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(Auswahl)
"Step Outside" (Cooking Vinyl, 1986)
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Anders als die echten Austern, die nach rund fünf Jahren reif für den Suppentopf sind, zeichnet sich die Oysterband durch ihre zähe Langlebigkeit aus. Die britische Folk-Rock-Gruppe feiert heuer ihr 25- jähriges Bestehen. Bekannt wurde die Band in den 80er Jahren vor allem durch ihre politischen Texte, in denen die Thatcher-Regierung angeprangert wurde. Das ist lange her. Inzwischen stehen neben gesellschaftlichen auch persönliche und emotionale Themen auf ihrem Programm. 2002 gewann die Band, die zum Urgestein der britischen Folk-Rock-Szene gezählt wird, den BBC 2 Radio -Preis "Good Tradition".
Von Gudrun Zercher
Angefangen hat alles vor etwas mehr als 25 Jahren. Ende der 70er Jahre war ein Austern-Restaurant in Canterbury der Treffpunkt für zahlreiche junge Musiker, vor allem Folk-Musiker. Unter den jungen Leuten fanden sich auch Ian Telfer, Alan Prosser und John Jones. Gemeinsam mit zehn Gleichgesinnten schlossen sie sich zu einer Ceilidh-Band zusammen, die mit irischem und britischem Folk für Stimmung sorgte. Die Formation nannte sich Oyster Ceilidh Band. Aus der großen Spaß-Truppe kristallisierte sich allmählich ein harter Kern heraus, der sich der Musik professionell widmen wollte. 1982 entstand die Oysterband mit Ian Telfer an der Geige, Alan Prosser an der Gitarre, John Jones als Lead-Sänger, Ian Kearey am Bass und dem Punk-Schlagzeuger Russel Lax. Folk und Punk galten damals als Untergrund-Musik. John Jones erinnert sich: "Die Folk- und die Punk-Szene überschnitten sich teilweise."
Zu jener Zeit - Anfang der 80er Jahre - kam Bewegung in die britische Musikszene. Billy Bragg war angesagt. Seine Art Musik zu machen beeinflusste auch die Oysterband. Sie brachen mit ihrem bisherigen Dasein als Ceilidh-Band und versuchten ihren eigenen Weg zu gehen, indem sie ihre Texte selbst schrieben. Politik und soziale Gerechtigkeit waren ihre Themen, die Thatcher- Regierung ihr Haupt-Angriffsfläche. "Thatcher war eine sehr einfache Zielscheibe. Ärger und Ablehnung prägten das Leben während ihrer Amtszeit. Es war eine schlechte Zeit, um hier zu leben, aber es war eine gute Zeit für die Musik. Sie setzte viel Energie frei", meint Jones. Die Musik der Oysterband veränderte sich ebenfalls. Zwar waren ihre musikalischen Folk-Wurzeln noch hörbar, doch wurde der Sound deutlich härter.
Die 90er Jahre und vor allem der Amtsantritt Tony Blairs 1997 führten zu einem neuerlichen Richtungswechsel in der Band. Sowohl das Publikum als auch die Gruppen-Mitglieder waren der politischen Themen müde geworden. Sie mussten sich nach einem neuen Betätigungsfeld umsehen. Zuerst wandten sie sich sehr stark sich selbst zu und überraschten ihre Fans mit ihrer emotionalen, tiefgründigen, aber auch düstereren Seite.
Nachdem die kanadische Band Great Big Sea mit dem Oysters-Titel "When I'm Up I Can't Get Down" vom Album "Holy Bandits" einen Charts-Erfolg landen konnten, versuchten sich die Briten ebenfalls von ihrer radiofreundlichen Seite zu zeigen. Das poppige Album "Here I Stand" entstand. Nach diesem kurzen Ausflug in seichte Gewässer, kehrten sie jedoch schnell wieder auf ihren kernigeren Folk-Rock-Weg zurück. Anlässlich ihres Jubiläums ließen sie sich wieder etwas Neues einfallen: Sie luden zahlreiche Musiker, mit denen sie schon zusammengearbeitet hatten, zu einem dreitägigen Konzert nach London ein - darunter u.a. Eliza Carthy, June Tabor, The Handsome Family und Show Of Hands. Ohne viele Proben brachten sie gemeinsam die Spontaneität und Lebendigkeit improvisierten Zusammenspiels auf die Bühne. Dabei entstand die CD "The Big Session, Volume 1".
Ihre politische Phase liegt zwar schon einige Zeit zurück, doch sind die Austern weiterhin politisch denkende Menschen geblieben. Auf ihrer Mini-CD "25" setzen sie sich in dem Lied "Noah And The Raven" kritisch mit dem Irak-Krieg auseinander und auch sonst sind gesellschaftliche Themen weiterhin für sie relevant. Allerdings sei es schwieriger geworden, politische Lieder zu schreiben, da die Konflikte in der globalisierten Welt enorm komplex seien, meinten die Texter vom Dienst der Oysterband, Ian Telfer und John Jones, in einem Interview für die Kollegen von fRoots.
Eine Band, die ihr Publikum mit dem erhobenen Zeigefinger in die richtige politische Richtung drängt, wollten sie aber auch früher nicht sein, erläutert Jones: "Dafür wollten wir selbst immer zu viel Spaß auf der Bühne haben." Was den Einfluss der Musik auf die Politik angeht, ist er ernüchtert. "Ich glaube, dass Musik fokussieren kann, aber die Leute müssen schon selbst rausgehen und etwas bewegen."
Angesichts der langen Band-Geschichte stellt sich die Frage, wie eine Band es so lange zusammen aushalten kann. "Wir sind selbst überrascht, dass es inzwischen schon 25 Jahre sind", antwortet Jones. "Ich glaube, es liegt daran, dass wir es geschafft haben, uns zu verändern und unser Interesse an der Musik wach zu halten. Außerdem hat auch die Chemie zwischen den Bandmitgliedern gestimmt." Das hat sie anscheinend wirklich - zumindest größtenteils. Es gab nur wenig personelle Fluktuation. Als der Bassist Ian Kearey die Band 1987 verließ, übernahm Chopper, der manchmal auch am Cello zu hören ist, dessen Job. Fünf Jahre später stieg Russel Lax, der Schlagzeuger, aus. Für ihn kam Lee Partis.
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