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STEVEN SPROAT
Nur für Anfänger... Ukulele:
Eine umfassende Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Ukulelespielen.
Inkl. Play-along-CD mit professionellen Playbacks. Dt. von Sid Pegini

O. O.: Bosworth Music, 2008
40 S., mit zahlr. Abb. u. Fotos, plus CD. [Bosworth Edition; BOE7492]
ISBN 978-3-86543-363-3

Im Gegensatz zu Gitarrenschulen sind Ukulelenlehrwerke noch immer Mangelware. Dieses Buch vermittelt auf seinen 40 Seiten eine Menge Interessantes und Wissenswertes zu Geschichte, Bauweise, Kauf und natürlich Spieltechnik des süßen Viersaiters. Eine Hand voll Akkorde und Anschlagtechniken versetzen einen blitzschnell in die Lage, erste Songs zu begleiten. Dann geht es bereits ans Fingerpicking, erst auf drei, schließlich auf vier Saiten, und das klingt dann schon richtig gut. Auf der CD sind die Songs in kleinen Arrangements eingespielt – zum Anhören, als Playback und häufig auch noch in langsamer und schneller Variante. Schön gemacht und daher wärmstens empfohlen.

Rolf Beydemüller

 

STEVEN SPROAT – Nur für Anfänger... Ukulele


MICHAEL MORENGA
Gitarren-Crashkurs:
50 Drei-Minuten-Lektionen – erst mal ohne Noten

Berlin: Bosworth Music, 2008
64 S., mit zahlr. Abb. u. Fotos, plus CD. [Bosworth Edition; BOE7459]
ISBN 978-3-86543-343-5

Mit einem schönen Thomas-Mann-Zitat – „Talent ist Bedürfnis" – beginnt Michael Morenga einen E-Gitarren-Crashkurs, der in 50 Drei-Minuten-Lektionen dem angehenden Rockgitarristen das grundlegende Rüstzeug vermitteln möchte. Er konzentriert sich dabei auf das Einüben rhythmischer Basics, das Erlernen von Einzeltönen, kleinen Riffs, Powerchords nis hin zu kompletten Akkorden und streift kurz vor Schluss noch Spieltechniken wie Bending und Pull-off. Na ja, ein Klassiker wie „Smoke On The Water" ist natürlich irgendwie unumgänglich, auch Black Sabbath oder The Who fehlen nicht. Alle Übungen sowie einige Playalongs finden sich auf der beigefügten CD. Da sich die Schule in erster Linie an den Autodidakten wendet, wurde auf Noten zugunsten der leichter lesbaren Tabulatur gänzlich verzichtet. Vielleicht nicht so anders wie viele der auf dem Markt befindlichen Gitarrenschulen, aber in jedem Fall hilfreich. Und Lust auf mehr zu machen, ist ja auch ein guter erster Schritt.

Rolf Beydemüller

 

