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Von wegen Bruchpiloten

BARTSCH&BAND haben ihre Flugschneise gefunden

„Lieder sind Gesprächsangebote ...“

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Discographie
(Auswahl)

Paul Bartsch & FAM, Leben in der Stadt
   (LP; Scala Musikverlag, 1990)
Fahnert & Bartsch, Ein deutsch-deutscher
   Spitzen-Salat
(MC; Metrix, 1992)
Fahnert, Bartsch & Hecht, Deutschland.
   Ein Herbstmärchen
(MC; Metrix, 1994)
BleyFrey, 68er (FunDomMusic, 1997)
BARTSCH&BAND, Bruchpiloten
   (House Master Records, 2003)
Paul D. Bartsch, Heimatrevue
   (Buch und CD; Projekte Verlag 188, 2004)

unterwegs:
11.05.05: Halle, neues theater
   (mit Uni-Bigband)
10.06.05: Schkopau, Schlosshotel
28.06.05: Halle, neues theater
   (CD-Release)
03.07.05: Langenbogen, Kirche
09.07.05: Naumburg, Naumburger Nächte
20.08.05: Wittenberg, Fest der Sinne
03.11.05: Bernburg, Stadttheater

Eine CD geht in einer ostsächsischen Kleinstadt von Hand zu Hand. Titel: Bruchpiloten. Mit BARTSCH&BAND. Einhellige Meinung der Ab- und Zuhörer: trifft den Nerv, textlich an- und aufregend, musikalisch eingängig und rockig-geradlinig verpackt. Nachgeschobene Frage: Wer ist Paul Bartsch? Wieso kennt den hier niemand? Das sattsam bekannte Dilemma: Anspruchsvolle deutschsprachige Texte, noch dazu östlicher Provenienz, bekommen im glattgebügelten Pseudo-Spaßfunk keinen Sendeplatz. Und nicht jeder kämpft sich im tagtäglichen Frequenzsalat bis zu Deutschlandradio oder den wenigen verbliebenen Kulturwellen durch. Konsequenz: Veranstalter scheuen häufig das Risiko mit „unbekannten“ Namen. Ein Teufelskreis - ihn zu durchbrechen braucht neben Talent auch Mut, Passion und einen langen Atem. Paul Bartsch hat all das jahrelang bewiesen, bevor er mit seiner 2003 erschienenen CD Bruchpiloten die höheren Weihen der Liederbestenliste empfangen konnte.

Von Christian Henke

In die Wiege war es ihm fürwahr nicht gelegt, dass Paul Bartsch seinen 50. Geburtstag im Sommer 2004 auf einer Hallenser Theaterbühne mit eigener Band und Gästen wie Thomas „Kuno“ Schoppe (Renft) feiert. Eher sollte etwas Handfestes aus ihm werden, der in Wernigerode geboren wurde und in dem kleinen Vorharzdorf Danstedt aufwuchs. Gestrenge Lehrerfamilie, Abitur, Bauingenieurstudium in Weimar - klingt folgerichtig, aber vielleicht auch ein bisschen langweilig. Gitarre mit 14, Schülerband mit 17, klare Entscheidung für die Rolling Stones im unausweichlichen Lager- und Richtungsstreit, Abbruch des Studiums nach drei Semestern - hört sich schon spannender an, lässt Neuorientierung erahnen.

BARTSCH&BAND

Die kam dann auch nach einem gesetzlich geregelten militärischen Intermezzo mit dem Pädagogikstudium (Deutsch/Musik) von 1976-1980 in Halle daher. Zunächst blieb er der Rockmusik als Sänger und Gitarrist der Gruppen Bronco und Anonym erhalten, aber es drängte ihn auch musikalisch-künstlerisch zu neuen Ufern, zum Ausprobieren anderer Möglichkeiten. „Als ich 1981 meinen Berufsausweis erhielt, um von meinen Liedern zu leben“, so Paul Bartsch im Rückblick, „stand darin ‚Gesang (Chanson)’, denn der Begriff ‚Liedermacher’ war den Kulturbürokraten seit Biermanns Ausbürgerung wohl zu suspekt. Gegen den ziemlich strapazierten Begriff, seinen handwerkelnden Gestus habe ich aber nichts. Für mich war er immer politisch - und da immer links - besetzt, was bedeutet: Flagge zeigen, Stellung nehmen, sich einmischen.“

Paul Bartsch

Seinem ersten Soloprogramm folgten bis 1984 gemeinsam mit dem Pianisten Detlef Hörold Auftritte unter dem genialen und vieldeutigen Namensdach Duo HörBar. Vielseitigkeit und große Bandbreite kreativen Tuns zeichnen Paul Bartsch von jeher aus: ob als künstlerischen Leiter des Halleschen Singeklubs Komm! und der Songgruppe Con Spirito oder als liedermachenden Kooperateur der Profi-Rockband FAM und zeitweiligen Mitarbeiter des Kreiskabinetts für Kulturarbeit. Als solcher nahm er auch Anfang der 80er Jahre die erste Einstufung des Sängers Ralf Schmidt vor, der später unter dem Pseudonym IC Falkenberg in der DDR Furore machte und mit seinen jüngsten Projekten und CDs (u. a. agonie + ekstase, Mollwerk, 2003) in die Avantgarde zeitkritischer deutschsprachiger Singer/Songwriter vorgedrungen ist. Dass Paul Bartsch 1984 eine Assistenz am Germanistischen Institut der Uni Halle annahm und 1988 als Literaturwissenschaftler promovierte, beförderte seine künstlerische Entwicklung immens und ist seinen metaphern- und bildreichen Texten wohl anzumerken.

Paul Bartsch

Die Jahre 1989/90 sorgten auch in seinem Umkreis für Umbrüche und radikale Veränderungen. Wo liegen nun aus seiner Erfahrung die Unterschiede, die Chancen und Risiken zwischen „früher“ und jetzt? „Der Druck für den Zusammenhalt ist weg; vielleicht ganz gut, denn ein Teil der damaligen Resonanz war auch ’ne Illusion ... Ganz subjektiv auf meine Situation spüre ich wenig Unterschiede, was zunächst vielleicht verwundert. Aber ich habe meine Vorwende-Lieder aus Erlebnissen und Erfahrungen auf der Suche nach einem wohnlichen Platz im Leben heraus geschrieben, und das tue ich heute auch. Wut und Trauer, Zorn und Hilflosigkeit, Freude und Überraschung, Hoffnung und Glück gab es damals, gibt es heute. Ich hatte zum Beispiel auch nie Schreibblockaden, als die Mauer plötzlich fiel, das Volk der D-Mark zueilte, die Leute anders (und anderes) wählten als gedacht.“


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im Folker! 3/2005