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Vogelbeobachtung im Winter |
unterwegs: 28.04.2005: Kassel, K19 29.04.2005: Berlin, Kesselhaus 04.05.2005: Hamburg, Fabrik 05.05.2005: Flensburg, Volksbad 06.05.2005: Halle, Turm 07.05.2005: Schwerin, Dr. K |
„Deutschen Country gibt es nicht“ - so stand es vor acht Jahren im Begleittext zu ihrer ersten Platte Vogelbeobachtung im Winter. Was eigentlich als Scherz gedacht war, entwickelte sich schon bald zu einem Fluch für die Band um Texter und Sänger Nils Koppruch. Denn seither ist kaum ein Interview vergangen, in dem Fink nicht auf ihre etwaige Geistesverwandtschaft zu Interpreten wie Truck Stop, Tom Astor oder Gunther Gabriel angesprochen wurden. Eigentlich sollte ihr neues, mittlerweile sechstes Album deswegen Jazz heißen oder Blues, aber am Ende einigte man sich auf den etwas weniger plakativen Titel Bam Bam Bam.
Von Carsten Beyer
„Damit das klar ist“, sagt Bassist Andreas Voss zu Beginn unseres Gesprächs
fast schon ein wenig aggressiv: „Wir sind keine deutsche Countryband, wir
wollen es nicht sein und sind es auch nie gewesen. Das Etikett, dass man uns
irgendwann einmal angehängt hat, ist schlichtweg falsch.“ Drei Tage sind Voss
und Nils Koppruch, die beiden einzigen noch verbliebenen Gründungsmitglieder
von Fink, zu diesem Zeitpunkt bereits auf Interviewtour für die neue CD, da
ist dieses vorauseilende Statement verständlich. Schließlich wird Fink auch
heute, nach neun Jahren Bandgeschichte, sechs Studioalben und ungezählten
Konzerten, immer noch gerne auf das Klischee von den Hamburger
Reeperbahn-Cowboys reduziert.
Dabei stammt die Band eigentlich eher aus dem Umfeld der norddeutschen
Folkszene. Letztlich waren es US-amerikanische Vorbilder aus der
alternativen Countryszene, Bands wie Giant Sand, Lambchop und Uncle Tupelo,
die dazu führten, dass die Hamburger „artfremdes“ Instrumentarium in ihre
Musik zu integrieren begannen. Dobro, Pedal Steel und Slide Guitar werden
bei ihnen allerdings in den seltensten Fällen genrekonform eingesetzt, und
mit Nietengürteln und Fransenlederjacken haben sie auch nichts am Hut. Und
als sie auf ihrem zweiten Album Loch in der Welt einmal den alten
Kraftwerk-Klassiker „Autobahn“ coverten, stilecht mit Banjo und Bottleneck,
da war auch das eher ein ironischer Kommentar als ein ernsthaftes
künstlerisches Statement. „Wir haben nie konzeptionell gedacht. Wir wollen
Lieder machen mit Instrumenten, die uns gefallen, und um damit bestimmte
Stimmungen ausdrücken zu können.“ So sah Nils Koppruch es damals und so ist
die Philosophie der Band auch noch heute.
So überrascht bereits „Bam Bam Bam“, das Titelstück der neuen CD, mit zwei
hinterhältig untergemischten Samples der Soul Stirrers und der Pilgrim
Travellers, beides schwarze amerikanische Gospeltruppen aus den 40er Jahren.
„Ich habe bei den Aufnahmen zur neuen Platte sehr viel Gospel gehört“, sagt
Nils Koppruch, der auch auf Bam Bam Bam wieder alle Stücke im
Alleingang geschrieben hat. „Inspiriert von Solomon Burke bin ich zunächst
bei den Blind Boys of Alabama gelandet und habe mir dann auch noch ein paar
alte Platten vom Golden Gate Quartett gekauft. Das war für mich bislang
unbekanntes Gebiet, aber gerade deshalb fand ich es interessant, diese Musik
bei Fink mit einfließen zu lassen.“
Sogar an einem eigenen Gospelstück versuchte sich der bekennende Atheist Koppruch auf der neuen CD. In dem Song „Durchreise“ geht es um das Bewusstsein, alle wichtigen Dinge des Lebens im Diesseits erledigen zu müssen, da man im Jenseits möglicherweise nicht mehr dazu kommt: „Wir reisen hier nur durch und nehmen nichts mit / Den Himmel sehen wir uns an, hier und jetzt / Die Reise geht nur hin und nicht zurück / Wir müssen von da weiter, wo wir sind.“ Mit seinem eigentümlich schleppenden Beat und der verzerrten Gitarre im Hintergrund wirkt das Lied eher wie ein Anti-Gospel, aber auch hier gilt das Finkmotto: Tradition ist immer das, was man daraus macht.
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