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Heimspiel


25 Jahre SWR-Bluesfestival in Lahnstein

Und das war es dann, Baby Blues

Zum Silberjubiläum knipst der SWR eines seiner Glanzlichter aus

Discographie
(Auswahl)

SWF-Bluesfestival 1981-1991
   (3 CDs; Network Medien, 1992)
SWF-Bluesfestival 1992 - Blue Ladies

   (Network Medien, 1993)
SWF-Bluesfestival 1993, 1994 - New Blue

   (Network Medien, 1995)

Wo der Rotstift regiert, bleibt vor Wehmut kein Auge trocken! Erfolgreich oder nicht, den sinkenden Gebühreneinnahmen fällt mit dem SWR-Bluesfestival in Lahnstein ein weitere Nische im zunehmend stromlinienförmigen ARD-Programm zum Opfer. Wenn nicht noch etwas passiert ...

Von Wolf-Ingo Nordhofen

Christian Pfarr, Daddy Gattner und Tom Schroeder

Erneut hat es ein Festival zugunsten des „durchhörbaren“ Mainstreams erwischt. Diesmal traf es das älteste, renommierteste und - so die FAZ - „wichtigste Bluesfestival in Deutschland“. Am 24. September trafen sich zum 25. und letzten Mal Bluesfreunde aus ganz Deutschland zum SWR1-Bluesfestival.

Die Institution

1981, Synthie-Pop und New Wave waren angesagt, feierte das Mainzer Landesstudio des SWF (heute SWR-Landessender Rheinland-Pfalz) seinen 30. Geburtstag, unter anderem mit einem dem damaligen Zeitgeist nicht unbedingt entsprechenden Bluesfest. In der Stadthalle von Lahnstein, nahe Koblenz, trafen sich die Bluesfans erstmals zum SWF-Bluesfestival. Sie ahnten nicht, dass Lahnstein einmal pro Jahr „simply the Blues Mecca of the world“ werden würde, wie Siegfried Schmidt-Joos, Autor des Rock-Lexikons, es einmal Manfred Miller 2005 ausdrückte.

In 25 Jahren traten rund 200 Bluesmusiker/innen vor 30.000 Besuchern auf. 400 Radiostunden und fünf Alben - vier davon ausgezeichnet mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik - erreichten zusätzlich noch ein Vielfaches dessen an Hörern.

Seit 1997 wurde alljährlich der SWR-Bluespreis „Blues-Louis“ an Menschen verliehen, die sich besondere Verdienste um den Blues gemacht haben. Der erste Preisträger war Manfred Radermacher von der Touristeninformation Lahnstein. Es folgten Hildegard Doebner vom Folkclub Witten, Bill Ramsey, Inga Rumpf, Fritz Rau und, nach seiner Pensionierung, Tom Schroeder sowie in diesem Jahr Joy Fleming.

Thomas Dittrich 2005

Die Zukunft

Dr. Rosenbaum versprach im letzten Programmheft: „Im Funkhaus Mainz soll ab 2006 im Rahmen der [...] Kultur im Foyer der Blues an zwei aufeinander folgenden Abenden auferstehen.“ Zudem setzt sich der Verein „Lahnsteiner Musikszene“ für eine Weiterführung der Bluesfestivals in Lahnstein ein. Geplant ist die Gründung eines Fördervereins. Wer durch seine Mitgliedschaft oder anderweitig den Verein unterstützen möchte, wendet sich an

Lahnsteiner Musikszene
56112 Lahnstein
Tel: 02621-922 273
Fax: 02621-922 274
eMail: musikszene@lahneck-live.de

PS:
Zwischen Redaktionsschluss und Drucklegung erreichte uns die Meldung, dass es offenbar doch weitergeht mit dem Bluesfestival. Der Verein „Lahnsteiner Musikszene“ will am 23. September 2006, wiederum in der Stadthalle von Lahnstein, das Festival durchführen. Mittlerweile sind schon viele Unterstützungsangebote beim Verein angekommen. Weitere dürften dennoch willkommen sein.

PPS: Dr. Rosenbaums Versprechen, an zwei Tagen im Mainzer Funkhaus dem Blues Raum zu geben, soll mittlerweile auf einen Tag reduziert worden sein.


Mit Netz und doppeltem Boden

Konzertierte Aktion

Wie in England erfolgreich der Folknachwuchs gefördert wird - das „Gastspiel“ im „Heimspiel“

Young Folk Award:
   go! www.bbc.co.uk/radio2/r2music/
   folk/youngfolkaward2006

„Shooting Roots“:
www.folkarts-england.org/sroots
Folk-Degree Universität Newcastle:
www.ncl.ac.uk/sacs/undergrad/
    music/degrees/w340.htm
Arts Council England:
go! www.artscouncil.org.uk

Deutschland ist das Land der alten Newcomer. Wie der Folker! im letzten Heft berichtete, wird die Newcomerausgabe des ehemals deutschen Folk-, jetzt Weltmusikpreises RUTH vor allem an erfahrene Musiker und Musikerinnen vergeben - als Auszeichnung für neue Bandprojekte. „Wo bleibt da die Nachwuchsförderung?“, fragen sich zahlreiche Beobachter der deutschen Szene. In England läuft dagegen manches ganz anders. In Fortführung der Betrachtungen zur RUTH-Nachwuchsförderung im Folker! Heft 06/2005 einige Schlaglichter auf die Nachwuchsförderung auf der Insel.