MICHAEL MORENGA – Gitarren-Crashkurs


MIKE EVANS
Ray Charles:
Die Geburt des Souls
Dt. von Susanne Patrorini

Berlin: Bosworth, 2008
336 S., mit Fotos.
ISBN978-3-86543-294-0

Als unlängst das Berliner JazzFest zur Würdigung des Jahrhundertmusikers Ray Charles ansetzte, gefiel sich der bewährte Showsaxofonist Maceo Parker darin, das „Vor-Bild" nicht nur im Ton von Saxofon und Stimme, sondern auch in Gang, Gebärde und Grimasse zu imitieren. Wer dazu das Coverfoto des Buches von Mike Evans vor Augen hatte, jene klassische Pose des Sich-selbst-Umarmens, mit der Charles über Jahrzehnte hin jedes Konzert beschloss, wird den Kopf geschüttelt haben über Parkers albernen und vergeblichen Clownskram. Evans, Charles-Fan seit dessen ersten Englandtourneen zu Beginn der Sechzigerjahre, lässt ahnen, aus welchen Quellen sich die Unvergleichlichkeit von „Brother Ray" lebenslang speiste. Das Buch ist eine Fleißarbeit; es fußt auf einer Unmenge von Gesprächen mit Charles selbst und mit vielen Weggefährten, es bewegt sich im zentralen Teil erzählend an den Charles-Veröffentlichungen seit 1957 entlang. Die Diskografie, nach Albumtiteln und Songs sortiert, ist ein Muss für Kenner und Sammler. Aber besonders beeindruckend gerät die Ray-Charles-Saga immer dort, wo sich Musik- und Lebensweg unauflösbar verknäulen: Wenn Evans vom ewigen Womanizer berichtet, wenn der wie beiläufig eingeschlagene Weg in die Junkie-Karriere sich immer wieder kreuzt mit dem Aufstieg zum Weltstar und wenn dieser Siegeszug immer wieder gemessen wird an der Entwicklung von Menschenrechten und Gleichberechtigung zwischen Schwarz und Weiß. Die Musikkundigen werden die mutigen Vermischungen bestaunen, die Charles vollzieht: aus Gospel und Spiritual, Country & Western und Jazz. Wie Musik entsteht, wie sie produziert und präsentiert wird und wie sie sich parallel oder diskontinuierlich zur Gesellschaft entwickelt, aus der sie erwächst – für all das ist dies Buch eine Fundgrube. Mittendrin, und immer auch am eigenen Abgrund, steht einer, der nie kopierbar sein wird.

Michael Laages

 

MIKE EVANS – Ray Charles


MICHAEL RAUHUT (Hrsg.)
Ich hab' den Blues schon etwas länger:
Spuren einer Musik in Deutschland

Berlin: Links, 2008
409 S., mit zahlr., meist s/w-Fotos
ISBN 978-3-86153-495-2

Sieben Textzeilen des legendären „Stormy Monday Blues" von T-Bone Walker, die jeweils für einen Wochentag stehen, bilden die Überschriften der sieben Kapitel dieses großartigen und gewichtigen Werkes. Die beiden Herausgeber – Michael Rauhut, inzwischen Professor für populäre Musik in Norwegen, und Reinhard Lorenz, u. a. Gründer des Jazzarchivs in Eisenach und Initiator der Lippmann+Rau-Stiftung für Musikforschung und Kunst – sind ausgewiesene Kenner der Szene. Ihnen ist es gelungen, eine gleichermaßen bunte wie kompetente Schar von Autoren zusammenzuführen, die sich auf informative und unterhaltsame Weise zum Thema „Blues in Deutschland" äußert. Dabei werden sowohl regionale als auch historische Aspekte beleuchtet. Musiker, Veranstalter, Musikwissenschaftler und Journalisten präsentieren erhellende Analysen, persönliche Erinnerungen, sachliche Statements, emotionale Bekenntnisse, Porträts und Anekdoten, die in ihrer Fülle und Unterschiedlichkeit ein facettenreiches Bild der Bluesgeschichte in Deutschland (Ost und West) darstellen. Allein die Namen der vertretenen Autoren erwecken Lust und Neugier auf die Lektüre: die Musiker Eric Burdon, Klaus Doldinger, Paul Vincent, Udo Wolff, Frank Diez, Götz Alsmann und Emil Mangelsdorff, die Journalisten Siegfried Schmidt-Joos, Christoph Dieckmann, Tom Schroeder, Manfred Miller (einer seiner Songtexte lieferte übrigens den Titel des Buches), Michael Kleff und Peter Rüchel sowie der Regisseur Wim Wenders und viele andere. Ich hab' den Blues schon etwas länger ist ein Buch, das man nicht am Anfang beginnen muss, um es dann hintereinander weg zu lesen. Man kann in diesem Werk umherschlendern, sich treiben lassen, die Bilder betrachten, den einen oder anderen Text lesen, am besten dazu eine Bluesplatte hören, vielleicht ein Glas Wein schlürfen und dabei ein wenig in eigenen Erinnerungen schwelgen. Mir fiel zum Beispiel mein allererstes Livekonzert ein, das gleichzeitig meine erste Begegnung mit dem Blues war: Sporthalle Hildesheim, Februar 1959, ich war knapp 13 Jahre alt und erlebte staunend den großen Louis Armstrong.

