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"Etwas, das gesagt werden muss"

Susan McKeown

Songs ohne blauäugige Idylle

go!  www.susanmckeown.com
Discographie
(Auswahl)

"Bushes & Briars"
   (Alula/Allegro Records, 1998)
"Lowlands" (Green Linnet Records/
   Sheila-na-Gig Music, 2000)
"Prophecy" (Sheila-na-Gig Music, 2002)
"Sweet Liberty" (Hibernian Music, 2004)

Singer/Songwriterin und Interpretin rarer, oft in Vergessenheit geratener irischer Volkslieder: Susan McKeown ist beides - und bewegt sich somit stets über die üblichen Genregrenzen hinaus. Dieses kantige Repertoire hat zwar zur Folge, dass man sie auf etablierten Irish-Folk- Festivals eher selten zu Wort kommen lässt, es trägt aber eben auch zu ihrer eigenständigen musikalischen Persönlichkeit bei, verhilft der Sängerin und ihrer Musik, sich abzuheben vom Stereotyp dessen, was so gerne als "der Irish Folk" bezeichnet wird.

Von Carina Prange

Auf "Sweet Liberty", dem aktuellen Album der in New York lebenden Irin, findet sich abermals eine Kollektion dementsprechend kaum bekannter Folksongs, allesamt Ergebnis akribischer Recherche. Die Zeitlosigkeit der Aussage, sagt sie, schätze sie allgemein an Traditionals, und was sie den Leuten vor Augen führen möchte, ist, dass damals wie heute die Straßen nicht mit Gold gepflastert waren. Zwei sehr unterschiedliche, aber gleichermaßen unterprivilegierte Gruppen sind es, mit deren Behandlung in Folk-Songs sich McKeown bevorzugt auseinandersetzt: Frauen und Immigranten.

Der Blues der Einwanderer: Irishmen in New York

Zwei Songs auf "Sweet Liberty" sind Lieder über Einwanderer, mit denen McKeown sich generell seelenverwandt fühlt. Dies gilt vor allem für die Iren, die sich in New York niederließen und deren Geschichte in Form von Songs überdauerte: Bis 1920 wanderten über vier Millionen Iren in die USA aus; schon um 1890 lebte eine halbe Million von ihnen allein in New York. Susan McKeown Was so einen "Immigrant-Song" ausmache, meint McKeown, sei die authentische Beschreibung der Reise und der Ankunft in Amerika - "... und zur Auswanderung gezwungen zu sein, war schon immer hart. Und dann wird das Herumirren in der Fremde geschildert, die Isolation, die Einsamkeit, die man dann spürt." Und hier hätte sich nichts gebessert: "Der gleiche Druck lastet auch heute noch auf einem Auswanderer, seien es finanzielle Nöte, Entfremdung oder die Suche nach einer Identität in der neuen Umgebung."

Nicht politisch - oder vielleicht doch?

Dies alles sei eigentlich nicht politisch gemeint, ist ihre wiederholte Aussage - dennoch gehört Susan McKeown nicht zu den Leuten, die ein Blatt vor den Mund nehmen, wenn sie das Gefühl hat, etwas müsse gesagt werden: "Auf mein letztes, traditioneller orientiertes Album 'Lowlands' habe ich ein Lied aufgenommen, das man politisch nennen könnte. Es ist von Liam Weldon, der vor wenigen Jahren gestorben ist und den man als einen Reisenden bezeichnen könnte - das Lied heißt 'Dark Horse On The Wind'. Es stammt aus den 60ern und hat die irische Politik jener Zeit zum Thema, als in Nordirland der Bürgerkrieg ausbrach. Susan McKeown Ein sehr starkes Lied." Bei der Aufnahme dieses Stückes im Jahr 2000, fügt sie hinzu, hätte sie auch wieder dieses Gefühl von Aktualität gehabt; das Gefühl, "etwas ans Licht ziehen" zu müssen.

Die Realität hinter dem Mythos - die keltischen Frauen

Thematisch beschäftigt sich Susan McKeown ansonsten mit Leben und Alltag der irischen oder, allgemeiner, der keltischen Frauen in vergangenen Zeiten. Und sucht nach Liedern, die nahezu in Vergessenheit geratene Frauenleben mit Geschichten und Anekdoten, aber auch wahren Begebenheiten ausfüllen: "Es ist natürlich nicht wirklich so, dass die Welt es braucht," meint McKeown, "aber es ist ein interessantes Thema. Frauen im Alltag oder bei der Arbeit, Frauen und die Liebe. Ich sehe das also eher als spannende Forschungsreise denn als Notwendigkeit."


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Mehr über Susan McKeown
im Folker! 6/2004