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Metallica meets Folk

Hoven Droven

Holterdipolter aus Schweden

go! www.hovendroven.com
Discographie

Hia-hia (Xource, 1994)
Grov (Xource, 1996)
Hoven Droven (Westpark, 2000)
Hippa (Westpark, 2001)
Turbo (Westpark, 2006)

Manch einer mag bei Schweden vielleicht zuerst an Wikinger und bei schwedischer Musik zuerst an ABBA, Roxette oder die Cardigans denken, aber das Land im Norden Europas hat mehr als das zu bieten, vor allem im Bereich der Folkmusik. Garmarna, Triakel, Groupa, Väsen oder Hedningarna stehen vorn an in Sachen Swedish Folk, aber auch neuere Bands wie beispielsweise Kalabra machen inzwischen außerhalb heimischer Konzerthallen von sich reden. Bereits seit 1990 begeistern Hoven Droven mit ihrer eigentümlichen Mischung aus Folk und Rock die Fans innerhalb und außerhalb Europas. Die fünf Schweden haben inzwischen ihr fünftes Album veröffentlicht und frönen mehr und mehr auch dem ganz normalen Familienleben.

Von Claudia Frenzel

„Stellt euch vor, Metallica und die Chieftains gehen zusammen auf die Bühne - dann wisst ihr ungefähr, was Hoven Droven macht.“ So versucht Hoven Droven Westpark, das Kölner Label der Band, zu beschreiben, was sich schwer beschreiben lässt. Bereits 1989 gründete sich die Band mit dem Namen, der Konzept ist. Hoven droven, ein schwedischer Slangbegriff, bedeutet so viel wie „hier und da“, „Holterdipolter“ oder „was auch immer“ und steht übertragen für „Musikmix“. Die Mixtur, die die fünf Schweden bevorzugen, besteht aus schwedischer Folkmusik, härteren Rockklängen und modernen Soundeinflüssen. Im Programm haben sie Polskas, Walzer und Polkas, die sie in ganz unkonventioneller Weise mit E-Gitarren und schwerem Schlagwerk rein instrumental auf die Bühne bringen. Lediglich auf einer CD, dem 2000 erschienenen Album Hoven Droven, hat die Band sich an Gesangsparts versucht, die die beiden Gastsängerinnen Sofia Sandén und Ulrika Bodén beisteuerten.

Nach nunmehr 15 Jahren im Geschäft können sich die Herren schon nicht mehr erinnern, ob zuerst das Konzept da war oder der Name. „Wir haben den Namen von irgendwoher geklaut ...“, geben Schlagzeuger Björn Höglund und Saxophonist Jens Comén lachend zu. „Als wir uns den Namen gegeben hatten, stellten wir fest, dass es schon eine alte schwedische Folkplatte mit diesem Namen gab, aber das macht nichts“, erzählt Jens Comén. Und das macht wahrscheinlich in der Tat nichts, denn Hoven Droven haben dieser schwedischen Folkaufnahme in gewisser Weise zu neuen Ehren verholfen. Mit Hoven Droven ihrer modernen Adaption der Folkmusik des Nordens haben sie es geschafft, sowohl von den älteren Folkfans akzeptiert zu werden als auch junge Menschen an die alte Musiktradition Schwedens heranzuführen. „Die meisten Reaktionen auf unsere Musik sind sehr positiv, auch von älteren Leuten“, erzählt Höglund. „Auch alte Folkmusiker finden das, was wir machen, sehr gut. Sie sehen, dass wir etwas für sie tun, dass junge Leute vielleicht über uns oder Bands wie Hedningarna erste Tuchfühlung mit der Folkmusik aufnehmen und sich nach einiger Zeit vielleicht auch für das interessieren, was hinter unserer Musik steht.“ Wahrscheinlich ist an dieser Beobachtung etwas dran, denn Bands wie Hoven Droven haben ein treues Publikum quer durch alle Altersgruppen, und auch in den letzten Jahren hat sich weiterer Folknachwuchs in Schweden formiert - wie beispielsweise die junge Band Kalabra. Glaubt man den Erzählungen der Band, so haben im Zuge der gewachsenen Popularität der Musik von Hoven Droven immer mehr junge Menschen in Schweden Geige spielen gelernt.

Generationsübergreifend

Wie manch andere Band im Crossoverbereich von Folk und Rock kommt es auch auf den Konzerten dieser Band zur Symbiose von Folkies und Rockfans, und in gewisser Weise scheint ihre Musik zudem generationsübergreifend zu sein. Auf ihren Konzerten scheint von sechs bis sechzig jeder zu tanzen oder zumindest Hoven Droven mit dem Fuß zu wippen. Letztlich spiegelt ihre eigene Musik aber wohl vor allem die musikalischen Vorlieben der Musiker selbst wider; denn die kommen im Einzelnen aus recht unterschiedlichen Richtungen. Diese reichen von Charlie Parker bis KISS, versuchen es die Schweden grob einzugrenzen. So sammelte Gitarrist Bo Lindberg neben Hoven Droven auch mit der Avantgarde-Rockband Myrbein musikalische Erfahrungen und wirkte gar bei der im letzten Jahr erschienenen Iron-Maiden-Tribute-CD Food For Thought mit. Schlagzeuger Jens Comén verdingt sich nebenbei in etlichen Bands, egal ob sie Rock, Pop, Jazz, BigBeat oder gar Punk machen, während sich Bassist Pedro Blom offen zu AC/DC und Motörhead bekennt, die doch so gar nichts mit Folk zu tun haben. Lediglich Geiger Kjell-Erik Eriksson war bereits von klein auf ein Folkmusikfan. Bereits in jungen Jahren lernte er Geige und trat somit in die Fußstapfen des Vaters, der das Instrument ebenfalls beherrschte.

Diese unterschiedlichen musikalischen Hintergründe fließen letztlich alle in das gemeinsame Projekt Hoven Droven ein. Daher steuert jeder der Musiker eigene Titel zu den Alben bei. Die jahrelange Beschäftigung mit Folk hat selbst bei bekennenden Rockfans - wie dem Gitarristen Bo Lindberg - dazu geführt, dass sie inzwischen richtige Folktunes komponieren. Mit Hippa, dem vorletzten Album, haben Hoven Droven gar den Versuch gewagt, ein viel folklastigeres Album auf den Markt zu bringen, als man das bisher von ihnen gewohnt war. Mit Turbo, der nunmehr fünften und aktuellen Veröffentlichung der Schweden, begeben sich Hoven Droven wieder zurück zu Altbewährtem, mischen gekonnt Folk mit rockigen Attitüden und lassen es mit einer Prise Turbo(-Beats) ordentlich krachen.


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im Folker! 1/2006