Es gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können und die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als z. B. eine ordinäre Kompilation. In diesem Heft schreibt Frank Schuster über die CD-Serie
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Go East (Jaro): |
Bulgarian Passion (4270-2) |
Musik aus Osteuropa ist derzeit hip. Es gab eine Zeit, da drang nur wenig davon durch die Maschen des Eisernen Vorhangs. Und das, was rüberschwappte, war meist staatlich reglementiert und damit, von einigen Ausnahmen abgesehen, uninteressant. Natürlich gab es aber schon lange vor Russendisko oder Bucovina Club zwischen Warschau und Wladiwostok, zwischen Baltikum und Balkan irre viel an guter Musik. Eine erste Ahnung davon bekam der Westen Mitte der 80er Jahre, als der Frauenchor Angelite mit dem Album Das Geheimnis der bulgarischen Stimmen Triumphe feierte. Solch intensive, filigrane, komplexe und bis dato „unerhörte Vokalmusik hatte rein gar nichts mit dem Einschläferklängen des in der örtlichen Mehrzweckhalle probenden Frauen- (oder Männer-)Gesangsvereins zu tun. Popbands, etwa Dead Can Dance, ließen sich davon inspirieren, manch ein Musiker sampelte die flirrenden, obertonreichen Sounds.
Und damit sind wir schon mitten bei der ersten der vier CDs, die die Plattenfirma Jaro, unterstützt von den Kollegen der Zeitschrift Blue Rhythm, unter dem Motto Go East aufgelegt hat (weitere Alben sollen folgen). Auf Bulgarian Passion ist ausschließlich der Chor Angelite - mit unterschiedlichen Gastmusikern - zu hören. Ein guter, repräsentativer Querschnitt durch das Schaffen der engelsgleichen Sängerinnen. Mehr aber leider auch nicht. Denn im Gegensatz zu den anderen drei CDs der Reihe bildet diese nicht - wie der Titel verspricht - das Musikleben eines Landes ab. Romakapellen fehlen, etwa Gypsy-Shootingstar Jony Iliev oder der Klarinettenvirtuose Ivo Papasov. Da bietet Polish Spirit schon mehr an Überblick. Hier treffen unter anderem die Klezmer-Avantgardisten Kroke, die Akkordeonmusik-Erneuerer Motion Trio und die wilde Folkrock-Crossover-Combo Warsaw Village Band aufeinander. Die im Westen noch relativ unbekannte Band Kapela Ze Wsi Warszawa setzt mit dem repetitiv-peitschenden Hexengesang von „Babas Ride“ einen grandiosen Schlusspunkt.
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