In der Ausgabe März/April 2009 findet Ihr:
5 Minuten mit... Titel 1/2009
Folker! präsentiert:
1. Lörracher Chanson- und Liedermacherfestival
--> Bobo
„Hollahi, hollaho“ und „Air“ von Bach
Lieder als Gefühlsspeicher

Von Stephan Göritz

Folker! präsentiert:
1. Lörracher Chanson- und Liedermacherfestival
--> Toni Mahoni
Der Webstar aus Friedrichshain
Geschichten und Lieder von Liebe, Kaffee, Bier und Zigaretten

Von Kai Engelke

Folker! präsentiert:
Folkbaltica 2009
--> Harald Haugaard
Dänischer Folkgeiger von Weltklasse
Mit Ehefrau, im Trio oder mit Bigband

Von Bernd Bothy

--> Anabel Santiago
Nur die Stimme zählt
Johnny Cash hätte Tonadas gesungen

Von Martin Steiner

Kreative Schwermut und lebendige Trauer
--> Crooked Still
Neue Old-Time-Musik mit gehauchter Stimme und gestrichenem Cello

Von Michael Kleff

Folker! präsentiert:
Folkbaltica 2009
--> Dänemark
Das kleine Land im Norden und seine traditionelle „Volksmusik“

Von Morten Alfred Høirup

Folker! präsentiert:
Folkbaltica 2009
Klarinette statt Geige
--> Phønix
Dänemarks junges Folkgesicht

Von Bernd Künzer

„Gibt es denn so etwas überhaupt?“
--> Die Akustikgitarrenszene Deutschland
Ein wilder, bunter Haufen

Von Rolf Beydemüller

„Der Stern Kounadya gehört uns allen“
--> Oumou Sangare
Ein Künstlerleben im Kampf für Menschenrechte

Von Suzanne Cords
Exklusiv auf www.folker.de:
Wunderbar verrückt
--> Die Holy Modal Rounders
Urväter des schrägen Folk

Von Christoph Wagner

Von der Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen und politischem Engagement
--> Jackson Browne
Singer/Songwriter mit Grundsätzen

Von Michael Kleff

Popularität schützt nicht vor Verfolgung
--> Ferhat Tunç
Kurdische Stimme für kulturelle und ethnoreligiöse Vielfalt

Von Anja Hotopp und Mieste Hotopp-Riecke

--> Dersim oder Der Sinn der Volksmusik
Mit Ferhat Tunç beim Munzur-Festival

Von Hans-Eckardt Wenzel

Clapton ohne Ego
--> Wizz Jones
„Kein gewöhnliches Interview, was?“

Von Ralf Bei der Kellen

Ungeplante Verkaufshilfe für Saturn
--> Aus Radio Multikulti wird Radio Multicult 2.0
Neues interkulturelles Onlineradio in Berlin

Von Sabine Froese

Gastspiel:
--> Wir brauchen nicht nur eine neue Sprache ...


Labelporträt (37):
--> Zytglogge

--> Heimspiel
Instrumentenbauer Vogtland 5
St. Patrick’s Day Celebration Festival
Singer/Songwriter München
LAG Folk

Plattenprojekte
--> Legends Of ... – The Famous Lippmann+Rau Festivals 1965-69

--> Noten ohne Quoten
Eine Stimme für das deutschsprachige Lied

Von Martin Steiner

--> Charts
go editorial
--> Nachspiel
--> Impressum

Editorial

Liebe Musikfreundinnen und -freunde,

der 3. März ist der Internationale Tag der Freiheit der Musik. Organisiert von der in Kopenhagen ansässigen Organisation Freemuse ( go! www.freemuse.org ) treffen sich in diesem Jahr zum dritten Mal Musiker, Sänger und Journalisten aus aller Welt in Oslo, um die Freiheit von Wort und Musik einzufordern sowie um auf verfolgte Musiker aufmerksam zu machen. Freemuse ist seit einigen Jahren im Kampf gegen die Unterdrückung von Musikern und gegen Zensur aktiv. Die gab es schon im klassischen Griechenland. Zensur von Musik ist keine Erfindung fundamentalistischer Taliban. Platon war der Überzeugung, der Staat müsse die Kunst reglementieren, um verhängnisvollen Auswirkungen schädlicher Kunstformen auf die Gemeinschaft vorzubeugen. Daher ließ er in seinem Idealstaat nur bestimmte Tonarten und Musikinstrumente zu. Dichter, die unerwünschte Werke schufen, wollte er dort nicht dulden.

