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GASTSPIEL
Artikelauszug

WIR BRAUCHEN NICHT NUR EINE NEUE SPRACHE, WIR BRAUCHEN EINE NEUE POETIK ...
UND EINE FACHLICHE UND ÄSTHETISCHE DISKUSSION

Von Carl-Ludwig Reichert*

Carl-Ludwig Reichert

* Carl-Ludwig Reichert . Schriftsteller, Musiker und Privatgelehrter. Freier Mitarbeiter des BR als Autor, Moderator und Regisseur seit 1970. Publikationen zur Jugend- und Popkultur.
Rundfunksendungen, Literarische Texte(u. a. bairische Mundartlyrik, Prosa). Biografien und Psychogramme zu den Ducks, Frank Zappa, Marieluise Fleißer. Sachbücher zu Rock, Blues und Folk. Schallplatten (u. a. Bayern-Rock, Huraxdax drudnhax, Dahoam is wo andas mit Sparifankal). Veröffentlichungen zur bairischen Kultur- und Literaturgeschichte. Übersetzungen (u. a. Jim Morrison, Bob Marley, Paul McCartney und Asterix ins Bairische). Lebt in München. Spielt derzeit mit Wuide Wachl. Aktuelles Album: Babbalababb(2007).

Literatur:
Theodor W. Adorno, Jargon der Eigentlichkeit –
   Zur deutschen Ideologie
,
   Frankfurt, Suhrkamp, 1964
Werner Fritsch, Hieroglyphen des Jetzt –
   Materialien und Werkstattberichte
,
   Frankfurt: Suhrkamp, 2002

go! www.calurei.de
go! www.wuidewachl.de

Gleich zu Anfang eine Richtigstellung bzw. Klärung eines Missverständnisses: Der Unterschied zwischen Hein & Oss und Heino ist riesig, die ästhetische Fallhöhe immens. Genau darum stimmt aber der Vergleich, den ich in meinem Buch Folk gezogen habe (vgl. Besprechung im go!  Folker! 1/2009 ), in aller Härte. Denn die schlechter werdenden Zeiten erfordern Klarheit in jeder Hinsicht, vorausgesetzt, es geht noch um etwas anderes als um das nackte ökonomische Überleben. Um Poesie zum Beispiel. Oder Ästhetik. Oder Inhalte. Oder Sprache. Oder um das, was nach dem untergehenden bürgerlichen Zeitalter und seiner Kultur kommen soll. Es geht demnach nicht nur um Folk, nicht einmal nur um Musik, auch wenn die hier verwendeten Beispiele vorwiegend aus diesem Bereich kommen.

Nehmen wir zum Beispiel den alten, guten Blues. Während jeder Depp glaubt, auf dem Zwölftaktschema herumschrubben zu müssen, das in Wirklichkeit selten vorkommt, wird die viel verbindlichere Textform von deutschen Bluesern fast durchgehend ignoriert, egal in welcher Sprache sie singen. Kein Wunder, dass die Ergebnisse dann so gequält klingen, auch wenn noch so heftig auf die Eins geklatscht wird.

Da die Liedermacherei sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend professionalisiert und kommerzialisiert hat, führt für Berufsmusiker jedoch kein Weg mehr am Massengeschmack vorbei, wenn sie auf dem Markt präsent bleiben wollen. Es sei denn, sie entwickelten eine eigene trotzige Haltung und gäben sich mit den von Bertelsmann zugestandenen „Peanuts“ in Form von Kleinkunstbühnenauftritten und Eigenproduktionen zufrieden.


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Mehr über das Gastspiel
im Folker! 2/2009