In der Ausgabe Mai/Juni 2005 findet Ihr:
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde, die diesjährige Festivalsaison geht ihrem Höhepunkt zu. Erneut begleitet der Folker! Veranstaltungen wie das Stimmen Festival in Lörrach und das TFF.Rudolstadt als Medienpartner. Mit Miquel Gil (s. Folker! 05/2004), Malbrook (s. Folker! 06/2004) und Jackson Kaujeua (s. Folker! 02/2005) haben wir Ihnen bereits einige der Gäste vorgestellt, die am ersten Juliwochenende in Rudolstadt erwartet werden. In diesem Heft gibt es mit Porträts von Badi Assad und Ojos de Brujo einen ersten Einblick in das Programm des Stimmen Festivals. Weitere Porträts folgen im nächsten Folker! (s. Vorschau). Und mit Country Joe McDonald präsentiert unsere Zeitschrift im Juni eine der ganz wichtigen Vertreter der US-amerikanischen Antikriegs- und Umweltschutzbewegung in Zusammenarbeit mit dem Tourveranstalter Kultopolis. Sie werden also in den nächsten Wochen bei Konzerten in vielen Orten dieser Republik und einiger Nachbarländer auf den Folker! stoßen. Anfang März wurden im englischen Newcastle - dem diesjährigen Veranstaltungsort der Weltmusikmesse WOMEX - zum vierten Mal die Awards for World Music von Großbritanniens Kulturkanal BBC 3 vergeben (s. „Szene“ und „Ortstermin“). Vor diesem Hintergrund stellte der britische Journalist Mark Hudson die Frage, ob die Musik und die Künstler, die dort gefeiert werden, wirklich das Beste der so genannten Weltmusikszene seien oder nur für den Geschmack einer selbsternannten Gruppe von westlichen Experten stünden. Hudson zitierte mit dem Top-Musikpromoter Biyi Adepegba aus Afrika und DJ Charlie Gillett (s. Folker! 01/2004) nicht gerade „Leichtgewichte“ der Szene, um seiner Fragestellung Nachdruck zu verleihen. Adepegba meinte, dass der Westen afrikanische Superstars wie den Kongolesen Koffi Olomide ignorieren und stattdessen mit Rokia Traore eine Künstlerin feiern würde, die in Mali praktisch unbekannt sei „und im übrigen Afrika schon überhaupt niemand kennt“. Und Gillett meinte, dass die westliche Weltmusikszene sich nie fragen würde, was denn in anderen Ländern populär sei. Man folge vielmehr dem, was in unseren Ohren gut klinge. „Rettet das Radio!“, hieß es im Zeit-Dossier im vergangenen Februar. Autor Ulrich Stock machte sich in seinem Beitrag auf die Suche nach dem „guten Sender“. Vor allem der NDR bekommt darin sein Fett weg. Zitat: „Unter den Anstalten der ARD ist der NDR die unmutigste.“ Zu den wenigen Ausnahmen für die nicht das Motto „Vielfalt ist Einfalt“ gilt, zählt Stock u. a. den BR-Zündfunk, das Internetradio Motor FM (www.motor.de/motorfm) und Radio Eins von Radio Berlin-Brandenburg. Vor allem mit Blick auf Entwicklungen im Internetradio formuliert er am Ende seines Dossiers hoffnungsvoll „Bald gibt’s sie wieder, die guten Sender“. Unproblematisiert bleibt in Stocks Artikel leider der Trend bei den meisten (ARD-)Sendern weg von hochwertigen Autorensendungen hin zum durchmoderierten Programm. Beim neuen Sendeschema von Deutschlandradio Kultur (ehemals DeutschlandRadio Berlin) heißt das - so der Erfinder des „selbstähnlichen Programms“, Stephan Detjen, gegenüber der Zeit: „Weg von der monatelangen Vorplanung, hin zum spontanen Einfall. Plötzlichkeit versus Muff, so einfach ist das“. Für den Folker!, der die gesamte Breite der Folk-, Lied- und Weltmusikszene präsentiert, stellt sich hier zudem auch die Frage, welche Rolle diese Musikfarben in den Hörfunkprogrammen spielen. Auf WDR 3 lief am Ostersonntag die letzte Ausgabe von „WDR 3 am Mittag“, wo mehr oder weniger „verstohlen“ Weltmusik und ethnische Klänge zu hören waren. Ein Blick in die WDR-Programmbroschüre „Musik der Welt und Jazz Radio“ bringt zutage, dass sich Sendungen, die auch nur im Entferntesten etwas mit Folk, Singer/Songwriter oder Americana zu tun haben, an einer Hand abzählen lassen. Die Liedermacher können froh sein, in der Sendung „Lieder-liches“ auf WDR 4 (!) ein Zuhause zu haben. Sollte der auf Betreiben des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation vorgetragene Angriff der EU-Kommission auf das deutsche Rundfunksystem allerdings erfolgreich sein, wonach der Wettbewerb ein höheres Gut als die Rundfunkfreiheit sei, dann dürfte schon bald gelten, was Marzel Becker vom Privatsender Radio Hamburg im selben Zeit-Dossier gesagt hat: „Vielfalt ist das, was der Hörer mag. Nicht das, was er nicht kennt.“ Ich kann da Thomas Venker, dem Chefredakteur des Popkulturmagazins Intro (www.intro.de) nur zustimmen, der angesichts der Entwicklung im Hörfunkbereich in einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau zu dem Schluss kommt: „Es zeigt sich, wie wichtig das Schreiben über Popmusik ist.“ Und genau das tun wir beim Folker! auch! Und wir versuchen dabei so sorgfältig wie möglich zu arbeiten. Fehler sind natürlich nie ganz auszuschließen. Das passiert selbst einer „Institution“ wie der BBC. Ein Autor dort erbat jüngst für eine Dokumentation des Senders bei der Bob-Marley-Stiftung einen Termin für ein persönliches Gespräch mit der Reggae-Legende. Doch Marley ist bekanntlich seit 24 Jahren tot! Am 6. Februar wäre er 60 Jahre alt geworden. Anlass für den Folker!, in seinem nächsten Heft Nine Miles, dem Ort seines Geburtshauses und seiner Begräbnisstätte, einen Besuch abzustatten. Jetzt aber will ich Sie erst einmal in die Lektüre dieser Ausgabe unserer Zeitschrift entlassen.
Ihr Folker!-CvD PS: Diesen Unsinn könne er leider nicht mitmachen - „I will, unfortunately, refuse to comply with this nonsense“. Mit klaren Worten sagte der französische Star-DJ Laurent Garnier eine für März geplante Tournee in den USA ab. Nach einer erneuten Änderung der Visaregelungen für Künstler hatte man Garnier aufgefordert, für ein Gespräch in der US-Botschaft in Paris nicht nur Nachweise über seine Eigentumsverhältnisse und Aufzeichnungen über seine Handyverbindungen vorzulegen, sondern auch Informationen über seine Familienmitglieder zu geben. In einer Presseerklärung zur Absage seiner Tour verurteilte der Künstler diese Forderungen als „Verletzung seiner Privatsphäre und seiner Bürgerrechte“. Garnier äußerte sich „empört“ und „traurig“, dass dies offensichtlich dem Verständnis einiger Vertreter der US-Administration von Freiheit und Demokratie entspräche. Nichts Neues also aus den USA, dem Land der Freien und der Mutigen! |