Gegen solche Denkweisen richtet sich Freemuse. Mitglieder in diesem Netzwerk gegen Zensur in der Musik sind unter anderem Gianna Nannini, Ibrahim Tatlises und Manu Chao. Beim 2. Internationalen Tag der Freiheit der Musik im vergangenen Jahr trat neben Mari Boine, Kris Kristofferson und Chiwoniso Maraire unter anderem auch Ferhat Tunç als musikalischer Freemuse-Botschafter auf. Unter der Überschrift „Popularität schützt nicht vor Verfolgung“ porträtieren Anja Hotopp und Mieste Hotopp-Riecke den bedeutenden kurdischen Liedermacher. Und Hans-Eckardt Wenzel beschreibt in einem exklusiven Vorabdruck eines Essays seine Eindrücke von einem gemeinsamen Auftritt mit Ferhat Tunç in der Türkei im vergangenen Sommer.

Erlauben Sie mir, da es naheliegt, einen kleinen Abstecher in die Bundespolitik zu machen. Der hat zwar nichts mit Musik zu tun, aber mit Zensur. Denn um nichts anderes handelt es sich, wenn die ARD – wie in ihrem Videotext angekündigt – für den Herbst „TV-Duelle“ von Bundeskanzlerin Merkel mit ihrem Vize und Herausforderer Steinmeier plant. Ist das deren Ernst? Plant die ARD mit den Geldern der Gebührenzahler im Bundestagswahlkampf eine TV-Inszenierung ohne Opposition? Ein Freund meinte dazu, man frage sich in dieser Zeit als Bürger sowieso, ob die Damen und Herren in öffentlichen Unternehmen, die ARD-Anstalten eingeschlossen, überhaupt noch mitbekommen, was draußen in der Gesellschaft vor sich geht. Vielleicht ist den TV-Machern entgangen, dass sogenannte „Große Koalitionen“ bald überhaupt keine parlamentarischen Mehrheiten mehr bilden können, da sie angesichts zurückgehender Wahlbeteiligung schon längst zur Bildung gesellschaftlicher Mehrheiten gar nicht mehr in der Lage sind? Und mein Freund hat für den Fall, dass man sich dazu entschließen wolle, sich ins Schneckenhaus eines Staatsfernsehens zurückzuziehen, einen Ratschlag parat: Man kann sein Fernsehen auch abmelden. Er hat das schon mal ein Jahr lang praktiziert. Und es habe, wie er mir versicherte, seinem Hirn nicht geschadet.Wo wir gerade beim Thema sind. Auch wirtschaftliche Konzentration bedeutet bekanntlich Zensur. In den USA sind kurz vor Redaktionsschluss Verhandlungen zum Abschluss gekommen, die das Livegeschäft in naher Zukunft komplett auf den Kopf stellen dürften: Medienberichten zufolge haben der weltgrößte Konzertveranstalter, Live Nation, und der Weltmarktführer im Kartenverkauf, Ticketmaster Entertainment, ihre Fusion beschlossen. Das Unternehmen, das daraus entsteht, heißt dem Wa ll Street Journal z ufolge nun „Live Nation Entertainment“. Dessen geballte Marktmacht von rund 2,5 Milliarden US-Dollar (rund 2 Milliarden Euro) hat wahrlich das Potenzial, das Musikgeschäft von unten nach oben zu kehren: Konzertagentur, Kartenverkauf, Merchandising, Plattenlabel, Künstleragentur, Management ... –alles in einer Hand. Zum Schaden von Künstlern und Publikum.

