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"Die Harfe ist ein maskulines Instrument!"

Rüdiger Oppermann feiert 30-jähriges Bühnenjubiläum

Unterwegs mit "KlangWelten 2004"

go!  www.klangwelten.net
Discographie
(Auswahl)

"Live in Ingelheim" (SongBird, 1974)
"Zongo" (Lark in the Morning, 1981)
"Reise nach Harfistan" (Wundertüte, 1985)
"Silberfluss" (Wundertüte, 1986)
"KlangWelten" (Wundertüte, 1987)
"Harp Attack" (Selbstverlag, 1989)
"Same Sun, Same Moon"
   (Shamrock Records, 1992)
"The Art of Harp, Vol. 1, Vol. 2, Vol.3/4"
   (Shamrock Records, 1996-1999)
"Karawane" (Shamrock Records, 1997)
"Fragile Balance" (Shamrock Records, 1998)
"KlangWelten 2000/2001/2003" (KlangWelten
   Records, 2000/2001/2003)
"Harp Summit" (mit Park Stickney)
   (KlangWelten Records, 2004)
"Same Same, But Different"
   (KlangWelten Records, 2004)

KlangWelten unterwegs:
04.11.04: Karlsruhe, Tollhaus
13.11.04: Singen, Gems
14.11.04: Stuttgart, Theaterhaus
18.11.04: Kempten, Stadtteater
22.11.04: Freiburg, Jazzhaus
25.11.04: Unna, Landesstelle Massen
26.11.04: Leer, Emsschule
27.11.04: Offenburg, Reithalle
28.11.04: Filderstadt, Waldorfschule
30.11.04: Bonn, Kunst- & Ausstellungshalle
01.12.04: Bielefeld, Ravensberger Spinnerei
02.12.04: Gelsenkirchen, Consol Theater
04.12.04: Germering, Stadthalle
05.12.04: Fulda, Kulturkeller
08.12.04: Leipzig, Die Nato
09.12.04: Jena, Volkshaus
10.12.04: Hameln, Sumpfblume
11.12.04: Hannover, Markuskirche
12.12.04: Eckernförde, St. Nikolaikirche
16.12.04: Dreieich, Bürgerhaus Sprendlingen
18.12.04: Roth, Kulturfabrik
19.12.04: Ansbach, Kammerspiele

Erster Weltmusiker Deutschlands, Meister der keltischen Harfe, Globetrotter von Mendocino bis in die Mongolei, von Baden-Baden bis Burma, Vermittler zwischen den Musiktraditionen und Harfen des Planeten. Wenn Rüdiger Oppermann anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubiläums aus seiner Vita berichtet, klingen viele Saiten an.

Von Stefan Franzen

Fällt sein Name, wird stets auch das Prädikat "Meister der keltischen Harfe" im selben Atemzug genannt. Und in der Tat: Schon auf der Hinfahrt zu seinem nord-elsässischen Domizil durch den idyllischen Forêt de Haguenau ist Rüdiger Oppermann in seinem keltischen Element: "Das ist der Carnutenwald, hier haben sich die Druiden von Asterix und Obelix getroffen", bekräftigt er und deutet ins dichte Grün. Da erahnt man die 900 keltischen Grabhügel. Bald erklimmt der Transit den einzigen Hügel der Rheinebene weit und breit. Ein uriges Fachwerkhaus kommt in Sicht, von Weinlauben umrankt. "Hier sind wir!" Als Willkommenshäppchen klaubt er Trauben von einer seiner acht Rebsorten herunter. Im Innern gilt es zunächst, Europas größte Sammlung von Harfen aus aller Welt zu besichtigen. In einem hohen, von Trägerbalken durchzogenem Arbeitsraum stehen und hängen die Errungenschaften aus jahrzehntelangem Globetrotting. Eine ganze Familie ugandischer Bogenharfen ist in diesem umgebauten Pferdestall versammelt, madagassische Röhrenzithern, die burmesische Urwaldharfe, die als Überbleibsel der buddhistischen Harfenkultur Südostasiens gilt, nebst ihrem höfischen Gegenstück, einer venezianischen Gondel gleichend. Schließlich entdeckt man sogar eine äthiopische Harfe, eine Vertreterin jenes Instruments, das auf König David zurückgehen soll. Dazwischen thronen die keltischen und elektronischen Instrumente Marke Eigenbau, am kuriosesten sicherlich ein mit Saiten bespannter Ast aus dem nahen Wald, in den er Tonabnehmer hineingetrieben hat. Manches Instrument von seiner Werkbank findet hier keinen Platz mehr: Ein 120-saitiges mikrotonales Monstrum lagert in der Garage, seine Windharfe braust auf der anderen Seite der Grenze "wie ein Düsenjet" in einem Fenster des Baden-Badener Schlosses.

Rüdiger Oppermann & Karawane

Nachdem der Besucher genug gestaunt hat, geht es zum lauschigen Essplatz, wo der Meister Tee aus einer original chinesischen Kanne serviert. Und während von links das Jazzschlagzeug seines Sohnes donnert, rechts die Ehefrau Debussy übt, und draußen spätsommerliches Gewitter hernieder rauscht, beginnt er, aus seinem bewegten Leben zu erzählen.

