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Ein Sänger lebensfroher Wahrhaftigkeit

Steve Forbert

Der US-Songwriter wird 50

go!  www.steveforbert.com
Discographie
(Auswahl)

"Alive on Arrival" (Nemperor/
   CBS, 1978)
Alive on Arrival
"Jackrabbit Slim" (Nemperor/
   CBS, 1979)
"Steve Forbert" (Nemperor/
   CBS, 1982)
"Streets Of This Town" (Geffen/
   Warner, 1988)
"The American In Me" (Geffen/
   Warner, 1991)
"Mission Of The Crossroad Palms"
   (Giant/Warner, 1995)
"Young, Guitar Days" (Rolling Tide/
   Madacy, 2001)
"Any Old Time" (Koch, 2002)
"Just Like There's Nothin' To It"
   (Koch, 2004)

Es ist die alte Geschichte: Ein Mann mit Gitarre und Mundharmonika singt seine Lieder. Er geht vom Land in die Stadt, hinaus in die Welt und zurück.

Gut 25 Jahre sind vergangen, seit es dem jungen Steve Forbert aus Meridian, einer Kleinstadt im Süden der USA, gelang, die künstlerische Glücksuche im Moloch New York tatsächlich mit einem Plattenvertrag zu krönen. Schnellen Erfolgen folgten deftige Rückschläge, heute hat Forbert sein Plätzchen gefunden. Kurz vor dem 50. Geburtstag dieses Songwriter-Prototypen im Dezember wird es Zeit für eine Würdigung.

Von Michael Borrasch

Obwohl die mit exemplarischen Extremwerten gepflasterte Karriere für den Songwriter aus Mississippi von höchsten Höhen bis zu niederschmetternden Knicks fast alles mit sich gebracht hat, was das Geschäft so bereithält, stehen seine Songs bis heute für ehrliche Qualität und gute Handarbeit. Seit dem Debüt von 1978 wächst das Werk des so unprätentiös daherkommenden Troubadours beständig. Mit "Just Like There's Nothin' To It" hat Forbert in diesem Jahr sein elftes Studioalbum veröffentlicht.

Steve Forbert "Songs schreiben und auftreten - das ist mein Job. Der Gedanke aufzuhören kam mir nie." Seiner Stärken war sich Steve Forbert immer bewusst, auch in den dunkelsten Zeiten seiner Karriere gab es für ihn keine Alternativen.

Heute liegen diese Tiefpunkte fast zwanzig Jahre zurück. Längst gehört Forbert in der US-Songwriterszene zu jenen verlässlichen Größen, denen Aufmerksamkeit allein schon durch die mit ihnen gereiften Anhänger gewiss ist. Über 100 Konzerte im Jahr und regelmäßige CD-Veröffentlichungen sorgen für ein ordentliches Auskommen. Vernachlässigt hat er darüber allerdings seine europäischen Hörer, die seit fünf Jahren auf einen weiteren Besuch ihres Mannes warten. Eine forberttypische Treue immerhin, die einiges Steve Forbert aussagt über den Kredit, den er auch diesseits des Atlantiks genießt.

Einmal Manhattan und zurück

1976 gilt als jenes Jahr, in dem es Steve Forbert endgültig wissen wollte. Die Teenagerzeit in der Heimatprovinz, das Mucken mit irgendwelchen Lokalbands und einen Job als Truckdriver hatte er zur Genüge ausgereizt, entschlossen siedelte er nach New York um. Fortan bot er seine ersten eigenen Nummern den Fußgängern Manhattans als Straßenmusiker an. In "Grand Central Station, March 18, 1977" lässt sich Forberts Gelassenheit, der Glaube an die eigenen Qualitäten erkennen: "Well, think what you will, laugh if you like, it don't make no difference to me/I'll open my case, and I might catch a coin, but all ears may listen for free."

