In den letzten sechs Heften wurden regelmäßig „Die Besonderen“ gekürt. Dabei geht es um CDs, denen die Fachleute im Folker! eine besondere Qualität im jeweiligen Genre zuerkennen, und diese Tonträger sind automatisch für die Wahl zur Folker!-CD des Jahres nominiert. Mitte/Ende November stimmte eine zehnköpfige Jury über die Sieger ab. Das alles ist natürlich streng subjektiv und niemand käme auf die Idee, das Gegenteil zu behaupten. Dennoch macht unseres Erachtens eine solche Wahl Sinn, denn das kumulierte Fachwissen sorgt dafür, dass Sie, liebe Leser und Leserinnen, noch einmal und ganz gezielt auf qualitativ hochwertige Veröffentlichungen der vergangenen zwölf Monate aufmerksam gemacht werden.
Mit 17 Nominierungen lagen wir 2005 wieder normal im Schnitt von ca. drei „Besonderen“ pro Heft. Von diesen gelangten lediglich 15 in die Wertung, denn eine CD war schlicht und einfach nicht mehr greifbar (auch ein Novum) und bei der anderen CD leistete sich der Vertrieb just zur Zeit der Anforderung einen sicherlich wohlverdienten Urlaub. Die anderen Firmen waren sehr engagiert bis hin zum Brennen und Kopieren zusätzlicher Exemplare der CDs für die Jury.
Erneut schaffte es keine deutsche Lied-CD in die Wertung. Wir (die Redaktion) sollten uns ganz im Sinne unseres CvDs ernsthaft fragen, woran das liegt. Ganz gewiss nicht an fehlenden herausragenden Produktionen in diesem Bereich. Und obwohl wir erneut mit der stilistischen Bandbreite ziemlich zufrieden sein können, hat Juror Dr. Reichow sicherlich Recht, wenn er das Fehlen eines kompletten Kontinents bemängelt. Die Frage war und bleibt, was der Durchschnittshörer, aber auch -rezensent oder -juror mit einer großartigen indischen Raga anzufangen weiß. Wir haben diese Frage allerdings bislang noch nicht beantwortet, und genau das ist der Fehler.
Ohne Frage war 2005 das Jahr der Frauen. Sieben von 17 CDs haben einen exklusiv femininen Einschlag, und ich hätte schwören können, dass eine dieser CDs das Rennen machen würde. Dass schlussendlich eine polnische Produktion gewann, ist sicherlich eine faustdicke Überraschung. Für Dikanda ist das nicht der erste Preis, den sie in Deutschland gewinnen und - um zum Anfangsthema zurückzukehren - auch bei Dikanda ist das weibliche Element nicht zu unterschätzen. Achtmal gewertet, davon zweimal auf Platz eins und einmal auf Platz zwei, das reichte, wenn auch nur knapp. Die McGarrigle-Schwestern aus Kanada, zufälligerweise in diesem Heft porträtiert, lagen nur zwei magere Zähler hinter den Siegern. Dreimal Platz eins und einmal Platz zwei, so viele Spitzenplätze in der Wertung konnte keine andere Produktion verzeichnen, aber insgesamt waren es nur sieben Juroren, die die Frankokanadierinnen berücksichtigten. Das war entscheidend.
Platz drei und vier lagen lediglich einen Punkt auseinander. Moussu T wurde von fast der gesamten Jury gewertet (eine Ausnahme), so allgemein akzeptiert war kein Künstler. Lura war mein heimlicher Tipp auf den Gewinn (wenn auch nicht die persönliche Nummer eins), was wiederum beweist, dass wir in Zukunft durchaus Wetten auf diese Wahl abschließen können und dass Gewinne auch für Insider nicht garantiert sind. Taj Mahal hat lange Zeit geführt, aber das ist lediglich der Zufall und die Spannung, die der Eingang der Wertungen schafft. Cathrin Pfeifer ist an Nummer sechs die einzige Deutsche in der Top Ten der Folker!-CDs, und ich könnte schwören, da wäre noch mehr drin gewesen. Apropos Wetten: Es scheint höchst unwahrscheinlich zu sein, dass meine lieben Schotten jemals wenigstens unter die ersten Fünf kommen werden. Platz sieben für fünf solch talentierte Damen, dass irritiert (wohl nur) den hier schreibenden Hobby-Schotten.
Ein wenig enttäuschend ebenfalls Platz acht für Savina Yannatou und ihre Mittelmeerlieder. Auch sie war für mich ein heißer Favorit für den Gewinn, aber die Jury verweigerte ihr die notwendige Zuneigung. Einmal Platz zwei, einmal Platz drei und zweimal Platz vier - es reichte einfach nicht für mehr.
...könnt Ihr im Heft nachlesen.
Eine gesonderte Würdigung der Sieger Dikanda erfolgt in einer der nächsten Ausgaben.
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