backVom ausgeträumten amerikanischen Traum

Calexico

Der Draht zwischen den Welten

go! www.casadecalexico.com
Discographie
Auswahl:

„Superstition Highway“ (Kassette, vergriffen, 1995)
„Spark“ (7“-Single, Wabana, 1996)
„Spoke“ (LP, Hausmusik, 1997)
„The Black Light“ (City Slang/EFA, 1998)
„Road Map“ (Mini-CD, limitiert; nur auf Konzerten,
    Our Soil, Our Strength, 1999)
„Hot Rail“ (City Slang, 2000)
„Crystal Frontier“ (5-Track CD-Single, City Slang, 2001)
„Even My Sure Things Fall Through“ (10-Track EP,
    City Slang, 2001)
„Aerocalexico“ (limitiert; nur auf Konzerten, Our Soil,
    Our Strength, 2001)
„Scraping“ (limitiert; nur auf Konzerten, Our Soil,
    Our Strength, 2002)
„Feast Of Wire“ (City Slang, 2003)

Calexico unterwegs:

01.07.03 Konstanz, Zelt-Festival
02.07.03 Mainz, Zelt-Festival
03.07.03 Rudolstadt, Heidecksburg Open Air
04.07.03 Freiburg, Zelt-Musik-Festival
08.07.03 Stuttgart, Was'n Stage
09.07.03 Karlsruhe, Zeltival
10.07.03 Düsseldorf, ZAKK
17.07.03 Nürnberg, Serenadenhof
18.07.03 A-Wiesen, Festival
19.07.03 Koblenz, Festung Ehrenbreitstein,
    Horizonte-Festival
22.07.03 München, Muffathalle
23.07.03 CH-Paleo Festival
12.08.03 Dresden, Elbufer-Festival
13.08.03 Jena, Kulturarena Open Air
14.08.03 Hamburg, Stadtpark Open Air
15.08.03 Berlin, Museumsinsel Festival
29.08.03 NL-Lowlands, Festival

Wirklichkeit und Schein stoßen hier aufeinander – gleich mehrere Grenzlinien verlaufen durch diesen Ort, reale und virtuelle, auf die Landkarte gezeichnete und solche in den Köpfen der Menschen: Nord und Süd, Oben und Unten, Reich und Arm. Für die einen, die hier wohnen, ist es eine aufstrebende Grenzstadt – „ideal geeignet als Businessstandort“, für alle anderen ein desolates Kaff im Nirgendwo. Die Rede ist von Calexico, einer eigentlich unbedeutenden Kleinstadt in der kalifornischen Wüste – im Imperial Valley gelegen, genau an der Grenze zu Mexiko, an jenem Zaun also, der vergeblich die mexikanischen Einwanderer abhalten soll. Calexico, wie gesagt, wäre ein völlig nebensächlicher, unbekannter Ort, gäbe es nicht die gleichnamige Band um Joey Burns und John Convertino ...

Von Carina Prange

Nein, als sie die Band tauften, erklärt Joey Burns, wäre er noch nie dort gewesen, er habe den Ortsnamen nur auf einem Straßenschild gelesen. Das war, während sie auf Tour waren, damals – im Jahr 1995 – Calexiconoch mit „Friends of Dean Martinez“. Aber im Gedächtnis geblieben sei es ihm, dieses hochtrabend aus „California“ und „Mexico“ zusammengezogene Wort, sicherlich glorifizierend gemeint, aber in der Realität mit ungewollter Ironie abstürzend. Ein Gegensatz, der sich in der Musik von Calexico durchaus spiegelt – auch hier herrscht Doppelbödigkeit, lauern unter einer ansprechenden, glitzernden Oberfläche die düsteren Schattenseiten des amerikanischen Traums, der wohl nirgends so intensiv geträumt wird wie im kalifornisch-mexikanischen Grenzland.

Die Karriere von Calexico liest sich denn auch wie ein Traum – zumindest in der Rückschau betrachtet. Erstmals getroffen haben sich der Gitarrist Joey Burns, der zwar in Kanada geboren, jedoch in Südkalifornien aufgewachsen ist, und der Schlagzeuger John Convertino etwa 1990 in der Musikszene von Los Angeles, genauer gesagt als Teil der Rhythmusgruppe von Howe Gelbs legendären Giant Sand. Vom Pausenclown-Duo während der Konzerte avancierten die beiden nach dem 1994 erfolgten gemeinsamen Umzug nach Tucson, Arizona, zum ernstzunehmenden Seitenprojekt mit eigenem Profil. Bald darauf nahm man, nun bereits unter dem Namen Calexico, den ersten Longplayer „Spoke“ auf. Das Debüt erschien jedoch nicht sofort in den USA, sondern zunächst auf dem kleinen deutschen Label Hausmusik. Bereits zwei Alben später schien der Durchbruch erreicht, als Calexico im Jahr 2000 mit „Hot Rails“ der Sprung in die Charts gelang. Burns und Convertino tourten fortan unablässig in wechselnden Besetzungen, mal im Trio, mal unterstützt von der mexikanischen Bläserformation Mariachis Luz de Luna. Dennoch schien die Band eine unter vielen, für ihre Region nicht ungewöhnlichen, Tex-Mex-Crossover-Truppen zu bleiben – bis ihnen schließlich 2003 mit „Feast of Wire“ ein Quantensprung gelang, der nicht nur den Erfolg vervielfältigte, sondern Calexico zu dem machte, was die Band heute ist: ein Massenphänomen.

„Der Schlüssel zu allem liegt in der Dynamik“

Die Musik hatte sich dabei gar nicht so stark verändert, das Gemisch aus Tex-Mex-Klängen, Country, Folk und filmmusikartig anmutendem Post-Rock wurde nur stärker fokussiert, erweitert und mit einer, durchaus politisch zu verstehenden, Grundaussage unterlegt. Thema sind Menschen, die das Glück zwischen zwei Welten suchen, ist die CalexicoKluft zwischen eben diesen Welten und der, meist zum Scheitern verurteilte, Versuch, diese Grenze zu überwinden.

Calexicos Bildsprache ist stark und scheut nicht vor der Verwendung von offensichtlichen, aber gerne aus dem gewohnten Kontext genommenen Klischees zurück. Ja, er arbeite oft sogar bewusst mit Klischees, meint Burns hierzu. Sie könnten zum Türöffner werden, erleichterten den Zugang zu den Themen. Schließlich nähere man sich dem Unbekannten in der Regel ohnehin über klischeeartige, von anderen übernommenen Vorstellungen, die man erst später durch eigene Erfahrungen ergänze. Dieser von der Band verfolgte Ansatz bewirkt ein eigentümliches Resultat – eine Folge rekombinierter Versatzstücke, die Vertrautheit vortäuschen, den Hörer für sich einnehmen – den dabei in der Vielfalt unvermeidlich erscheinenden Stilbruch aber elegant umschiffen.


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Mehr über Calexico
im Folker! 4/2003