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Montgolfières (Label Bleu, 1995; |
unterwegs: 10.02.06: Luxemburg (L), Philharmonie 11.02.06: Offenburg, Reithalle im Kulturforum |
Nachdem das französische Label Bleu 1995 das erste Album des Stationsvorstehers von Cuneo herausgebracht hatte, dauerte es gerade einmal zwei Jahre, bis er im ehrwürdigen Pariser Olympia begeistert empfangen wurde. Seitdem erfreut sich der Piemontese weltweit steigender Popularität. Wer weiß, vielleicht muss er eines Tages wirklich seine Arbeit bei der Eisenbahn an den Nagel hängen.
Von Martin Steiner
Preferisco Così Mir ist es lieber so Mir ist es lieber so Mir ist es lieber so |
Wer über Gianmaria Testa schreibt, schätzt es, dessen Arbeit bei der Bahn als Aufhänger zu verwenden. Ein singender, Gitarre spielender Poet und Bahnhofsvorsteher - das gibt es ja nun wirklich nicht alle Tage. Der Bahnhof dient dem Cantautore als Inspirationsquelle. Mit sanft melancholischem Blick wirft er ein Auge auf die „Le Donne Nelle Stazioni“. Die Hommage an „die Frauen auf den Bahnhöfen“, die immer in den Armen eines Andern weggehen, ist vielleicht das schönste Lied, in dem Bahnhöfe neben Frauen die Hauptrolle spielen. Der Liedermacher und Stationsvorstand - eine hübsche Anekdote. Aber viel wichtiger für die Welt außerhalb von Cuneo ist jedoch, dass Michel Orier, der Chef des französischen Labels Bleu, einen der poetischsten und musikalisch spannendsten italienischen Cantautori weltbekannt gemacht hat.
Montgolfières heißt sein erstes, 1995 erschienenes Album, das bereits all das vereinigt, was Gianmaria Testa so speziell macht: eine tiefe, rau-sonore Stimme, Lieder zwischen Swing Jazz, Tango, Habanera und Italianità. Darin erzählt er über „die Frauen auf den Bahnhöfen mit Röcken wie Drachen im Sturm“ und zu lang geratene Städte, in denen die Männer unter prasselndem Regen der Liebe in Sommerfarben nachtrauern. Gianmaria Testas Gefühlswelten werden nie isoliert dargestellt. Die Gefühle werden immer von Wind und Wetter, Licht und Schatten umrankt. „Ich liebe die Natur. Sie ist für mich sehr wichtig. In der Natur sind alle Stimmungen vorhanden, man muss nur die Augen offen halten. In der Nacht schaue ich oft zu den Sternen.“ Und wer zu den Sternen hochschaut, wird früher oder später an die Liebe denken. „Ja, meine Lieder handeln oft von der Liebe. Bei uns sagt man: ‚Die Liebe ist der Reichtum der Armen.’ Ein Liebeslied kann auch ein Vorwand sein, um über etwas anderes zu sprechen. Alle meine Lieder tragen autobiographische Züge. Nicht, dass ich all das selbst erlebt habe, was ich darin erzähle. Doch ich singe immer über Erfahrungen, die Menschen in meiner Umgebung durchlebt haben.“ Da verwundert es kaum, dass die Gefühle der Menschen in Gianmaria Testas Schaffen nicht immer unbeschwert sind. Doch Empfindungen sind wie das Wetter: Immer wieder taucht ein Silberstreifen am Horizont auf.
Bereits 1996, ein Jahr nach Montgolfières, erscheint Extra-muros. Das Album führt den Piemontesen auf direktem Weg ins Pariser Olympia. Konnten Kritiker auf der Debüt-CD etwa noch gewisse Einflüsse eines Fabrizio de André oder Francesco Guccini ausmachen, zeigt Extra-muros einen durch und durch eigenständigen Gianmaria Testa. Das im Herbst 2005 wiederveröffentlichte Werk begeistert schon kurz nach Erscheinen das französische Publikum. Hier passt einfach alles zusammen: die Melodien und Texte, aber auch die Arrangements seiner Begleitmusiker, deren Beiträge gleichwertig neben dem Gesang stehen.
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