Es gibt CDs und spezielle CD-Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können und die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als z.B. eine ordinäre Kompilation. In diesem Heft schreibt Walter Bast über den Tanbur-Spieler
Der iranische Philosoph, Jurist und Komponist Ostad Elahi (bürgerlicher Name: Nour Ali Elahi) gilt als einer der großen Virtuosen der Tanbur. Diese aus dem Holz des Maulbeerbaumes gefertigte, zwei- bis viersaitige (je nach Ausführung) Langhalslaute ist eines der zentralen Instrumente in der klassischen persischen Musik. Anders als ihre indische Schwester Tanpura, die ja ein reines Begleitinstrument geworden ist, wird die Tanbur weitgehend solistisch eingesetzt. Sie solle klingen wie das Plätschern des Wassers, heißt es in zeitgenössischen Schriften, womit die Klangfarbe dieser Laute recht treffend beschrieben wäre. Ostad Elahi begann als Dreijähriger unter Anleitung seines Vaters mit dem Erlernen dieses Instruments und brachte es sehr schnell zur Meisterschaft. Bereits als Neunjähriger galt er als Virtuose. Mit fünfundzwanzig Jahren zog er von seiner Heimatstadt Jeyhunabad nach Teheran, studierte Jura und war von 1934-57 als Richter tätig. Seine Tätigkeit als Richter ging einher mit philosophischen und musikalischen Studien. Auf seinen Reisen quer durch den Iran studierte er eingehend das Radif, ein Jahrhunderte altes Kompendium von Melodien, das vom Lehrer direkt an seine Schüler weitergegeben wird. Diese den indischen Ragas vergleichbare Melodiensammlung dient Ostad Elahi als Basis für seine eigenen Kompositionen, in denen er trotz immenser kompositorischer Phantasie und großer Improvisationskunst immer den Bezug zur Tradition aufrecht erhielt.
Die 26 Stücke, die wir auf den sechs CDs in zufriedenstellender Tonqualität hören können, wurden im Teheran der Jahre 1964 bis 1972 aufgenommen. Eine, nicht nur für iranische Künstler, eher durchwachsene Zeit: Der zweite Pahlewi-Herrscher Mohammad Reza (hierzulande kurz "der Schah" genannt), hatte bereits die ersten Folterkeller für Regimekritiker errichten lassen, eine Investition in die Zukunft, wie sich zeigen sollte, denn als der abgewirtschaftete Schah 1979 durch einen greisen Koranausleger ersetzt wurde, mussten an den Zellen nur die neuen Firmenschilder angeschraubt werden.
Walter Bast
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