Von Christian Rath

Sechs Bewerber - zwei Bands und vier Solisten/Solistinnen - stehen im Finale um den englischen Young Folk Award 2005. Der jüngste ist der Multiinstrumentalist Matthew Watson, gerade mal 15 Jahre alt. Und auch die älteste, die singende Geigerin Shona Donaldson, ist erst 20. Der von dem Sender BBC Radio 2 vergebene Award ist also ein echter Nachwuchspreis. Teilnehmen können nur Musiker und Musikerinnen bis 20 Jahre. Keine Chance für neue Projekte alter Hasen.

Der Gerechtigkeit halber muss man aber wohl erwähnen, dass es bei den BBC Folk Awards neben dem Young Folk Award auch einen „Horizon“-Preis gibt, der ziemlich der deutschen Newcomer-RUTH entspricht. Im Jahr 2005 bekam ihn die Sängerin Karine Polwart, die mit inzwischen 34 Jahren auch schon einige Banderfahrung - etwa bei Malinky oder der Battlefield Band - machen konnte.

Die Frage bezüglich der Nachwuchsförderung hierzulande ist also eher, warum es neben der Newcomer-RUTH nicht wie in England einen echten Nachwuchspreis für junge Musiker gibt. Die wahrscheinliche Antwort ist so nahe liegend wie banal: In England lohnt sich das, in Deutschland gibt es in diesem Alter überhaupt nicht genügend Folktalente.

Generationenvertrag

Tatsächlich hat sich die englische Folkszene in den letzten Jahren spürbar verjüngt. Überall schwärmen die Festivalveranstalter, dass wieder massenhaft junge Leute zu den Konzerten und zu den Tanzfesten kommen. Früher galt in England die Formel: Das ältere Publikum geht zum Folkfestival, die jüngeren stehen mehr auf Weltmusik. Inzwischen, so hat fROOTS-Herausgeber Ian Anderson beobachtet, kommt das Weltmusikpublikum in die Jahre und der Altersschnitt der Folkfeste sinkt rapide, weil wieder viele Junge kommen.

„Das sind vor allem Leute, die schon mit ihren Eltern auf Folkfeste gegangen sind“, erklärt die junge Konzertveranstalterin Kate Longmate (Queen Mab’s Music) und verweist auf ihre eigene Erfahrung. Auch von anderer Seite ist diese Theorie zu hören, aber man wundert sich doch: Sonst lehnen Jugendliche doch die Musik ihrer Eltern eher ab!? „Natürlich gab es auch bei mir eine Phase der Auflehnung“, erinnert sich Longmate, „aber dann haben ich und viele andere meiner Generation die Folkmusik neu entdeckt.“

Doch die jungen englischen Folkfans bleiben nicht beim passiven Konsum stehen, vielmehr machen viele auch aktiv Musik. Bei den Festivals gibt es inzwischen häufig Workshops für Jugendliche. Die Organisation FolkArts England koordiniert sogar ein richtiges Programm namens „Shooting Roots“, das inzwischen seit mehr als zehn Jahren besteht und in diesem Sommer bei acht größeren Festivals aktiv war. Um nur zwei Beispiele herauszugreifen: In Holmfirth boten neun Tutoren drei Arbeitsgruppen zu Tanz, Theater und Musik an. Und beim Towersey Village Festival nahmen 95 Jugendliche am Crazy Summer Dance Workshop teil.

Als Tutoren fungieren heute oft begabte Teilnehmer aus früheren Jahren. So versorgt sich das Programm mit immer neuem Schwung. „In den nächsten Jahren wollen wir verstärkt auch in die Schulen gehen“, kündigt Jess Adams von FolkArts England an.

Wissenstransfer

FolkArts England versteht sich als „nationale Entwicklungsagentur für Folk, Roots und traditionelle Musik“. Sie betreibt sozusagen kulturelle Entwicklungshilfe im eigenen Land. Organisatorisch ist FolkArts England, 2003 gegründet, ein Dach für drei Gruppen, die schon länger bestehen: das Jugendprogramm „Shooting Roots“, die Organisation der Folkfestivals (Association of Festival Organisers, AFO) und die Folklobby FolkArts Network (FAN). Das Geld für vier fest angestellte und zahlreiche freie Mitarbeiter kommt vom Arts Council England, einer Regierungsorganisation, die Kunst aller Art in England fördert.


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