Auch höhere GEMA-Gebühren für Musikveranstaltungen wirken sich zum Nachteil von Künstlern und Publikum aus. Über Aktionen gegen geplante Erhöhungen der GEMA berichten wir in der Szene. Der Streit zwischen Veranstalterverbänden und der Verwertungsgesellschaft ist in vollem Gange. Die Argumentationssalven zwischen beiden Seiten gehen hin und her. Wir werden versuchen, Sie auf dem Laufenden zu halten.Am 3. Mai wird Pete Seeger neunzig! Natürlich wird der Folker! den Musiker und Aktivisten in seiner nächsten Ausgabe ausführlich würdigen. An dieser Stelle soll ihm aber schon einmal zum Grammy in der Kategorie „Best Traditional Folk Album“ gratuliert werden, den er am 8. Februar für At 89 bekam. Zu den großen Gewinnern der 51. Grammy-Verleihung gehörten auch Robert Plant & Alison Krauss, die gleich fünf Trophäen erhielten. Unter anderem für das beste Album des Jahres. Weitere Folker! -relevante Preisträger sind Dr. John And The Lower 911, B. B. King, Ricky Skaggs & Kentucky Thunder, Global Drum Project Mickey Hart, Zakir Hussain, Sikiru Adepoju & Giovanni Hidalgo, Ladysmith Black Mambazo und Steve Riley & The Mamou Playboys. Offensichtlich in Ermangelung entsprechender Konkurrenz staubte natürlich auch Jimmy Sturr seinen alljährlichen Grammy in der Kategorie „Best Polka Album“ ab. Unter www.grammy.com finden Sie die Gewinner aller vergebenen Kategorien. Die Show selbst würde ich mit einer Fußballübertragung im Fernsehen vergleichen: Man sollte sich die Moderation schenken. Das Niveau ist in beiden Fällen erschreckend. Fast wäre eine wichtige Äußerung Neil Portmans, des Präsidenten der National Association of Recording Arts and Sciences, untergegangen. Er forderte Präsident Obama auf, in seinem Kabinett ein Ministerium für Kultur einzurichten.

Womit ich Ihnen wieder einmal angeregte Lektüre und informative Unterhaltung mit unserer Zeitschrift wünschen möchte.

Ihr Folker!-Chefredakteur
Michael Kleff

PS: Bruce Springsteen machte in den vergangenen beiden Monaten gleich mehrfach Schlagzeilen. Als zwei Tage vor seiner Amtseinführung Barack Obama vor fast einer halben Million Menschen vor dem Lincoln Memorial in Washington versprach, im Weißen Haus auf die Anliegen seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger zu hören, stand neben unter anderem Sheryl Crowe, James Taylor, Garth Brooks, Bono und John Mellencamp auch Springsteen mit auf der Bühne. Er spielte passend zu den immensen Aufgaben, denen sich der neue Präsident stellen muss, sein Lied „The Rising“ an. Und mit Pete Seeger sang er Amerikas alternative Nationalhymne, Woody Guthries „This Land Is Your Land“. Wenige Tage später erschien Springsteens neues Album Working On A Dream , das sofort auf Platz eins der US-Charts stürmte. Am 1. Februar trat der Musiker mit seiner E Street Band in der Halbzeit des „Super Bowl“, dem Finale der American-Football-Liga auf. Aber auch in seinem Fall kann es nicht immer nur gute Nachrichten geben. Kurz nach Veröffentlichung einer Greatest-Hits-CD Mitte Januar musste Springsteen seinen Fans gegenüber Abbitte leisten. Warum: Das Album gibt es exklusiv nur bei der Handelskette Wal-Mart. Und die steht wegen ihrer gewerkschaftsfeindlichen und wenig arbeitnehmerfreundlichen Politik seit Langem in der Kritik. Springsteen bezeichnete den Exklusivdeal nun als einen „Fehler“. Im Gespräch mit der New York Times sagte er: „Wir waren zu der Zeit mit verschiedenen Dingen beschäftigt und haben das Ganze nicht so überprüft, wie wir es normalerweise tun.“ Wal-Mart verkauft das Album munter weiter. Ob der „Boss“ seinen Anteil der Verkaufseinnahmen Wal-Mart Watch zur Verfügung stellt, einer Organisation, die sich kritisch mit der Handelskette beschäftigt, ist nicht bekannt.


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