Kai Engelke

Bezug: go! www.linksverlag.de

 

MICHAEL RAUHUT (Hrsg.) – Ich hab' den Blues schon etwas länger


GERHARD HILDNER (Zsgest.)
Hit Session Country
Liedauswahl: Gerhard Hildner

O. O.: Bosworth, 2008
222 S., Noten, Akk. u. Texte. [BOE; 7297]
ISBN 978-3-86543-146-2

Ein kleines, dickes, spiralgebundenes Songbook zum Thema Country legt der Bosworth-Verlag vor. Die Din-A5-formatigen „Lagerfeuer-Begleiter" gibt es auch mit klassischen Songsammlungen und einer Art Heavy-Metal-Best-of. 102 Lieder werden hier auf jeweils eins bis vier Seiten, je nach Textumfang, vorgestellt. Wie allgemein üblich mit Melodielinie in Notenschrift, Text und Akkordsymbolen. Eine Grifftabelle für den noch nicht ganz sattelfesten Gitarristen ist am Ende des Büchleins zu finden. Auch eine Metronomangabe ist jedem Stück vorangestellt. Über die Reihenfolge entscheidet das Alphabet. Die Songauswahl reicht von Willie Nelsons „Always On My Mind" hin zu „Zwei gute Freunde" von Toni & Marc. Dazwischen ist genügend Raum für Truck Stop, John Denver, Johnny Cash, Kenny Rodgers oder Dolly Parton. Aber auch Michael Holm, Gunter Gabriel oder Thommie Bayer werden der sangeswütigen Lagerfeuerrunde angeboten.

Rolf Beydemüller

 

GERHARD HILDNER (Zsgest.) – Hit Session Country


VOLKER BARTSCH (Hrsg.)
Irland: Ein Reiselesebuch

Hamburg: Ellert & Richter, 2008
160 S.
ISBN 978-3-8319-0305-4

Die Cliffs of Moher auf dem Umschlag, ein Klappentext, der so verheißungsvoll ist, dass er einfach zitiert werden muss: „Klosterruinen, die typisch irischen Hochkreuze und Rundtürme, Ringforts und Feldsteinmauern geben der Insel ihr besonderes Gepräge. Die gälische Sprache und die liebevolle Pflege der traditionellen Volksmusik sowie nur hier verbreitete Sportarten sind Zeichen einer eigenständigen Kultur." Wunderbar, nicht? Doch dann schlagen wir das Buch auf, und ochón (um hier gleich mal ein irisches Wort zu verwenden) – Jammer! Gut, Hochkreuze und Rundtürme werden in einzelnen Kapiteln behandelt, Oghamsteine schon nicht mehr (steht ja auch was auf Irisch drauf), weitere Kapitel widmen sich dem Reisen in Irland in früheren Zeiten, dem System der Landverteilung oder Joyce in Dublin. Auch Swifts „bescheidener Vorschlag", sein satirischer Essay, in dem er vorschlägt, armen irischen Familien ein Einkommen zu verschaffen, indem deren Säuglinge gemästet und aufgegessen werden, ist vertreten. Aber der Klappentext – und das Vorwort wiederholt das noch einmal – hat uns doch was von irischer Musik, der Sprache und den eigenständigen Sportarten erzählt? Die werden kurz erwähnt in einem Artikel von Douglas Hyde, dem ersten Präsidenten des neuen irischen Freistaats. Den Artikel schrieb er zu einer Zeit, als die Unabhängigkeit noch unerreichbar zu sein schien, er beklagt die Anglifizierung irischer Namen, das Aussterben der irischen Sprache und der irischen Musik und findet nur Hoffnung in der Wiederbelebung uralter Sportarten – die in alten irischen Dokumenten übrigens nicht belegbar sind, aber die waren zu Hydes Zeiten bei Weitem noch nicht erschlossen, dazu musste die Sprache erst ihre Renaissance erleben, über die wir in diesem Buch rein gar nichts erfahren. So wenig wie über das musikalische Revival noch darüber, wie es denn heute um die von der GAA propagierten Sportarten steht. Eigentlich erfahren wir überhaupt furchtbar wenig, nichts über Unabhängigkeitskriege oder Aufstände, über die Geschehnisse im Norden, nicht mal über die irischen Eisenbahnen. Und der einzige Beitrag im Buch, der auf Irisch verfasst worden ist, wurde aus einer englischen Übersetzung „übersetzt". Diese Wurstigkeit dem Gälischen gegenüber zeigt sich auch darin, dass irische Begriffe grundsätzlich falsch geschrieben und übersetzt werden. Das klingt haarspalterisch, aber so geht es das ganze Buch hindurch und das nervt.

