www.norcd.no/seglem |
(Auswahl)
Sogn-A-Song (NORCD, 1991) |
unterwegs: 07.03-19.03.06 Deutschlandtournee Termine in Vorbereitung (www.ozellamusic.com) |
Karl Seglem geht einen - in vielerlei Hinsicht - außergewöhnlichen Weg: Von Haus aus gilt der in Oslo lebende norwegische Musiker als Saxophonist, als Jazzer. Doch das andere Instrument seiner Wahl ist das norwegische bukkehorn, ein urtümliches, aus dem Horn eines Ziegenbocks gefertigtes Blasinstrument, das er auf seinen CDs immer wieder paart mit dem Klang der Hardanger Fiddle, einem weiteren Relikt des traditionellen skandinavischen Folks. Scheinbar mühelos verbindet Seglem beide Extreme miteinander - die gar nicht so kühle musikalische Intensität der überlieferten norwegischen Folkmusik mit improvisatorischen, jazzigen Höhenflügen.
Weil ihm ein rein musikalisches Statement nicht genug erschien, gründete er schließlich eine eigene Plattenfirma, deren Ressourcen er auch anderen Künstlern zur Verfügung stellte: NORCD erwies sich in Folge als Karrieresprungbrett für Innovatoren wie Supersilent und half auch vielen anderen jungen Formationen zwischen Folk und Jazz einen Einstieg ins Musikbusiness zu finden. Im Folker!-Gespräch zeigte sich der zum Kulturbotschafter seines Landes gewordene Karl Seglem bescheiden.
Von Carina Prange
Wenn man an Norwegen denkt, mit seinen mystischen Fjorden, seinen langen dunklen Monaten und jenen mit gleichbleibender Helligkeit ... - wie sehr bestimmt die Natur deine Musik? Findest du in ihr eine deiner wichtigsten Inspirationsquellen?
Ich bin nahe einem Fjord aufgewachsen, umgeben von hohen Bergen ... Ja, sicherlich war das ein intensiver Einfluss. Von meiner Kindheit her: Dort habe ich gewohnt, bis ich 17 war. Ich habe immer noch ein kleines Häuschen in der Gegend, in das ich mich zum Komponieren zurückziehe. Ich fahre da zum Arbeiten hin und ab und zu auch mit meiner Familie. Es ist ein schöner Ort. Aber Musik ist noch so viel mehr! (lacht) Sounds, Reisen, Leute treffen, Literatur, Malerei, gutes Essen ...
Im Gegensatz zum Album New North scheint die Hardanger Fiddle bei der neuen CD Reik nicht direkt mit von der Partie zu sein. Inwieweit unterscheidet sich das neue Werk in Inhalt und Konzept vom Vorgänger?
Oh, die Hardanger Fiddle ist durchaus da - allerdings habe ich sie mal auf andere Weise eingesetzt und ihre Klänge nur elektronisch verfremdet eingespeist. Vielen der Klanglandschaften, die du auf dem Album hörst, liegt eigentlich die Fiddle zugrunde. Ich habe mit ihrem Sound gearbeitet, in meinem eigenen kleinen Studio, und ihn sozusagen in etwas neues, anderes verwandelt. Beides, der Fiddleklang und der ebenfalls transformierte Sound meines Bukkehorns wurden auf Reik verwendet - und andere seltsame Dinge, die ich irgendwo aufgenommen habe: Du hörst hier beispielsweise den Klang des Waldes, den der Steine oder des Wassers. Es finden sich mehr elektronische Sounds als je zuvor bei mir. Mein Produzent Reidar Skår half mir, sie einzuarbeiten oder aber sie als Ausgangspunkt zur Entwicklung der Soundscapes und Arrangements zu verwenden.
Was ist für dich das Besondere am Spiel des Bukkehorns und seinem Sound?
Die Herausforderung. Diese Hörner bringen etwas tief in meinem Inneren zum Klingen: Sie sind selbst so lebendig, ich muss immer stark gegen sie „anarbeiten“ - oder aber mit ihnen. Insbesondere dasjenige mit Blatt ist schwierig! Es ist außerdem sehr interessant, mit ihrem Sound den des Tenorsaxophons zu ergänzen. So bin ich wohl indirekt durch das Spielen des Bukkehorns ein besserer Saxophonist geworden: Ich musste mir eine andere Denk- und Spielweise aneignen - minimalistischer und soundbezogener. Technik und Geschwindigkeit traten dabei weit in den Hintergrund.
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