Liebe Musikfreundinnen und -freunde,
am 10. Mai wurde in Deutschland der Bücherverbrennung vor 70
Jahren gedacht. Ein historisches Ereignis könnte man meinen. Doch
offensichtlich werden wir immer wieder von der Vergangenheit eingeholt. Vor
allem in den USA könnte man meinen, am Vorabend eines faschistischen
Regimes zu stehen. Nun kommt er wieder mit seinem Antiamerikanismus, mag
der eine oder die andere unter Ihnen vielleicht sagen. Doch ich denke, die
Realität gibt mir Recht, Probleme nicht mit den Menschen, aber mit der
amerikanischen Führung zu haben. Wenn es möglich ist, dass Bücher
aus Bibliotheken verschwinden, weil die religiöse Rechte in den USA
Druck macht, oder CDs, wie im Fall der Dixie Chicks, öffentlich von
Bulldozern zerstört werden, dann nenne ich das "Bücherverbrennung
à la 2003". Ich empfehle allen Skeptikern, einfach einmal einen Blick
auf die Homepage
www.boycott-hollywood.com zu werfen. Dort findet sich eine Liste von
Künstlern, fein unterteilt nach richtigen Schurken, der blacklist, darunter
usual suspects wie Harry Belafonte und Susan Sarandon, den einfachen Schurken,
den celiberals (zusammengesetzt aus celebrities und liberals), darunter Ani
DiFranco und Steve Earle sowie den Guten, den righties, die bedingungslos
die amerikanische Fahne für US-Präsident Bush schwenken. Für
mich ist besonders interessant, wer sich so aus der Musikwelt auf der letzten
Liste findet (ob mit oder ohne ihre Zustimmung, weiß ich natürlich
nicht): Alabama, BB King, Bellamy Brothers, Bo Diddley, Clint Black, Don
Cherry, Faith Hill, George Strait, Gladys Knight, Gloria Estefan, Hank Williams
Jr., Jeff "Skunk" Baxter (Ex-Steely Dan), Johnny Ramone, Kid Rock, Loretta
Lynn, Lyle Lovett, Marilyn Manson, Marshall Tucker, Meat Loaf, Naomi Judd,
Neil Young, Oak Ridge Boys, Ozzy Osbourne, Pat Boone, Paul Anka, Ricky Martin,
Ricky Skaggs, Steve Young, Tanya Tucker, Ted Nugent, Toby Keith, Travis Tritt,
Trisha Yearwood, Vince Gill, Yo-Yo Ma und ZZ Top. Das ist nur ein Auszug!
Über den schleichenden Abbau der verfassungsmäßigen Struktur
in den Vereinigten Staaten will ich mich an dieser Stelle erst gar nicht
auslassen. Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich einen Blick
in die Websites der folgenden Zeitungen und Magazine: The Nation
( www.thenation.com), The
Progressive
( www.progressive.org), Harper´s
Magazine
( www.harpers.org), Mother Jones
( www.motherjones.com) und Utne
( www.utne.com). Sie alle haben
übrigens auch eine kritische Kulturberichterstattung. Daran könnten
sich manche Musikmagazine ein Beispiel nehmen.
Damit sind wir bei unserem eigentlichen Thema: der Welt der Musik.
Die
Festivalsaison in Deutschland erreicht
in diesen Wochen ihren Höhepunkt. Als Medienpartner des
Stimmenfestivals in Lörrach haben
wir Ihnen dort auftretende Künstler wie Mariza
( Folker! 03/03) und Hubert von Goisern
( in diesem Heft) vorgestellt. Der Österreicher
ist gemeinsam mit Mohamed Mounir auch Gast beim
Tanz&Folkfest Rudolstadt, das der
Folker! von Beginn an als Medienpartner unterstützt hat. Mit Wenzel
( Folker! 01/03), den 17 Hippies
( Folker! 03/03) sowie
Calexico,
Simentera und dem Beitrag über die
Familie der Xylophon-Instrumente in diesem Heft
finden Sie weitere Themen aus dem diesjährigen Tanz&Folkfest-Programm.
Als Ergänzung dazu verstehen sich die Artikel über
Stephen Fearing,
Great Big Sea und die
Szene Berlin.
Sie finden also wieder reichlich interessante Lektüre in dieser
neuen Ausgabe vom Folker!.
Dabei wünscht viel Vergnügen
Ihr Folker!-CvD
Michael Kleff
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