Die Linernotes zur 2001 veröffentlichten "Young, Guitar Days"-Compilation mit verstreuten Aufnahmen aus den frühen Jahren nutzt Forbert zur Schilderung seiner damaligen Situation: "Ich war ein klarer Fall dieser Mischung aus unbedingter New-York-Faszination und jenem schweren, brennenden Heimweh-Blues." Er schließt mit der beruhigenden Erkenntnis: "Diese Geschichten sind nicht so weit von dem Punkt entfernt, an dem ich heute stehe - immer noch schreibe ich Songs, singe, gehe auf Tour - was, wie ich denke, bedeutet, dass ich mich nicht komplett verändert habe ... oder, besser gesagt, dass ich nicht komplett verändert wurde." So spricht jemand, der froh ist über einen Weg durch den Dschungel des Geschäfts, ohne sich verbogen zu haben. Höhen und Tiefen hat er dabei etliche erlebt.

Steve Forbert Im Auge des Taifuns

Klar, Forberts Anfänge waren geprägt vom Willen zur Behauptung und dem Bemühen, einen Fuß ins Geschäft zu bekommen. Eine Open-Mike- Vorstellung im "Folk-City" und ein erster bezahlter Auftritt in "Kenny's Castaways" brachten sein Ding schließlich ins Rollen. Immerhin waren eigentlich Punk und New Wave die Sounds der Stunde. Bands wie Television, die Ramones, Blondie bestimmten die Szene, die Headliner hießen Talking Heads oder John Cale. Niemand wartete wirklich auf den nächsten Provinz-Folkie. Und doch fand Forbert seine Lücke. Tatsächlich machte er für einige der neuen New-Wave-Helden im legendären CBGB's den Anheizer. Unvorstellbare Konstellation, aber er nutzte die Chance.

Hört man heute das zeitlose Forbert-Debüt "Alive On Arrival" von 1978, ist nachvollziehbar, dass er schnell als der nächste "neue Dylan" galt. Um den Kern der Studioaufnahmen eines soliden Straßenmusikers mit Akustikklampfe und markigem Harmonikagebläse strickte Produzent Steve Burgh einen behutsamen Folkrock. Kritik und Publikum begeisterten sich sofort, der unverbrauchte Jüngling aus dem Süden verkörperte seine eigene Form der Aufrichtigkeit. Forberts Songwriterqualitäten, eine packende Konzentration aufs Wesentliche, waren bereits erkennbar und seine Stimme unwiderstehlich. Ja, die Stimme: Bis heute ist sie das erste Erkennungszeichen. Mal raspelnd nasal oder wispernd belegt, dann eindringlich rau, ohne je versoffen zu klingen.


STEVE FORBERT
Just Like There's Nothin' To It

(Koch Records/US-Import)
12 Tracks; 45:57

Kommt Forbert mit neuen Songs, kann man von sattem Reifegrad ausgehen. Mit "Just Like ..." ist er sich einmal mehr treu geblieben, fast fünf Jahre liegen die letzten Aufnahmen eigener Nummern zurück. Neu ist die gelegentliche Kombination seiner sympathischen Raspelstimme mit Pianobegleitung sowie häufiger Einsatz von Pedal-Steel-Sounds (Dan Dugmore). Seine US- Roots hat der Nashville-Bürger ja nie verleugnet und er rückt den einschlägigen Kollegen noch mal ein Stück näher. Dabei gelingt dem unverbesserlichen Romantiker eine überzeugende Mischung aus verspielter Weltbetrachtung, punktuellen Rockentfesselungen und charmanten Lovesongs. Sein Harmonikaspiel schnurrt dabei schön wie am ersten Tag. Besonders mitreißend erneut die Anleihen bei 60er Popheulern, jener unverkennbaren Forbertwurzel. Gleich drei dieser herrlich schwingenden Alltagskiller (nicht verpassen:"The Pretend Song") mit "HuHu"-Backgroundvocals und jubelnden Hammondsounds lösen Forberts Absicht ein, seinen Hörern ein paar schwerelose Momente zu gestalten. Und das, obwohl er bis zu zehn Leute pro Song ins Studio holte. Unter ihnen auch Edie Brickell mit einigen backing vocals. Als Kontrast eine kritische Erinnerung an Rick Danko (The Band). Alles in allem bleibt uns Steve Forbert als ganz entspannter Songwriter mit liebevollen Blicken für die wenigen wirklich wichtigen Dinge des Lebens erhalten. Ab sofort kann man auf sein nun beginnendes Alterswerk gespannt sein.

Michael Borrasch

 

STEVE FORBERT - Just Like There's Nothin' To It


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im Folker! 6/2004