Rüdiger Oppermann & Stickney Wie kommt man als junger Mann auf das doch eher "uncoole" Instrument Harfe?

Es war überhaupt nicht geplant, dass ich Musiker werde. Ich habe Musik nur als Ausgleich zu meinem überstrengen Elternhaus betrieben. Zur klassischen Grundbildung, die ich auch hatte, brauchte ich einen Gegenpol, um mich frei zu spielen. Blues auf dem Klavier und Folk auf der Gitarre, auch 5-string-Banjo habe ich angefangen, bei Derroll Adams gelernt. Das war zu Beginn gar nicht harfenzentriert. Aber dann kam Alan Stivell im Radio, gerade als ich die E- Gitarre bearbeitete. Ich ging in ein Konzert von ihm und der Sound haute mich total um, diese Metallsaiten! "Renaissance de la harpe celtique" wurde eine ganz wichtige Platte für mich, da habe ich die ersten irischen Stücke von heruntergehorcht. Und meine erste Harfe habe ich gebaut, ohne jegliche Vorstellung, wie eine Harfe tatsächlich auszusehen hat, einfach nach dem, was ich beim Stivell auf dem Cover gesehen habe.

30 Jahre Bühnenjubiläum - wenn man zurückrechnet kommt man auf 1974, als Du in Ingelheim warst ...

Das war mein erster Auftritt mit Harfe, da ging es ja gerade mit den Folkfestivals los. Auf einem sehr niedrigen Niveau habe ich da irische und bretonische Stücke gespielt, auf meinem selbst gebauten Instrument.

Allerdings bist Du dann erst mal für eine ordentliche Zeit nach Afrika gegangen.

Mit 16 bin ich zuhause ausgezogen und war erst mal auf dem Weg in die Sozialpädagogik. Aber nach meiner Ausbildung hat mich das Fernweh gepackt und ich bin vollkommen naiv nach Afrika gefahren für ein ganzes Jahr, 1975/76. Ich bin mit den Einheimischen gereist, oben drauf auf der Ladung großer LKWs durch die Wüste... Ich habe mit ihnen gegessen, mit ihnen Musik gehört und mitgespielt. Ich entdeckte meine Affinität zum Fingerpiano, zur afrikanischen Bogenharfe, diese Polyrhythmik war gleich in mir drin. Ich musste mich gar nicht bemühen, das zu spielen, die Musik kam zu mir, es war wie ein Wiedererkennen. Dieses eine Jahr in Afrika hat meinen Lebensweg grundlegend bestimmt. Ich bin in ganz archaische Situationen geraten, auf dem Kongo ist mir mein Kanu umgekippt, mit dem Essen, der Machete, den Tauschgeschenken. Ich hatte meine "Lebensversicherung" verloren und da merkte ich, was das für gastfreundliche Leute sind, die da am Fluss wohnen. Und ich habe auch ganz intensive Trommelerfahrungen gemacht, jede Nacht gab es Signal- und Tanztrommeln in Zentralafrika. Das Leben ohne Absicherung, dass das Rüdiger Oppermann geht, dass die meisten Leute auf der Welt arm sind und trotzdem warmherzig, das war die zentrale Erfahrung der Reise.

Zurück in Deutschland merkte der Weltreisende, dass das bürgerliche Leben ihm ganz fremd geworden war. Die Musik, die er vom schwarzen Kontinent mitbrachte, stieß auf Unverständnis und Desinteresse. Die Folkszene erklärte ihn für verrückt. Schließlich kündigte er seinen Job im Sozialbereich, gab seine Wohnung auf, verkaufte seine Sachen und lebte als fahrender Straßenmusiker, bevor er 1979 nach Teheran ging. Von dort aus erkundete er auf einem Esel reitend das uralte Kulturgebiet der afghanischen Region Nuristan. Bei den dortigen Sufis, wie auch später bei seinen unzähligen Reisen zu den Derwischen von Istanbul, wurde er Zeuge ekstatischer Bewusstseinszustände, die nur durch die Kraft der Musik, ohne Drogen erreicht werden. Die afghanische Musik mit ihrer "Verbindung von rauer Erdverbundenheit und Spiritualität mit feinsten Verzierungen" erwies sich für sein Harfenspiel als wichtiger Einfluss. Über Indien gelangte er bis nach Ceylon, wo er sich beim Wandern durch den Dschungel am Fuß verletzte und zwei Tage und Nächte in der Gesellschaft von wilden Tieren verbrachte, bis Hilfe kam. Doch die Verletzung hatte auch ihr Gutes: Durch den ungeplanten langen Aufenthalt auf Ceylon eignete er sich das indische Rhythmensystem an und lernte, das südindische Perkussionsinstrument Mridangam zu spielen. Das Nomadenleben setzte sich sodann in der Heimat fort.


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im Folker! 6/2004