Von Carina Prange
www.righteousbabe.com |
(Auswahl)
"Ani DiFranco" (Cooking Vinyl, 1990)
|
Die Sängerin und Gitarristin, die einst als jugendliche Folk-Punk-Lady die Bühnen dieser Welt enterte, ist heute als Mittdreißigerin längst eine gereifte, ernst zu nehmende und ernst genommene Persönlichkeit. Und ihre Stimme zählt viel: Politisch engagiert, unbequem und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, singt Ani DiFranco gegen Machtstreben, gegen Frauenunterdrückung und für das Begreifen der eigenen Person als Aktivistin, als Menschenrechtlerin. In ihren vielschichtigen, oft verschlüsselten, Texten spiegeln sich Poesie und Schönheit genauso wider wie verzweifelte Ohnmacht gegenüber einer grausamen Realität: So stellt der Song "Serpentine" ihres Albums "Evolve" eine vielzeilige, poetische Widerstandserklärung gegen jegliche Art von Fremdherrschaft dar.
In ihrer eigenen Plattenfirma Righteous Babe, gegründet, um den nötigen künstlerischen Freiraum zu erlangen, beschäftigt die Sängerin in den USA inzwischen mehrere Mitarbeiter und unterhält für den europäischen Markt sogar eine Dependance in London. Arbeit gibt es genug: Nicht nur ihre eigenen Werke erscheinen hier regelmäßig, inzwischen fördert und veröffentlicht Ani DiFranco auf dieser Plattform auch andere Künstler wie ihre Weggenossin Sara Lee, den Songwriter Andrew Bird, den politischen Aktivisten Utah Phillips oder den New Yorker Underground-Musiker Arto Lindsay.
Auf deinem letzten Album, "Educated Guess", gibt es im Song "Grand Canyon" die
folgenden Zeilen:
"Bit I think the time is nothing if not nigh, to let the truth out -
coolest f-word ever deserves a fucking shout! -
I mean, why can't all decent men and women call themselves feminists?
Out of respect for those who fought for this ..."
[in etwa:]
"Für die Wahrheit, sag' ich, ist die Zeit zumindest reif -
Schreit endlich raus das einzig coole Wort mit F!
Warum nennt nicht jeder Mann und jede Frau sich 'Feminist',
Aus Anstand ... - und Respekt für die, die dafür kämpften ..."
Wie sehr hat die feministische Bewegung deiner Meinung nach unsere Gesellschaft
verändert? Wird eine Frau, beispielsweise im Musik-Business, leichter
akzeptiert als vor zwanzig Jahren?
Nun, ein erster Teil einer Antwort auf diese Frage könnte sein, dass der Text nämlich folgendermaßen weitergeht: "I mean, look around, we have this!" [in etwa: "Hey, schau dich doch um, was wir erreicht haben!"] - und mit Sicherheit, wenn man sich auf diesem Erdball umsieht, ist deutlich zu erkennen, dass es unsere Gesellschaft ist, die den Frauen die umfassendsten Freiheiten bietet, die es gibt. Wir können uns glücklich schätzen (lacht) - und ich bin tatsächlich dankbar dafür! Die Situation ... nun, wir haben alle grundlegenden Rechte: das Recht auf einen eigenen Namen, auf Besitz, wir dürfen ein Auto führen, können eine Ausbildung bekommen. Alles etwas, von dem jeder sagen würde, dass es einer Frau des 21. Jahrhunderts auf diesem Planeten zustehen sollte. Aber für viele Frauen gilt genau das nicht.
Also, na ja, der Song ist auch auf gewisse Weise als patriotisches Loblied gedacht. Und, (lacht) ... find' erstmal einen Weg, patriotisch zu sein, in Zeiten, wo dieses Gefühl pervertiert wird - in meinem Land auf jeden Fall -, und das Ideal von Patriotismus, wie es von Regierung und Medien verbreitet wird, beinahe faschistisch anmutet! Worum es mir aber hier ging, war ein Blick auf das, was ich an der Gesellschaft, in der ich lebe, gut finde. Wirklich gut finde: Die Geschichte ihrer Künstler, ihrer Aktivisten. Denn das ist es, worauf man stolz sein sollte und was man erhalten muss.
Und, ja, was die Geschichte des Feminismus angeht - ich bin recht gut im Bilde darüber, was in Amerika in dieser Richtung los war. Denn, es hat ja nicht nur die Gesellschaft verändert, mir also quasi bereits vor meiner Geburt geholfen - es hat auch mich selbst als Individuum geprägt und verändert. Zum Beispiel dadurch, dass ich Ende der 70er viele feministische Gedichte gelesen habe: Ich war sehr jung, als ich sie las, aber sie haben mir die ganzen Problematiken der patriarchalischen Gesellschaft bewusst gemacht, mir die Augen für die Welt geöffnet.
Braucht man nicht ein gerüttelt Maß an Humor, um diesen Kampf gegen Dummheit und Ungerechtigkeit, Rassismus und Gier aufrechterhalten zu können?
Das ist geradezu Voraussetzung. Elementar, würde ich sagen! Wichtig, gerade weil ... nun gut, die meisten Bilder, die ich verwende - wenn du die Songs betrachtest und wovon sie so handeln -, wirklich spaßig sind die in der Regel nicht. "Heile-Welt-Kunst" ist das, was ich mache, also eher selten, würde ich sagen - aber trotzdem geht es mir darum, Leute aufzumuntern. Wenn ich auf der Bühne stehe, versuche ich das Publikum zum Lachen zu bringen, damit die Leute sich öffnen. Ich versuche ihnen etwas zu geben, das sie stärker macht, damit sie die Kraft finden, sich wieder ihrem Leben zu widmen. Ihrem persönlichen Daseinskampf. Unserem gemeinsamen Daseinskampf. Sie dafür mit Energie aufzuladen.
|
|
|
|
Folker!
- ...und immer noch: über 40% sparen beim
Folker!
-Schnupperabo!
|
Mehr über Ani DiFranco
|