LABELPORTRÄT
NR. 37
Artikelauszug

GO’ Danish Folk Music

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Hugo Ramseyer

Wenn vom Schweizer Mundartlied die Rede ist, kommt man um den Berner Liedermacher Mani Matter nicht herum. Seine Langspielplatten brachte der Zytglogge Verlag heraus, der 1965 aus der Berner Kleintheaterszene entstand. Kein anderer Verlag hat sich seitdem so um das Schweizer Dialektlied verdient gemacht. In der Zwischenzeit ist Zytglogge aber auch Herausgeber von Belletristik, Mundart-, Sach-, Musik-, Foto- und Kinderbüchern geworden. Als einer der ersten Schweizer Verlage publizierte er auch Comics.

Von Martin Steiner

Logo Zytglogge

go! www.zytglogge.ch

Zum Auftakt ein wenig Schweizer Landeskunde: Bern ist nicht nur die Hauptstadt der Schweiz, sondern auch eine Stadt mit viel Tradition. Mitten im Ort befindet sich der 1191 erbaute Zytgloggeturm, dessen Glockenspiel jährlich Hunderttausende von Touristen anzieht. Ganz in der Nähe, im Theater am Zytglogge, traten die Berner Troubadours auf. Einer von ihnen war Mani Matter, auch heute noch die Mundartliedlegende schlechthin, der Mann, den sich viele junge Schweizer Liedermacher und Rockpoeten zum Vorbild nehmen. Dass Matter auch für die junge Generation hörbar bleibt, ist das Verdienst von Hugo Ramseyer und Rolf Attenhofer, der damaligen Betreiber des Theaters am Zytglogge. Sie gründeten 1965 den gleichnamigen Verlag und pressten die Stimmen Mani Matters und der Troubadours auf Vinyl. Der erste Firmenstandort war das Wohnzimmer von Rolf Attenhofer in einem Vorort von Bern, danach wechselte man das Domizil in dessen Garage. Dank guter Schallplattenverkäufe konnte das Label ein paar Häuser weiter in die Räume einer Tee-Import/Export-Firma umziehen. Heute residiert Zytglogge in einer idyllischen alten Villa am Thunersee. Bis zu diesem Umzug im Jahr 2003 ist die Firma einen weiten Weg gegangen.

Bettina Kaelin Ramseyer

Wir möchten die
Schweizer Mundart
erlebbar machen.

Für den größten kommerziellen Erfolg sorgte kein Liedermacher, sondern ein Kabarettist: Emil Steinberger, kurz „Emil“, wie ihn wohl jede Schweizerin und jeder Schweizer kennt. Seine ab 1968 bei Zytglogge erschienenen Langspielplatten fehlten in kaum einer Wohnstube. Auf Emil folgten Franz Hohler, Franz-Josef Bogner, Joachim Rittmeyer und viele weitere Kabarettisten. 1970 schuf der Verlag ein Podium für junge Schweizer Schriftsteller. Heute machen Bücher zwei Drittel des Umsatzes des Zytglogge Verlags aus. Schillerpreis, Heine-Preis, Fontane-Preis, Keller-Preis, Chamisso-Preis, Grosser Preis des Kantons Zürich, Grosser Literaturpreis des Kantons Bern: die Liste der Auszeichnungen, mit denen Zytglogge-Autorinnen und -Autoren geehrt wurden, ließe sich endlos weiterführen. Einen Namen machte sich Zytglogge auch als Herausgeber von Sachbüchern, oft sehr kritischen, wohlverstanden. Jürg Jegges Abrechnung mit der Schweizer Volksschule, Dummheit ist lernbar , verkaufte sich über hunderttausendmal – ein riesiger Erfolg für einen Kleinverlag in einem Land mit etwa vier Millionen deutschsprachigen Einwohnern. In jüngerer Zeit tritt Zytglogge vor allem durch die Publikation von Mundartliteratur in Erscheinung.


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