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Verkehrte Welt bei der Weltmusik. Während in Politik, Wirtschaft und Medien die englische Sprache dominiert, gelten im Weltmusikbusiness die Frankophonen, also die französisch Sprechenden, als maßgebend. Bei der jüngsten Ausgabe der Weltmusikmesse WOMEX in Newcastle/Gateshead gab es nun erstmals Rufe aus der englischen Szene, das französische Modell zu kopieren.
Konnten nicht überzeugen: Dele Sosimi, Jagwa Music, Thandiswa |
Von Christian Rath
Zum ersten Mal gastierte die jährliche Messe in Großbritannien, und deshalb gab es auch einen besonderen Schwerpunkt: die Länder des Commonwealth der ehemaligen britischen Kolonien. Diese 53 Staaten, zu denen etwa Indien, Südafrika und Nigeria gehören, repräsentieren immerhin ein Drittel der Weltbevölkerung. Doch in der europäischen/nordamerikanischen Weltmusikszene stehen sie bisher eher am Rand. Und das ist kein Zufall.
Aus Paris fließt viel Regierungsgeld für die Förderung der französischen Sprache und der französisch beeinflussten Kultur. So unterhält Frankreich weltweit zehn Exportförderungsbüros für französische Musik, die selbstverständlich auch Weltmusik pushen. So gibt es seit einigen Jahren jeweils zur WOMEX einen Sampler French Essentiels - World Music Produced In France. Natürlich stellen Künstler aus dem frankophonen Afrika darauf die meisten Tracks. Daneben vernetzt die Agence intergouvernementale de la Francophonie weltweit die französischsprachige Welt und sorgt zum Beispiel dafür, dass Künstler aus dem französischsprachigem Afrika in Frankreich, Kanada, Belgien und der Schweiz touren können. Die Agence wird von 50 Staaten finanziert, wobei sich die Beiträge nach der Wirtschaftskraft richten - Frankreich hat deshalb maßgeblichen Einfluss. 1993 gründete die Agence de la Francophonie auch die Kulturmesse MASA, die alle zwei Jahre in Abidjan, der Haupstadt der Elfenbeinküste, stattfindet. Hier sollen die besten afrikanischen Produktionen aus Theater, Literatur und natürlich Musik zusammenkommen.
Viele sehen in solcher Förderung auch den Grund, dass es Künstler aus Algerien (Khaled) und Mali (Amadou & Mariam) in Frankreich bis in die Charts schaffen, während Weltmusikkünstler aus englischsprachigen Ländern der internationale Durchbruch nur selten gelingt. „Wir brauchen ein entsprechendes Fördernetzwerk für die anglophonen Länder“, forderte jetzt die Engländerin Ros Rigby, die als Programmdirektorin der Konzerthalle The Sage in Newcastle/Gateshead faktisch Gastgeberin der WOMEX war. „Der Commonwealth wäre dafür die ideale Struktur“, meint Rigby. Sie versteht nicht, dass vom Commonwealth bisher allenfalls Schriftsteller gefördert werden, nicht aber der Musikaustausch innerhalb des Staatenbundes. Was möglich wäre, zeigte sich bei den Commonwealth Games 2000 in Manchester. Damals wurde ein ambitioniertes musikalisches Begleitprogramm zum Sportereignis auf die Beine gestellt. „Wenn der Commonwealth wollte, könnte er die anglophone Weltmusikszene auf ein ähnliches Niveau bringen, wie die frankophone“, glaubt Rigby.
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