In der Ausgabe November/Dezember 2004 findet Ihr:
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde, am 14. November findet in Frankfurt/Oder das diesjährige Liederfest der Liederbestenliste statt. Mit Unterstützung durch die Rundfunkanstalten DeutschlandRadio Berlin, MDR und BR sowie durch den Folker! wird damit eine 20- jährige Tradition zur Förderung des deutschsprachigen Liedes nach dem Ausscheiden des Südwestrundfunks als Träger der Veranstaltung fortgeführt. Auftreten werden neben dem Liederpreisträger Stoppok und den Förderpreisträgern Rosen & Gomorrha die ehemaligen Liederpreisträger Manfred Maurenbrecher und Hans-Eckardt Wenzel sowie Ulla Meinecke. Das Konzert findet statt in Zusammenarbeit mit transVOCALE, dem (neuen) Festival für Lied und Weltmusik in Europa (Informationen unter www.liederbestenliste.de und www.alglobe.de ). "Bereits am 22. August konnte Stoppok sein preisgekröntes Lied 'Scheiße am Schuh' als Gast beim 'Tag der offenen Tür' der Bundesregierung vorstellen." So hätte es in einer Pressemeldung zum Liederfest heißen können, wenn es Politikern wie u.a. der Kulturstaatsministerin Christina Weiss und ihrem Vorgänger Julian Nidda-Rümelin mit der in Reden beschworenen Förderung der deutschen Szene ernst wäre. Stattdessen gehörten zu den musikalischen Highlights u.a die Murphy Brothers, zwei amerikanisch-englische Brüder mit britischen Popsongs. Das nenne ich Förderung der deutschen Szene durch die Bundesregierung! Im vergangenen September war ich beim Internationalen Filmfest in Toronto zur Premiere von "Isn't This A Time", einem Musikdokumentarfilm über den Broadway-Produzenten und Manager Harold Leventhal (s. Folker! 2/1999 ). Vor dem Hintergrund eines Konzerts u.a. mit den Weavers, Peter, Paul & Mary und Arlo Guthrie zieht Harold Leventhal darin eine musikalische Bilanz seiner künstlerischen und politischen Karriere. Bei der Recherche für ihre Dokumentation konnten die Filmemacher auf unzählige Schriftdokumente aus Leventhals persönlichem Archiv zurückgreifen. Auf der Premierenfeier ergab sich in einer kleinen Gruppe nun eine erregte Debatte darüber, welches Quellenmaterial in Zukunft zur Verfügung stehen wird. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es keine handgeschriebenen Zeugen mehr geben wird, weil Schriftverkehr von formalen Schreiben bis zu persönlichen Anmerkungen nur noch per eMail erfolgt. Selbst wenn die elektronischen Mitteilungen ausgedruckt werden, lässt sich ihre Authentizität anders als beispielsweise bei handgeschriebenen Dokumenten nicht überprüfen. Was bleibt, sind Informationen aus "zweiter Hand" - ähnlich Zeitungsartikeln. Am Ende der Diskussion herrschte nachdenkliches Schweigen in der Runde angesichts der plötzlichen Erkenntnis, dass in der Geschichtsschreibung schon bald ein Stück "Wahrheit" verloren gehen könnte, wenn wir nicht aufpassen. Im November wird in Seattle im EMP-Museum (Experience Music Project) eine Ausstellung über Bob Dylans frühe Jahre in New York eröffnet. Im Mittelpunkt stehen dabei u.a. Briefe und Songtext- Manuskripte. Wie wird in 50 Jahren eine solche Ausstellung aussehen, wenn es solche "Originale" nicht mehr gibt? Wird dann die Festplatte eines Computers Notizen und Textentwürfe ersetzen? Wie eng Politik mit Kultur im Allgemeinen und mit Musik im Besonderen verbunden ist, zeigen gleich mehrere Artikel in diesem Heft. Klaus Hart zeigt auf, wie sich in Brasilien mit Gilberto Gil ein gefeierter Musikstar als Minister macht. Vom Überleben eines Künstlers in den politischen Wirren in Haiti handelt der Beitrag von Hans-Ulrich Dillmann. Sabine Froese zieht eine musikalische Bilanz der Musikszene Südafrikas zehn Jahre nach den ersten freien Wahlen im Land. Und schließlich werfen wir gleich mit zwei Beiträgen auch einen Blick auf die USA anlässlich der Präsidentschaftswahlen am 2. November. Carina Prange hat Ani DiFranco gefragt, welche Rolle Künstlerinnen und Künstler in der aktuellen politischen Debatte spielen sollten. Michael Tiefensee zeichnet ein Porträt von Ellis Paul, der als Mitglied einer Woody-Guthrie-Revue durch die USA getourt ist.
Darüber hinaus bietet auch diese Folker!-Ausgabe wieder die von der
Redaktion angestrebte Mischung von Berichten und Porträts aus dem gesamten
Spektrum von Folk, Lied und Weltmusik. Bei der Lektüre wünscht viel
Vergnügen
P.S.: Auf Präsident Bush und seine Crew ist wirklich Verlass. Sozusagen in letzter Minute lieferte das amerikanische Heimatschutzministerium seinen Beitrag für unsere Reihe "Neues aus den USA - The land of the free and the home of the brave": Auf dem Flug von London nach Washington wurde am 21. September die United-Airlines- Maschine 919 von den Sicherheitsbehörden "aufgefordert", im Bundesstaat Maine zu landen. Der Grund: An Bord war Yusuf Islam, den meisten von uns besser unter dem Namen Cat Stevens bekannt. Islam wurde aus der Maschine geholt und u.a. von FBI-Beamten verhört. Danach verweigerte die Einwanderungsbehörde ihm die Einreise. Der Friedensaktivist und frühere Popstar steht auf einer "no-fly"- Liste der amerikanischen Sicherheitsbehörden, weil er angeblich terroristische Gruppen finanziell unterstützt habe. Eine Behauptung, die von Islam bestritten wird. Wie immer an dieser Stelle erübrigt sich ein Kommentar. Wie auch zu dieser Meldung: Der Fernsehsender CBS muss 550.000 US-Dollar Strafe bezahlen, weil Janet Jackson in der Halbzeit beim Football Super Bowl für eine Sekunde unzensiert ihre Brust entblößen konnte, was einen Verstoß gegen die Anstandsrichtlinien der staatlichen Medienkontrollkommission FCC bedeutet. |