Douglas Hyde beklagt die Anglifizierung irischer Namen, Muiris Ó Súilleabháin, aus dessen Buch Fiche Bliain Ag Fás – wie alle Bücher der Blasketautoren eine Fundgrube für irische Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts – hier also als „Übersetzung" ein Auszug gebracht wird, muss trotzdem als Maurice O'Sullivan auftreten. Die „Übersetzung" ist ganz furchtbar, wir wollen aber annehmen, dass das an der englischen Sprache liegt und nicht am Herausgeber, der hier als Übersetzer in Erscheinung tritt. Sein Werk liest sich wie die Synchronisation von Fernsehserien – bloß keine Rücksicht auf deutsche Sprachgewohnheiten oder Bedeutungsfeinheiten nehmen. Kurzum, der Ärger, der sich beim Lesen aufstaut, kulminiert, wenn wir bei Muiris Ó Súilleabháin, dem drittletzten Text, angekommen sind, und der letzte, eine Erzählung von John McGahern, kann das Buch dann auch nicht mehr retten.

Also, hier der gute Rat: von der Anschaffung absehen. Wer etwas über Irland erfahren will, kaufe lieber ein Buch von Ralf Sotscheck, der gibt seine Texte zwar als Glossen aus, dafür aber enthalten sie eine Fülle von Informationen und sind noch dazu von Achtung vor der irischen Sprache und Kultur geprägt.

Gabriele Haefs

Bezug: go! www.ellert-richter.de

 

VOLKER BARTSCH (Hrsg.) – Irland


MAXIMILIAN PREISLER
Way Down South – Vor der Flut

Saarbrücken: Geistkirch Verlag, 2007
261 S., mit Farb- u. s/w.-Fotos.
ISBN 978-3-938889-57-2

Der Titel führt ein wenig in die Irre. Suggeriert er doch einen Zusammenhang mit Hurrikan Katrina, der im Herbst 2005 vor allem New Orleans heimsuchte. In Wirklichkeit ist das Buch eine Sammlung von Aufsätzen, die der Berliner Autor und Journalist Maximilian Preisler über seine Reisen seit 2003 vor allem im Süden der USA geschrieben hat. Es ist eine Mischung aus Reportagen, Interviewausschnitten und Hintergrundinformationen über die reichhaltige Musikkultur des „anderen Amerika" sowie über Land und Leute, Politik und Kultur. Der tagebuchartige Schreibstil lässt den Leser Preislers Erlebnisse – Gespräche mit bekannten Künstlern, Zufallsbegegnungen, lange Zugfahrten und Alltagsmomente – sehr hautnah erfahren. Allerdings hätte Preislers Lektor etwas kritischer an das Werk herangehen können. Einige zu langatmige Passagen lenken nur von dem ansonsten sehr differenzierten Blick auf das Geschehen und die eingestreuten historischen Exkursionen ab. Hilfreich wäre auch gewesen, den jeweiligen Zeitpunkt der einzelnen Reisen anzugeben.

