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Der Rebetiko lebt

George Dalaras singt Markos Vamvakaris

Griechischer Blues aus den Hafenspelunken

go!  www.dalaras.gr
Discographie
(Auswahl)

"The Greek Voice" (Tropical Music, 1991)
"The Greek Spirit" (Tropical Music, 1994)
"Live & Unplugged" (Tropical Music, 1998)
"Tribute To Vamvakaris" (Tropical Music, 2004)

Mit seiner neuesten Produktion "A Tribute To Markos Vamvakaris" ist George Dalaras ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Rebetiko gelungen. Zusammen mit zwei Söhnen von Markos Vamvakaris und einigen Spitzenmusikern der griechischen Rebetiko-Szene (siehe auch Rezension in diesem Heft), hat Dalaras fast das komplette Gesamtwerk des legendären Komponisten und George Dalaras Sängers für ein neues Publikum aufgearbeitet.

Von Wolfgang Schmid

Da sitzt im Jahre 1921 der 16-jährige Hilfsarbeiter Markos Vamvakaris von der Insel Syros in einer Hafenspelunke von Piräus. Um ihn herum kreist die Wasserpfeife unter lauter Drogenhändlern, Dirnen und kleinen Gaunern, er spielt auf seiner Bouzouki, sein Freund Stratos singt dazu. Einer der anderen Gäste springt auf, wickelt seine Jacke um seine rechte Hand und fängt an, völlig allein und selbstvergessen, zu der Musik zu tanzen. Die anderen Gäste stampfen den immer aggressiver werdenden Rhythmus mit den Füßen mit. Der Rebetiko ist geboren. Diese großstädtische Subkulturmusik, entstanden aus orientalischen Traditionen, die von den vertriebenen Schwarzmeergriechen Kleinasiens mitgebracht wurden, und griechischen Melodien, gilt als Blues Griechenlands.

Über die Herkunft des Wortes Rebetiko streiten sich die Gelehrten. Ob es tatsächlich aus dem türkischen Wort für Partisanen "rebet asker" George Dalaras oder doch aus dem griechischen Wort für Nachdenken "remvastikos" oder, wie der schwedische Sprachwissenschaftler Ole Smith behauptet, von griechischen Auswanderern nach Amerika geprägt worden ist, wird wahrscheinlich nie wirklich ergründet werden. Sicher ist nur, dass die ersten Rebetiko- Aufnahmen von Marika Papagaki aus dem Jahr 1926 stammen. Das Lied hieß "Smyrnia".

George Dalaras Geschichten aus dem Leben der "Manges"

Hauptinstrument des Rebetiko ist die Bouzouki, auch "Bousouki" geschrieben. Die "Rebetes" spielten oft für Essen und Trinken den ganzen Abend in den Hafentavernen in Piräus, genauso wie im Ladadika-Viertel von Saloniki oder in der Plaka, der Altstadt von Athen. Mitte der dreißiger Jahre spielte Vamvakaris zusammen mit Demetrio Stratos, Giorgios Batis und Anestis Delias (Artemis) in einem legendär gewordenen Quartett, Ende der dreißiger Jahre zusammen mit Jannis Papajoannou in einer Gruppe. Zu ihren Konzerten und Auftritten in Tavernen kamen Griechen aus allen Bevölkerungsschichten.

George Dalaras Ihre Geschichten handelten vom Haschischrauchen - Haschisch war zu dieser Zeit in Griechenland legal -, von der Liebe, von der schweren Arbeit auf See, im Dock oder im Olivenhain, von ihren kleinen und größeren Gaunereien oder vom Leben im Gefängnis, das so mancher der Manges besser kannte, als ihm lieb war.

"Manges" ist der griechische Ausdruck für Tagediebe und Nichtsnutze, die am Rande der Gesellschaft lebten und einen Großteil der Subkultur bildeten.


GEORGE DALARAS
Tribute to Markos Vamvakaris

(Tropical Music 68.840)
Do-CD, 86:57, mit engl. Infos

In dieser neuen Live Doppel-CD macht Dalaras seine Verbeugung vor Markos Vamvakaris, dem großen Meister des Rebetiko. Aufgenommen an Dalaras 53. Geburtstag in Ermopoulis auf der Zykladeninsel Syros, stellt dieses Album einen Querschnitt durch die Werke von Markos Vamvakaris dar. Welchen Wert dieses Werk hat, kann man wahrscheinlich erst in vielen Jahren ermessen, wenn die letzte Generation der "Rebetes" nicht mehr lebt und nur noch solche Tonträger als zeitgeschichtliche Dokumente existieren. Zusammen mit seinem exquisiten Orchester und den Gästen Stelios und Domenicos Vamvakaris - den Söhnen von Markos -, Theodore Papadopoulos und Chrysoula Christopoulou hat Dalaras eine hörenswerte Reise durch 81 Jahre Rebetiko-Geschichte auf die Bühne gebracht. Der dem Rebetiko eigene, immer gleiche Rhythmus macht es vermutlich für westeuropäische Ohren schwer, beide CDs am Stück zu hören, es sei denn, man ist eingefleischter Rebetiko-Fan. Doch sollte man schon versuchen, sich auf die Musik einzulassen, es könnte einem passieren, dass man sich unversehens auf einem Hügel über einem im griechischen Licht unendlich erscheinenden Olivenhain oder in einer verrauchten Haschischtaverne bei einem Retsina wiederfindet.

Wolfgang Schmid

 

Tribute To Vamvakaris


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Mehr über George Dalaras
im Folker! 6/2004