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Es gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können und die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als z. B. eine ordinäre Kompilation. In diesem Heft schreibt Mike Kamp über die CD-Serie

Air Mail Music

go! www.playasound.com

Es gibt sie, weil sie mehr als nur eine Daseinsberechtigung haben: CD-Serien über die (Volks-) Musiken der Welt. Die bekanntesten dürften die Rough-Guide-CDs oder die bunten Putumayo-Scheiben sein. Oder die in der letzten Folker!-Ausgabe erneut erwähnten 49 CDs der Network-Serie mit Schätzen aus dem Archiv der Volksmusikabteilung des WDR. Es gibt sie, seit das Interesse an so genannter Weltmusik groß ist. Solche Serien ermöglichen dem Hörer, sich mit der Musik eines Landes, einer Region oder eines Musikstils bekannt zu machen. Gezwungenermaßen oberflächlich zwar, denn welches Land lässt sich schon auf CD-Länge reduzieren, aber bestenfalls können solche CDs als generelle Entscheidungshilfen dienen, ob man sich näher mit dem jeweiligen Land beschäftigen sollte. Nicht zuletzt spricht für solche Sampler der in der Regel niedrigere Preis. Mehr Musik für weniger Geld!

Genau in diese Kategorie fällt die französische Serie Air Mail Music, die in Deutschland von Sunny Moon vertrieben wird. Der Preis soll den Ausschlag geben: Die Internetfirma Amazon bietet die CDs für 9,99 Euro an und Sunny Moon sagen, dass sie zwar keinen Einfluss auf die Preisgestaltung der Händler haben, ein Verkaufspreis von 8 Euro aber durchaus möglich ist. Auf der Homepage von Air Mail Music gibt es sogar ein Angebot von sechs CDs für 48 Euro und die siebte CD gratis (oder vier für den Preis von drei). Am Preis sollte es also nicht scheitern, doch bekanntlich ist Geld nicht alles.

Die CDs haben ein einheitliches Design - hat man eine Veröffentlichung gesehen, erkennt man den Rest der Serie sofort: Oben die Andeutung eines Luftpostbriefes und zwei stilisierte Briefmarken, darunter der Titel der CD und mindestens die Hälfte der Coverfront nimmt ein mehr oder weniger landestypisches Bild ein.

Das Booklet ist für mich generell schlicht ein Ärgernis und auch nicht mit dem niedrigen Preis zu begründen oder zu entschuldigen. Der Infogehalt der dem Cover folgenden drei bis fünf Seiten geht nämlich gefährlich gegen Null. Ein paar Cover aus der Serie und eine auszugsweise Auflistung der bisherigen Veröffentlichungen, das war’s. Wie viel Geld würde es wohl kosten, wenn die Firma ein oder zwei Seiten des Booklets für handfeste Infos über Land und Künstler „opfern“ würde? Stattdessen gibt es auf der Rückseite jeder CD ein paar banale Sätze zur Musik, jeweils in Französisch und Englisch, in extrem kleiner Schrift und durch die Hinterlegung von Bildern teilweise schwer bis gar nicht zu entziffern. Nein, das ist entweder Faulheit, Nachlässigkeit oder Prinzip, und Letzteres wäre eine Ungehörigkeit gegenüber den Kulturen, für die doch angeblich geworben werden soll.

Denn das ist das Motto der Firma: Kulturen zu unterstützen und vorzustellen und gleichzeitig den Hörer mit all den Freuden einer musikalischen Reise zu beglücken. Funktioniert zumindest das mit der musikalischen Reise? Manchmal mit Abstrichen, aber im Prinzip sind die Reisen ziemlich unterhaltsam. Mittlerweile umfasst das Air-Mail-Programm über 120 Veröffentlichungen (Tendenz steigend), von denen ich natürlich nur einen relativ kleinen Teil durchhören konnte. Offiziell heißt es, dass die CDs zu 70% exklusive Aufnahmen sind, die restlichen 30% rekrutieren sich aus dem Katalog des französischen Labels Playasound, unter deren Dach Air Mail Music auch veröffentlicht wird. Playasound startete 1974 und schreibt sich explizit musikalische Qualität und Unabhängigkeit von Modetrends auf ihre Fahne. Für den Ableger Air Mail Music heißt das: Meist unbekannte Künstler, lange Spielzeiten der CDs (die es ausnahmsweise auch mal als Dreier-Box geben kann) und meist landes- oder genretypische Musik. Fehlgriffe eingeschlossen, wie z. B. soll das Royal Ballet of Luang Prabang die Musik des Landes Laos vernünftig einfangen, wo doch der wichtige optische Tanzeindruck außen vor bleiben muss. Und noch einmal muss ganz klar gesagt werden: Der Spezialist sollte unter allen Umständen die Finger von der Serie lassen!

Air Mail Music ist, wie solche Sampler generell, für den Einsteiger oder den am Rande Interessierten produziert worden, denn im Endeffekt macht es doch der Preis: Wenn man mal einen Fehlgriff landet, dann schmerzt es den Geldbeutel nicht gar so sehr. Aber man muss im Fall von Air Mail Music auch wissen, dass die Hintergrundinfos so gut wie nicht vorhanden sind und das ist schade. Um die muss man sich dann selber kümmern, wenn die Musik als solche fasziniert.


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im Folker! 3/2005