Michael Kleff

Bezug: go! www.geistkirch.de

 

MAXIMILIAN PREISLER – Way Down South


NED SUBLETTE
The World that Made New Orleans:
From Spanish Silver To Congo Square

Chicago: Lawrence Hill Books, 2008
368 S.
ISBN 978-1-55652-730-2

Der in New York lebende Musiker, Historiker und Autor Ned Sublette beschäftigte sich bis wenige Monate vor dem Brechen der Deiche ein Jahr lang an der Tulane Universität mit der wechselhaften Geschichte von New Orleans. 1718 als französischer Militärstützpunkt gegründet, ging La Nouvelle-Orléans 1763 in spanischen Besitz über, kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch einmal kurz zu Frankreich, um 1803 von Napoleon an die Vereinigten Staaten verkauft zu werden. Eine zentrale Rolle spielen bei Sublettes Betrachtungen die ab 1719 in New Orleans eintreffenden afrikanischen Sklaven und ihr Beitrag zum musikalischen Leben in der Stadt. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Louisiana mehr in Afrika geborene Sklaven als in anderen Teilen des Südens. Gleichzeitig gab es im Unterschied zu Virginia oder South Carolina in New Orleans eine große Zahl freier Schwarzer. Faktoren, die dazu beitrugen, einen ganz eigenen Weg afroamerikanischer Kultur einzuschlagen. Zu den Stärken von Sublettes Buchs gehört seine Fähigkeit, eine Synthese von musikalischer, kultureller und politischer Geschichte zu entwickeln. Sein Fazit lautet: „Die angloamerikanische Sklaverei sollte die afroamerikanische Geschichte ausmerzen. Aber Afroamerikaner schrieben ihre eigene Geschichte, und in New Orleans marschiert diese Geschichte die Straßen entlang." In einem besonderen Schlusskapitel schlägt Sublette die Brücke zur Gegenwart, wenn er eine Parade der Mardi-Gras-Indianer im Februar 2006 im von Katrina am schlimmsten betroffenen Stadtteil Lower 9 th Ward als „Triumph einer in den Straßen entstandenen Kultur" beschreibt. Damit schließt der Autor den Kreis der Geschichte der Stadt: von den Tänzen der Sklaven am Congo Square vor fast zweihundert Jahren bis zum Mardi Gras nach Katrina, was die Stadt gleichermaßen aufrührte. „They rocked the city with their Congo dances."

Michael Kleff

Bezug: go! www.lawrencehillbooks.com , go! www.ipgbook.com

 

NED SUBLETTE – The World that Made New Orleans


CARL-LUDWIG REICHERT
Folk

München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2008
280 S. [dtv premium; 24587]
ISBN 978-3-423-24587-6

Carl Ludwig Reichert ist nicht nur Musikpublizist, sondern auch selbst Musiker (Sparifankal). In seinem Buch macht er sich auf Spurensuche nach „dem" Folk und seiner Geschichte. Dabei stellt er viel Informatives zusammen und zeigt unter anderem mit Ausflügen in das Zeitalter der „viktorianischen Scherenköpfe" im 16. Jahrhundert auf, welche Veränderungen das Genre im Laufe der Zeit durchmachte und wie Faktoren wie Vermarktung oder Urheberrechte sein Selbstverständnis veränderten. Handreichungen ergänzen viele der Kapitel wie beispielsweise das „Mini-Lexikon deutscher Folk-Interpreten", das zum „Schotten-Folk und -Rock" oder eines zum Thema „Irish Folk". Soweit einige Fakten. Die Probleme mit Folk stecken im Detail. Reichert ist ein Meister, wenn es darum geht, Namen, Begriffe und Ereignisse ohne nähere Erläuterung mal eben so fallen zu lassen, wo genau diese zum Verständnis jedoch erforderlich gewesen wäre. Einsteiger in das Thema dürften damit ihr Problem haben. Auch damit, dass Reichert hier und da, statt zu differenzieren, Mythen pflegt. Wie z. B. bei Pete Seegers Kritik an Dylans erstem elektrischen Auftritt in Newport 1965. Sie galt nämlich nicht Dylans Griff zur E-Gitarre, sondern der Tatsache, dass man seine Texte nicht verstehen konnte.

