Informationen zu Rosa Balistreri: |
Blu (Rough Trade, 1999) |
unterwegs: 07.05.05: Hohenems (A), Festival Homunculus 25.05.05: Hamburg, Laeiszhalle (mit Ensemble Resonanz) 27.05.05: Weimar, Köstritzer Spiegelzelt 28.05.05: Weimar, Köstritzer Spiegelzelt 29.05.05: Dresden, Societätstheater 05.-07.07.05: Troisdorf (tbc) 10.07.05: Vellmar, Kulturfestival (tbc) 22.07.05: Bad Pyrmont, Schlossinnenhof 23.07.05: Augsburg, Kurhaus Göggingen 23.09.05: Bremerhaven, TIF (tbc) 30.09.05: Hannover, Pavillon (tbc) |
Ein altes Segel schiebt sich über den Horizont, auf dessen Tuch bei genauer Betrachtung blasse Projektionen zu sehen sind. Es sind Bilder Siziliens. Seltsame Stillleben, die an vergangene Zeiten erinnern. Ihre Unwirklichkeit erinnert ein wenig an die von Wim Wenders eingefangenen Kubabilder. Wunderbare Aufnahmen, eher schwarzweiß als bunt, von Stadttoren, Innenhöfen und schmalen Gassen. „Wir führen Sie jetzt durch die Geschichte Siziliens“, könnte eine Stimme vor Ort verkünden, um die Besucher anschließend auf den nächsten Gang zu bitten. Geradezu museal wirken die Standbilder. In jeder Sequenz Leben und Vergehen nahe beieinander liegend, bilden sich bei näherem Betrachten die Umrisse einer zierlichen Sizilianerin ab. Der Klang ihrer Stimme gleicht dem Sog einer sich öffnenden Tür in die Geschichte der in der Ferne flirrenden Bilder. Und je länger man der Stimme zuhört, umso deutlicher sieht man einen sich entfesselnden Schatten, der zu tanzen scheint. Der in diesem Bühnenbild bei einem Konzert Etta Scollos zu neuem Leben erweckte Schatten gehört Rosa Balistreri.
Sie war eine der bekanntesten Stimmen Siziliens. Auch heute noch kennt dort fast jeder ihre Lieder. 1927 bettelarm als Tochter eines fahrenden Händlers geboren, besaß die Analphabetin nichts außer ihrem starken Lebenswillen und einer unglaublich kraftvollen, einzigartigen Stimme. Vor ihrem Tod 1990 bat die sizilianische Volkssängerin ihre Freunde und Anhänger nur um eins: „Wenn ich sterbe, singt meine Lieder.“ Stimme und Musik Rosa Balistreris haben auch Etta Scollo auf ihrem Lebensweg, der sie schon sehr früh aus Sizilien wegführte, immer wieder begleitet. In ihrer neuen Heimat Deutschland entwickelte sie die Idee einer Hommage an Rosa Balistreri, die, genau wie Etta, Sizilien in jungen Jahren verlassen hatte. Im Folker!-Gespräch erzählt die italienische Künstlerin über ihre Beziehung zu Rosa Balistreri und über ihre Karriere.
Von Olaf Mittelstädt
Wie beschreibst du selbst deinen Weg, der dich vom Songwriting über Blues und Jazz jetzt zur Folklore Siziliens geführt hat?
Musikalisch bin ich zwischen etlichen Stühlen aufgewachsen. Mein Vater liebte Jazz, mit dem er in den drei letzten Kriegsjahren in England auftrat. Er stammt aus einem kleinen Dorf auf Sizilien, wo er als Kind auf dem Feld arbeitete und so auch die alten Gesänge lernte. Meine Oma hingegen liebte die Oper, allerdings genauso traditionelle Lieder. In beiden Bereichen kannte sie sich aus und sang alles mit großer Leidenschaft zu Hause. Norma von Vincenzo Bellini war ihre Lieblingsoper. Meine Geschwister wiederum sind in den 70ern mit Deep Purple, den Beatles und den Rolling Stones aufgewachsen.
Mit diesen Einflüssen bin ich groß geworden. Ich kann mich beispielsweise noch daran erinnern, wie ich das erste Mal Aretha Franklin hörte: Das traf mich wie ein Schlag. Und genauso ging es mir mit Rosa Balistreri. Als 14-Jährige fiel es mir allerdings total schwer, mich zu entscheiden. Ich war hin- und hergerissen, sang mal Blues, mal Jazz und mal alte sizilianische Lieder.
Wegen dieser inneren Widersprüche habe ich mich erst einmal gegen die Musik entschieden und zunächst Malerei und Grafik gelernt. Dann habe ich drei Jahre Architektur studiert. Bis ich endlich kapierte: Nein, ich muss Musik machen, egal welche. So habe ich dann mit Blues angefangen, bin nach Chicago und von da aus nach New York gereist. Schließlich habe ich in Wien das Konservatorium besucht und viel experimentiert. Ich war hungrig nach allem, was mit Musik zu tun hatte.
Was ist von all diesen Erfahrungen in deiner aktuellen Musik zu finden?
Ganz viel. Ohne diese Erfahrungen könnte ich das Projekt über Rosa Balistreri gar nicht machen. Vor allem musste ich erst einmal aus Italien weggehen, um mehr über andere Kulturen zu erfahren, über deren Art zu singen und Lieder zu interpretieren. Hier schließt sich für mich heute ein Kreis, und ich kann diese Lieder jetzt singen, ohne Rosa zu imitieren.
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Mehr über Etta Scollo
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