alte Försterei * im Vorprogramm von Götz Widmann |
Am Ende konnte man sie gar nicht mehr übersehen: Zeitungen, das Radio, ja, selbst das Fernsehen war Anfang März voll von der Antifa-Tour, die Strom & Wasser und Konstantin Wecker zu diesem Zeitpunkt nach Neustadt an der Orla, Jena, Schwerin und Bad Freienwalde führte. Nachdem sich die Behörden in Hoyerswerda und Halberstadt alles andere als kooperativ verhalten hatten, waren aber nicht nur die Medien hellhörig geworden, sondern auch die betroffene Bevölkerung vor Ort. Die „Stimme“ von Strom & Wasser (s. Folker! Heft 06/2005) liefert für den Folker! eine ganz persönliche Zusammenfassung der Motive und Ereignisse direkt von der Tour.
Von Heinz Ratz
Im September 2005 fragte ich nach einer Lesung in Halle Konstantin Wecker, ob wir beim nächsten Vorprogramm für ihn auf die Situation politisch engagierter Jugendhäuser und Antifa-Gruppen aufmerksam machen könnten, die in manchen Gegenden die letzte Anlaufstelle gegen ein zunehmendes rechtsradikales Potenzial bilden, deren Arbeit aber durch Anfeindungen der Behörden und bürgerlicher Kreise vielerorts gefährdet und sehr mühselig ist. Konstantin reagierte sofort: Ich solle ihm ein paar der Krisenregionen nennen und dann könnten wir dort zugunsten der betreffenden Einrichtungen spielen. So fassten wir den Plan, im März 2006 Konzerte in Hoyerswerda, Neustadt an der Orla, Halberstadt und Schwerin zu spielen. Das Motto sollte klar benannt sein: „Nazis raus aus unserer Stadt“ - eine kleine Antifa-Tour.
Erste Schwierigkeiten traten in Hoyerswerda auf: Der Leiter der dortigen Kulturfabrik, ein Mann, der sich die Liedermacherförderung groß auf die Fahne schreibt, erklärte gegenüber Konstantin Weckers Management, unter dem Motto könne er keine Veranstaltung zulassen. Die Stadt habe so viel gegen Nazis unternommen - nun seien keine mehr da, daher sei auch das Motto der Veranstaltung komplett deplatziert. Mein Versuch, einen anderen Saal im Ort zu finden, scheiterte an Terminüberschneidungen, sodass wir schweren Herzens beschlossen, die Sache in Sachsen fallen zu lassen - obwohl gerade dort nach meiner Erfahrung vielerorts eine übermächtige rechte Szene das Jugendgeschehen bestimmt. Als Ersatz bot sich immerhin das soziokulturelle Kinder- und Jugendzentrum Offi in Bad Freienwalde/Brandenburg an.
Einige Zeit später stießen wir auf Probleme in Halberstadt. Auch dort, wo wir zugunsten der Zora e. V. spielen wollten, einem durch rechtsradikale Attacken schon schwer getroffenen Jugendclub, verlangte plötzlich der Landkreis, dass wir die Slogans „Nazis raus aus unserer Stadt“ und „Antifa“ auf Plakaten und Eintrittskarten schwärzen. Zusätzlich drohte die NPD mit Protesten und Aktionen gegen die Veranstaltung, notfalls gar mit Klage vor Gericht, um ihre nationalen Veranstaltungen dann ebenfalls in öffentlichen Räumen durchführen zu können. Sie würde außerdem das Konzert „massiv“ besuchen. Augenblicklich wurde die Genehmigung durch den Landkreis wieder zurückgezogen. Auch ein Privatveranstalter sagte aufgrund der Drohungen der NPD ab. Auf ihrer Internetseite äußerte sich die NPD nun mit einer unverschämten Siegessicherheit, primitiven Beleidigungen gegen Konstantin Wecker und kaum verschlüsselten Hinweisen auf Randale beim Konzert.
Obwohl wir von Seiten der örtlichen Zeitung Rückenwind bekamen und die Feigheit der Stadt dort angeprangert wurde, hatten auch meine Bemühungen, vielleicht einen Industriellen zu finden, der uns seine Betriebsräume zur Verfügung stellte, keinen Erfolg. In meinem Gespräch mit dem stellvertretenden Bürgermeister äußerte der sein Bedauern darüber, dass die Veranstaltung nun nicht möglich sei, ich müsse aber die Verantwortung der Stadt für die Sicherheit ihrer Bürger bedenken, außerdem sei ja die NPD eine demokratische Partei - und dann bat er mich auch noch um Verständnis dafür, dass die Stadt und ihre Bürger sich nicht „von einem Konzert vergewaltigen lassen wollten“.
Es ist sehr traurig und bedenklich, dass in manchen Orten die NPD nur mit dem Zaunpfahl winken muss, damit ihr Wille geschehe. Es spricht auch gegen die Zivilcourage der örtlichen Politiker. In einem demokratischen Staat muss es jederzeit möglich sein, ein Konzert oder eine kulturelle Veranstaltung gegen verfassungsfeindliche Gruppierungen zu machen. Und die Nazis von Halberstadt haben ja bewiesen, dass sie teilweise selbst vor Tötungsdelikten nicht zurückschrecken. Wir werden uns von der NPD natürlich keinen Maulkorb anlegen lassen. Es ist geplant, im Sommer in Halberstadt ein großes Openair zu spielen, mit Konstantin Wecker und Strom & Wasser, zugunsten der Zora und unter dem Motto „Nazis raus aus unserer Stadt“.
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