Carl Ludwig Reichert ist bekannt dafür, mit seiner persönlichen Meinung nicht hinter dem Berg zu halten. Das sei ihm belassen. Das Kingston Trio mit Heino in einen Topf zu werfen, halte ich jedoch für nicht zulässig. Anlass zur Diskussion dürfte vor allem das Kapitel „‚Links stinkts. Rechts blechts' oder warum Uli Trepte schon immer durchgeblickt hat" liefern. Da geht es u. a. um Neofolk und Antifolk in Deutschland. Für Reichert ist die Sache klar: Schöne Weile ist „dümmlich" und „tümlich" und Deitsch verdienen für ihren Namen die „Anwartschaft auf einen Peinlichkeitspreis" – das schreibt er mit kleinem Seitenhieb auf den Folker! , der ihm jedoch verziehen sei. „Extreme Liedermaching", das sei die Zukunft der Folkmusik in Deutschland. Diese Ansicht muss man nicht teilen, um dennoch Carl Ludwig Reichert zuzustimmen, wenn er sagt, dass wir vor allem eins brauchen: „eine neue Sprache für viele Arten von traditioneller und neuer Musik". Wenn sein Buch diese Debatte anstoßen kann, hat es seine Funktion erfüllt.

Michael Kleff

Bezug: go! www.dtv.de

 

CARL-LUDWIG REICHERT – Folk


THOMAS ROTHENBERGER
One Step Beyond – Akustik-Gitarre

Berlin: Bosworth, 2008
DVD, 83:00 min., mit Noten u. Tab. [Bosworth Edition; BOE7282]
ISBN 978-3-86543-171-4

Zweiter Teil des Akustikgitarrenlehrgangs von Thomas Rothenberger. Ausführlich widmet er sich zu Beginn der Lage der Töne auf dem gesamten Griffbrett – wichtig, aber ein wenig dröge. Es folgen Anschlagpatterns im Dreiviertel und Viervierteltakt, jeweils mit kleinen Erweiterungen, damit das Ganze nicht zu langweilig klingt. Die wichtigsten Akkorde werden vorgestellt und zu kleinen Songs zusammengefügt. Es gibt Playbacks, mal mit, mal ohne Lehrer. Songs sind hier wohlgemerkt lediglich Akkordkombinationen – auf Melodie und Text wird während des gesamten Kurses verzichtet. Trockenübungen sozusagen, die auf den Einsatz in freier Wildbahn vorbereiten wollen. Abgerundet wird Teil zwei durch Fingerpicking, d. h. Anschlag der Finger der rechten Hand. Die Erklärungen sind gut verständlich und ein Anfänger erfährt eine Menge wichtige Dinge, die sonst nur über einen fundierten Unterricht zu vermitteln sind. Einige „echte" Songs würden das Projekt vielleicht weniger theoretisch wirken lassen.

Rolf Beydemüller

 

THOMAS ROTHENBERGER – One Step Beyond


JIM KWESKIN
Learn to Fingerpick:
A Jug Full of Great Folk and Ragtime Tunes
With Matt Berlin, Bass

Woodstock, NY: Homespun Tapes, 2008
DVD, 75:00, mit Noten u. Tab. [Homespun Video; DVD Kwe GT21]
ISBN 978-1-59773-251-2

Happy Traum führt in Interviewform durch die gut 75 Minuten mit einem Musiker, der sich in den Sechzigerjahren einen Namen als Blues-, Ragtime- und Folkgitarrist gemacht hat: Jim Kweskin. Nach einer kurzen biographischen Einleitung wird das Wechselbassspiel erklärt. Anhand der wichtigsten Akkorde demonstriert Kweskin wie man die richtigen Basstöne findet. Sein spezielles System der Notation von Fingerpickingmustern ist vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber in sich ganz schlüssig. „Freight Train", der Klassiker von Elizabeth Cotton, bildet den Auftakt für einen Reigen von Songs, die teilweise aus der Feder von Kweskin selbst stammen oder von Gitarrenlegenden wie Mississipi John Hurt. Aber auch Rodgers und Harts „You Took Advantage Of Me" oder Irving Berlins „Alexander's Ragtime Band" stellt der vitale und humorvolle Jim Kweskin in äußerst interessanten Arrangements vor. Begleitet wird er von Matt Berlin am Kontrabass. Da ist für Folkpicker aller Vituositätsgrade etwas dabei. Und abgesehen von der guten Unterrichtsstunde macht es einfach Spaß, einem echten Kenner und Könner zu lauschen.

