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One O Four (Universal Belgien, 2001) |
unterwegs: www.magnetic-music.com 23.06.06: Bad Rappenau-Bonfeld, Festival Folk im Schlosshof ( www.folk-im-schlosshof.de) |
Manchmal wachsen Gras und Wiesenblumen auch dort, wo man es kaum für möglich hält, etwa in einer U-Bahnstation. So ist es jedenfalls auf dem Cover der ersten CD der belgischen Folkpopband Urban Trad zu sehen. Der Name der Gruppe beschreibt das Programm: Musik, die zumindest nach Tradition klingt, wird mit einem urbanen, glatten Sound versehen. Im Juni wird Urban Trad zum ersten Mal in Deutschland auftreten.
Von Christian Rath
Urban Trad hat acht Mitglieder, doch im Zentrum steht Flötist Yves Barbieux. Er komponiert und arrangiert alle Stücke, er wählt die Musiker aus, er ist die Konstante auf den bisher drei Alben der Band. Dabei wirkt der 35-Jährige im persönlichen Gespräch alles andere als dominant, eher wie der nette junge Mann von Nebenan. Wohl deshalb trägt er auf der Bühne stets eine braun-beige Ethnokappe, die ihn etwas künstlerhafter wirken lässt.
Zur Folkmusik kam Barbieux mit 18, als er mit Freunden das Festival im französischen Saint-Chartier besuchte. Vor allem die Akkordeonistin Sharon Shannon faszinierte ihn. Bis dahin hatte er zwar Flöte und auch Keyboard gespielt, aber nur in Popbands an seiner Schule. Im Studium gründete er mit Kommilitonen seine erste ernsthafte Band, Coincidence, und hatte gleich Erfolg. Nach einem selbst produzierten Album mit Chansonfolk erschien die zweite CD bereits bei der Majorfirma Universal. Anschließend löste sich Coincidence auf, weil man sich intern nicht über die weitere Entwicklung einigen konnte.
Doch bei Universal lernte Yves Barbieux den Manager Wilfried Brits kennen, der ihn ermunterte, das Projekt Urban Trad zu starten. Zunächst ging es nur um einen Song, „La Belle Jig“, dann wurde eine Maxi-CD geplant und als das Demomaterial gut klang, gab Universal sogar eine ganze CD in Auftrag. Yves Barbieux arbeitete in den Sessions zur CD One O Four, die 2001 veröffentlicht wurde, mit nicht weniger als 24 Musikern zusammen, darunter einige „Hot Shots“ der belgischen Folkszene, wie der Akkordeonist Didier Laloy oder der Gitarrist Philip Masure, der heute noch dabei ist. Barbieux spielte Flöte, Dudelsack und besorgte das Programming. Bei der Präsentation des Projekts in Brüssel waren immerhin 18 Leute auf der Bühne. Als ich damals das erste Mal Urban Trad hörte, war ich etwas enttäuscht. Unter „urbaner“ Musik hatte ich mir etwas Kantigeres vorgestellt. Die Musik war keltisch geprägt, die Arrangements popsoft. Das Stück „Vodka Time“ klang fast discohaft und hätte auch von DJ Ötzi stammen können.
Aber das Projekt hatte Erfolg und Yves Barbieux begann, eine feste Gruppe zusammenzustellen - für Liveauftritte und auch für die nächste CD. Doch eine richtige Band wollte er nicht mehr haben. „Das fand ich zu anstrengend“, erinnert sich Barbieux an seine Zeit bei Coincidence, wo die demokratischen Entscheidungsstrukturen letztlich zur Auflösung der Band geführt hatten. Jetzt ist er der Chef und hat die Verantwortung allein, aber das ist ihm lieber, zumal es ja auch noch Wilfried Brits, den Manager gibt, der fast so etwas wie ein Bandmitglied geworden ist.
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