In der Ausgabe Januar/Februar 2006 findet Ihr:
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde, beim dritten Tanz&FolkFest Rudolstadt drückte mir im Sommer 1993 Kate McGarrigle eine Kassette ihres Sohnes Rufus in die Hand. Sie wollte wissen, was ich denn von seinen ersten musikalischen Gehversuchen halten würde. Mittlerweile sind über zehn Jahre ins Land gegangen und nicht nur Rufus, sondern auch Martha Wainwright haben die McGarrigles an Popularität weit übertroffen (s. auch Artikel zu Kate & Anna McGarrigle in diesem Heft). Wobei den beiden Nachwuchskünstlern allerdings auch die Bodenhaftung etwas verloren gegangen zu sein scheint. Gespräche mit ihnen für einen Beitrag zum Thema „Kinder bekannter Eltern“ kamen leider nicht zustande. Im Falle Rufus Wainwright wurde ein bereits vereinbarter Interviewtermin kurzfristig wieder abgesagt, weil er sich auf Rundfunkpromotion beschränken wolle. Martha wollte von vornherein kein persönliches Interview geben. Großzügig wurde angeboten, Fragen per eMail zu beantworten. Doch als die vorlagen, hatte sie dazu auch keine Lust mehr. Vielleicht per Telefon hieß es dann ... Ich beschreibe diesen Vorgang, weil er einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Arbeit der Folker!-Autorinnen und -Autoren bietet und damit auch des Alltags des Folk- und Weltmusikbusiness überhaupt. Mit Unterstützung des Folker! wurde im vergangenen November in Dresden beim Liederfest 2005 der Liederpreis der Liederbestenliste an Hans-Eckardt Wenzel und der Förderpreis an Christoph Weiherer verliehen. Als Preise gab es während des Konzerts sozusagen „live“ entstandene Karikaturen der Folker!-Hauszeichnerin Imke Staats. Rechtzeitig zum Liederfest erschien auch die CD Liederfest - Liederbestenliste live. 14 Liederpreisträger sind darauf mit bislang nicht erhältlichen Liveaufnahmen vertreten. Es handelt sich dabei um die Siegertitel von Franz Josef Degenhardt (1995), Dziuks Küche (2002), Gundermann & Seilschaft (1994), Tinu Heiniger (2003), Franz Hohler (1997), Kölner Musikerinitiative gegen Rassismus und Neonazis „Arsch huh, Zäng ussenander“ (1993), Manfred Maurenbrecher (1998), Reinhard Mey (1999), Georg Ringsgwandl (1987), Christof Stählin (1991), Stoppok (2000), The Piano Has Been Drinking (1992), Konstantin Wecker (1993) und Hans-Eckardt Wenzel (2005) - bis auf Wenzels Titel aufgenommen bei den jeweiligen Liederfesten. Gleich mehrere dieser Interpreten nehmen vom 13. bis 15. Januar an einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing zum Thema „Liedermacher“ teil (www.ev-akademie-tutzing.de). Das ZDF schneidet diese Tagung mit und sendet eine Woche später, am 23. Januar, im Nachtstudio eine zweistündige Zusammenfassung. Auch das Deutschlandradio Kultur wird vor Ort sein und eine längere Sendung produzieren. Wer weiß, vielleicht geht von der Zusammenkunft in Tutzing ja eine Signalwirkung für die Szene der deutschsprachigen Musik aus. Das versprechen sich auch zwei neue Projekte in Sachen deutscher Volksmusik, die wir Ihnen in diesem Heft vorstellen: Deitsch und Schöne Weile wollen beweisen, dass nicht nur unsere europäischen Nachbarn mit traditioneller Musik erfolgreich sein können. Ansonsten sollte das erste Folker!-Heft im neuen Jahr eigentlich wieder für jeden etwas zu den Themen Folk, Lied und Weltmusik zu bieten haben. Eine Vielfalt, die bei der Wahl der Folker!-CD des Jahres nicht deutlicher hätte dokumentiert werden können. Auch wenn Juror Jan Reichow zu Recht bemängelt, dass ein ganzer Erdteil gar nicht vertreten ist. Anfang Dezember feierte Reichow, langjähriger Leiter der Abteilung „Volksmusik“ im WDR-Hörfunk, seinen 65. Geburtstag. Ende des Jahres trat er in den Ruhestand - zumindest in Sachen WDR. Zukünftig wird er jedoch im Folker! in unregelmäßig erscheinenden Kolumnen das Musikgeschehen kommentieren. Zuvor werden wir Jan Reichow - untrennbar verbunden mit dem von 1976 bis 2003 stattgefundenen WDR Folkfestival - in einem Beitrag im kommenden Heft würdigen. 2006 hat gerade erst begonnen und schon werfen große Dinge ihre Schatten voraus: Im März erscheint mit Heft 02/2006 der 50. Folker! seit Veröffentlichung der ersten Ausgabe im Januar 1998. Anlass für die Redaktion Sie als Leserinnen und Leser aufzufordern, uns Ihre Meinung zu sagen. Was gefällt Ihnen am Folker!? Was sollten wir anders machen? Welche Themen vermissen Sie? Schreiben Sie uns einfach, was Sie denken. Und damit entlasse ich Sie wieder einmal in die Lektüre einer brandneuen Ausgabe. Ihr Folker!-CvD PS: Nicht, dass es keine berichtenswerten Nachrichten zum Thema land of the free, home of the brave gäbe - aus gegebenem Anlass will ich jedoch dieses Mal auf eine Meisterleistung deutscher Behörden und Politiker aufmerksam machen. Für die zweite Ausgabe des Festivals transVOCALE waren Ende November u. a. das Ensemble Ayarkhaan und das Irkutsk Ensemble aus Sibirien angekündigt. Über vier Wochen lang vertröstete die deutsche Botschaft in Moskau die Festivalleitung, dass man die Visa schon rechtzeitig erteilen werde. Buchstäblich in letzter Sekunde kam dann die überraschende Mitteilung, dass man in Moskau gar nicht für Sibirien zuständig sei. Die Musiker müssten ihre Visa im deutschen Generalkonsulat in Nowosibirsk beantragen. Was aus Zeitgründen dann nicht mehr möglich war. Offensichtlich brauchten die Beamten in der russischen Hauptstadt vier Wochen zu dieser Erkenntnis. Böse Absicht wollen wir ja erst einmal gar nicht unterstellen. Ein Armutszeugnis der Behörde und ein falsches (kultur-)politisches Signal ist das Verhalten der deutschen Botschaft dennoch. Das transVOCALE-Publikum brachte dann auch seinen Unmut darüber zu Recht lautstark zum Ausdruck. |