Rolf Beydemüller

Bezug: go! www.homespun.com

 

JIM KWESKIN – Learn to Fingerpick


RENE CREEMERS, WIM DE VRIES
DrumBassadors Vol. 1

O. O.: Hudson Ltd., 2008
DVD, 75:00 (Dolby Digital 5.0, 16:9). [Hudson Limited; HL00320710]

Gleich vorweg: Dies ist kein Lehrvideo! Vielmehr zeigen hier die durchaus virtuosen niederländischen Schlagzeuger René Creemers und Wim de Vries, dass ihr Instrument auch eine Betrachtung unter dem Aspekt der Melodie wert ist. Mit mehreren Kameras, jeder Menge Licht und bei hervorragender Akustik kann man den beiden auf die Finger schauen (sie spielen manchmal auch mit diesen), wenn sie von zart bis hart ihre umfangreichen Instrumente bearbeiten, sei es einzeln oder als Schlagzeugduo. Die Interaktion bei letzterem ist wirklich bemerkenswert. Das ist alles sehr gekonnt, wirkt bisweilen aber doch etwas aufgesetzt, wenn plötzlich ein Flashlightgewitter aufzuckt, wenn der esoterisch anmutende Gesang, der offenbar nachträglich aufgenommen wurde, sphärisch durch den Raum gleitet oder die bei Schlagzeugern offenbar genetisch bedingte Stöckchenjonglage immer wieder ins Bild rückt. So betrachtet schaut man sich die DVD dann doch besser wie ein Lehrvideo an: An den vielen Gimmicks, der Arbeit mit unterschiedlichen Sticks, etlichen Perkussionsinstrumenten, der Dynamik und vor allem dem tonalen Umgang mit dem Schlagzeug kann man sich tatsächlich einiges abgucken.

Luigi Lauer

Bezug: go! www.mutemusicpromotion.de

 

RENE CREEMERS, WIM DE VRIES – DrumBassadors Vol. 1


DIDI BECK
How to Learn the Rockabilly Slap Bass
Die erste deutschsprachige Slap-Bass-Lehr-DVD
Starring Didi Beck „Boppin' B" and his Double Bass

O. O.: Schmucker & Weigand/Bosworth, 2007
DVD, 103:00
ISBN 9783865431400

Slappen auf dem Kontrabass? Geht, und es sieht nicht einmal weniger elegant und lässig aus wie bei Mark King von Level 42. Die DVD richtet sich eindeutig an Fußgänger in Sachen Harmonielehre, Rhythmik und Spieltechnik, auch wenn es am Schluss in Autobahntempo abgeht. Wie hält man, wie stimmt man einen Bass, wo liegen welche Töne, wie greife ich sie – mit solchen Basics fängt es an. Etwas holprig werden Tonarten und Akkorde erklärt, wobei das Thema Intervalle viel zu spät und lückenhaft, das Thema Enharmonie fast gar nicht zur Sprache kommt. Einiges wäre leichter verständlich darstellbar gewesen, ohne mehr Zeit zu beanspruchen, dann hätte es auch nicht so vieler Wiederholungen bedurft. Das zentrale Thema, das Slappen, wird sehr gründlich und anschaulich dargestellt, ein geteilter Bildschirm erlaubt Nah- und Fernsicht, und etliche Beispiele, binär wie ternär, werden in Spiel- und Lerntempo gezeigt. Das Abdämpfen mit der linken Hand, sehr wichtig beim Slappen, wurde aber leider vergessen, lediglich der Daumeneinsatz für die E-Saite wird erwähnt. Zudem ist der Sprachton leider oft grottenschlecht – warum hier nicht mit einem Ansteckmikrofon gearbeitet wurde, ist unverständlich. Wer geneigt ist, sich separat mit etwas Theorie, vor allem Harmonielehre zu beschäftigen und die linke Hand beim Abdämpfen genau zu beobachten, für den ist Becks Video ein großartiger Slap-Bass-Werkzeugkasten, in dem für jeden Einsatz das richtige Mittel zu finden ist.

Luigi Lauer

Bezug: go! www.kontrabass-studio.de

 

DIDI BECK – How to Learn the Rockabilly Slap Bass

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