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Kem Byt (Gala Records, 1998) |
unterwegs: www.agents4music.de 29.04.2005: Stein/Frick (CH), Fest 30.04.2005: Rottenburg, Haus der Bürgerwache 01.05.2005: Essen, Zeche Carl 04.05.2005: München, Backstage 05.05.2005: Frankfurt/Main, Blues & Beyond 06.05.2005: Dresden, Tante Ju 07.05.2005: Greifswald, Clubs United 08.05.2005: Berlin, RAW 10.05.2005: Oldenburg, Alhambra 11.05.2005: Flensburg, Kühlhaus 12.05.2005: Lübeck, Treibsand 13.05.2005: tba 14.05.2005: Hamburg, Knust 15.05.2005: Linz (A), Linzfest 18.05.2005: Jena, Rose 19.05.2005: Dortmund, FZW 20.05.2005: Salzburg (A), ARGE 21.05.2005: Buch (A), Kultur am Land Festival |
„Amtlich zugelassener, akademischer Vermessungsingenieur im Bergbau, der die für bergbauliche Zwecke notwendigen Vermessungen, Berechnungen und zeichnerischen Darstellungen der Grenze des Grubenfeldes über und unter Tage vornimmt“, sagt der Brockhaus über den „Markscheider“. Und sicherlich würde keiner auf die Idee kommen, ausgerechnet diesen Begriff nachzuschlagen, gäbe es nicht eine russische Band, die sich Markscheider Kunst nennt. Seit Anfang der 90er Jahre geht die Erfolgskurve von Markscheider Kunst stetig nach oben - nicht zuletzt auch wegen der allgemeinen Begeisterung für osteuropäischen Ska, wie er vor allem von den legendären Russendisko-DJs Wladimir Kaminer und Yuriy Gurzhy auf die Plattenteller gelegt wird.
Von Claudia Frenzel
Von der trockenen Theorie des Studienfaches „Markscheider“ haben sich die Musiker schnell wieder verabschiedet, doch wichtig für die Geschichte der Band ist dieses Kapitel ihrer Biographie nicht nur wegen des Namens. Anfang der 90er Jahre lernten sich Sänger und Gitarrist Sergej Efremenko, Kirill Oskin (Bass), Sergej Egorov (Schlagzeug), Vladimir Matushkin (Gitarre), Ivan Neklioudov (Saxophon), Ramil Shamsutdinov (Posaune), Mikhail Nikolaev (Percussions) und Alexander Pliusnin (Trompete) am Bergbauinstitut in St. Petersburg ausgerechnet beim Studium dieses Faches kennen. Statt über Büchern zu brüten, begannen sie recht bald, sich mehr mit Punk als mit Vermessungsberechnungen zu beschäftigten. Kurz darauf stieß auch Seraphim Makangila aus dem Kongo zur Band, der damals neben Punk vor allem Ska spielte, und bereicherte sie um afrikanische Klänge, wie den Soukous.
In Sankt Petersburg, das bis heute über eine recht eigenwillige und interessante Undergroundszene verfügt, erspielte sich die Band mit dem merkwürdigen deutschen Namen schnell einen treuen Fankreis. Die Mischung aus einerseits straightem Ska und andererseits Latinrhythmen, Soukous und Afrobeat traf man damals nicht gerade an jeder Ecke Russlands. Im Sprachwirrwarr von Russisch, Suaheli, Französisch und Englisch vermischten sie die Musik mit eigenwilligen bis belanglosen Texten und erspielten sich schnell die Herzen der Fans - vor allem derer, die sich fern des westeuropäischen Mainstreams oder russischer Diskotheken bewegen. „Die russischen Jugendlichen sind vor allem an westlicher Popkultur interessiert“, erklärt Bandleader Sergej Efremenko. „Sie mögen Sachen, die leicht zu verstehen sind. Aber es gibt auch Leute, die auf andere Musik als Pop stehen. Und darunter gilt es die zu finden, die afrokaribische Musik mögen“, sagt er, als wäre der russische Markt ein Klacks.
Die Achse Karibik und Russland wirkt auf den ersten Blick überraschend. Doch bereits zu Zeiten des Sozialismus gab es eine enge Verbindung zwischen der damaligen UdSSR und Kuba. „In unserer Kindheit gab es statt den Rolling Stones oder den Beatles Arturo Sandoval im Radio zu hören“, erklärt Sergej. „Kinderfilme wurden mit kubanischer Musik vertont, der russische Schlager nahm viele dieser ‚exotischen’ Rhythmen auf. Außerdem gibt es, was Harmonie und Melodie angeht, große Ähnlichkeiten mit russischer Ramansmusik [Gypsymusik, Anm. d. Red.]“. Damit weiterzumachen, lag für die Sankt Petersburger also auf der Hand.
Ihr erstes Album Kem Byt brachte die Band 1998 heraus, gut vier Jahre nach dem sie es aufgenommen hatten. Es erschien bei einem kleinen unabhängigen Label und ging für umgerechnet drei Euro über die Ladentheken. „Was willst du machen?“, meint Sergej, „15 Euro ist der Mindestlohn in Russland, die Mehrheit unseres Publikums sind Studenten, und die haben einfach keine zwölf Euro für eine CD“. Zudem macht es der Schwarzmarkt mit billigen Raubkopien fast unmöglich, höhere Preise für CDs zu verlangen.
Die acht Musiker können trotzdem inzwischen von ihrer Musik leben. Ein Auftritt im Jahre 1997 auf einem Moskauer Bob-Marley-Festival machte sie schnell bekannt. Es folgten die ersten Auslandstourneen sowie gemeinsame Auftritte mit Manu Chao und gleich mehrmals mit den legendären Skatalites, die sie auf Nachfrage auch stets als ihre großen Vorbilder zitieren. Markscheider Kunst touren seit dieser Zeit erfolgreich durch Europa. Mehr als 100 Konzerte haben sie inzwischen allein in Deutschland gespielt, aber so richtig gezählt haben sie das eigentlich nicht. Der Backstageraum verwandelt sich bei dieser Frage kurzzeitig in ein Wettbüro. Alle spekulieren wild durcheinander, wie viele Konzerte es waren. „Wir haben eine Menge Freunde hier“, erzählt Sergej. „Immer wenn wir herkommen, wollen die Leute, dass wir wiederkommen. Das ist viel wichtiger als das Geld.“ Holland, die Schweiz, Österreich, Polen und Dänemark sind ebenso feste Tourneestationen der Band geworden wie Deutschland.
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