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"Five Leaves Left" (Island Records, 1969)
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Vielleicht war er seiner Zeit voraus, vielleicht aber auch ein Zu-spät- Geborener. Nick Drake, zu dessen Lebzeiten nur drei Alben erschienen, die allesamt beim Publikum durchfielen, ist heute angesagt wie nie zuvor. Kaum eine Band, ob R.E.M. oder Coldplay, die den nur 26 Jahre alt gewordenen Songpoeten nicht als Inspirationsquelle nennt. Eine Hollywood-Berühmtheit wie Brad Pitt outet sich plötzlich als Fan und sitzt für eine BBC-Radio-2- Dokumentation hinterm Mikro. Schon Ende der 90er Jahre schießt Drakes Song "Pink Moon" - dank eines VW-Werbespots - posthum in die Billboard-Top 100. Und jetzt, pünktlich zum 30. Todestag am 25. November, kommt mit "Made To Love Magic" ein "fünftes" Drake-Album heraus - voller brillanter Kompositionen und keinesfalls angestaubter Raritäten.
Von Frank Schuster
Drakes Songs scheinen erst jetzt, 30 Jahre nach seinem so frühen Tod, ihre volle Wirkung zu entfalten. Während der Sänger heute so viele Fans wie nie zuvor findet, umgab ihn zeitlebens die Aura eines Künstlers, der irgendwie in der Vergangenheit stecken geblieben war. "Wenn du mit ihm zusammen warst, hattest du immer das traurige Gefühl, dass er im falschen Jahrhundert geboren war", sagte einmal Robert Kirby, Drakes Orchesterarrangeur und Studienfreund aus Cambridge, der in dem Songwriter eher einen Romantiker oder Elisabethianer denn einen modernen Menschen sah.
Nick Drake wurde 1948 in Burma geboren. Als er vier Jahre alt ist, ziehen seine Eltern zurück nach England. Mit 16 beginnt er Gitarre zu spielen. 1967 nimmt er in Cambridge sein Studium englischer Literatur auf. Dort hört ihn ein Jahr später in einem Club Ashley "Tyger" Hutchings, Bassist bei Fairport Convention, und stellt ihn seinem Produzenten Joe Boyd vor. Der nimmt den noch nicht Zwanzigjährigen unter Vertrag. 1969 erscheint Drakes Debüt-LP "Five Leaves Left". Obwohl das Album voller wunderschöner, melancholischer Singer/Songwriter-Balladen steckt und sich nicht allzu weit weg vom damaligen Zeitgeschmack bewegt, wird es ein kommerzieller Misserfolg. Vielleicht, weil sein gehauchter Gesang ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, vielleicht, weil seine Kompositionen allzu melancholisch ausgefallen sind. Zudem ist Drakes Gitarrentechnik der Zeit voraus: Zwar bevorzugt er wie viele seiner damaligen Musiker-Kollegen Fingerpicking - eine Technik, die er grandios beherrscht -, er experimentiert aber mit offenen Stimmungen und einer ungewöhnlichen Harmonik, die nicht selten jazzig eingefärbt ist.
Herausragend auf "Fives Leaves Left", Drakes bestem Album, sind die Streicherarrangements von Robert Kirby, die sich in ihren fantasievollen Klangmalereien mit den Arbeiten von Paul Buckmaster für Leonhard Cohen messen lassen. Kirby arrangiert auch die Orchesterpassagen für "Bryter Layter" (1970), Drakes zweites Album, für das Produzent Joe Boyd eine Reihe kompetenter Mitspieler gewinnen kann, darunter die Fairport-Musiker Richard Thompson, Gitarre, Dave Pegg, Bass, und Dave Mattacks, Drums, sowie John Cale von Velvet Underground am Cello. Obwohl das zweite Album insgesamt heiterer ausfällt, einzelne Songs gar regelrechte Ohrwurmqualitäten aufweisen, floppt auch dieses beim Publikum.
Drake versinkt zunehmend in Depressionen. Für sein drittes und letztes Album, das in zwei Nächten eingespielte "Pink Moon" (1972), beschließt er, sich ganz alleine mit seiner Akustikgitarre hinters Mikro zu setzen. Ein mutiger Schritt - aber auch eine wohlüberlegte Entscheidung angesichts des sich auf "Bryter Layter" ankündigenden Bombasts. Doch auch Album Nummer drei, Drakes wohl intimstes, findet nur wenige Käufer. Enttäuscht entscheidet sich der Sänger, künftig nur noch für andere Interpreten zu schreiben. Die französische Chanteuse Francoise Hardy hat ihn bereits um Lieder gebeten.
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