In der Ausgabe November/Dezember 2006 findet Ihr:


Zwischen zwei Straßenbahnen
-- Franz Josef Degenhardt wird 75
Antworten auf die Widersprüche des Systems

Von Thomas Rothschild

„Rockmusik macht alterslos“
-- Gianna Nannini
„Sich nicht vor anderer Leute Karren spannen lassen!“

Von Carina Prange
Titel 6/2006

Mundart-Songpoesie versus „Nabucco-Kultur“
-- LiederLobby
Oder Warum eine Berlinerin das schweizerische Mundartlied fördert

Von Martin Steiner

Bissige Melancholie
-- Dänu Brüggemann
Hommage an den berühmtesten Ausländer Berns - den Blues

Von Sylvia Systermans

Wortspielereien aus Österreich
-- Ludwig Hirsch
Lobet die Herren - In Ewigkeit Damen

Von Manfred Horak

„Ob wir rote oder braune Kragen …“
-- Liederdiebe
Die neue Rechte und die alten linken Lieder

Von Walter Moßmann

Exklusiv auf www.folker.de:
Aus der Frühzeit des Irish Folk Revivals
„… when the music flowed so free …“
-- Sweeney’s Men und die Entdeckung der Bouzouki

Von Roland Schmitt

„Vinicius war der Beste von allen“
-- Paula Morelenbaum
Ein Leben im Rhythmus des Bossa nova

Von Luigi Lauer

„Wo ist die Braut?“
-- DI GRINE KUZINE
Von Berliner Hochzeiten und der Sehnsucht nach Musik im Alltag

Von Suzanne Cords

The Voice of Ireland
-- Seán Keane
Der Folkstar von nebenan

Von Markus Dehm
Für jeden etwas
-- Leverkusen 2006
Ein Jazzfestival zieht Folksaiten auf

Von Rolf Beydemüller

Wenn der Dudelsack auf die Conga trifft
-- Salsa Celtica
Eine schottisch-kubanische Musikband sorgt für Furore

Von Suzanne Cords

Das kleine Mädchen und die Braven Buben
-- Musik aus dem wilden Herzen Europas

Von Tom Daun

Ironien zwischen Polka und Blues
Ausgefuchste Entertainer
-- HISS sind seit zwölf Jahren unterwegs

Von Michael Borrasch

Die Goldenen Jahre des Afropop
-- Golden Afrique
Der Afrikakenner Günter Gretz über die Reissue-Reihe des Network-Labels

Von Hans-Jürgen Lenhart

Die Chefin des Tango Fusion Club
-- Sonja Armisén
Electronic Tango kommt auch aus Deutschland

Von Christian Rath

Labelporträt (25):
-- Sugar Hill Records

Plattenprojekte
-- Al Tarab: Muscat Ud-Festival

-- Noten ohne Quoten
Eine Stimme für das deutschsprachige Lied

Von Nikolaus Gatter

-- Charts
go editorial
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-- Impressum

Editorial

Liebe Musikfreundinnen und -freunde,

wie die Zeit vergeht! Über 40 Jahre ist es her, dass Franz Josef Degenhardt in seinen Bänkel-Songs erstmals Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen der Bundesrepublik übte. Die Wiederentdeckung des Genres „politisches Lied“ in unserem Land, nachdem es in den Nachkriegsjahren praktisch nicht existierte, ist in weiten Teilen ihm zu verdanken. Im Dezember wird Deutschlands wohl bekanntester politischer Liedermacher 75 Jahre alt. Thomas Rothschild und Konstantin Wecker gratulieren für den Folker!. Überhaupt sind offensichtlich runde Geburtstage in der Liedermacherszene angesagt. Im Oktober wurde Georg Danzer 60 Jahre. Mit unserer Gratulation verbunden ist der Wunsch nach baldiger Genesung von seiner Krebserkrankung. Nikolaus Gatter würdigt in diesem Heft den ersten Liederpreisträger der Liederbestenliste: Wolf Biermann. 1984 bekam er den damals vom Südwestfunk vergebenen Preis für sein Lied „Der Deserteur“. Heute, 70 Jahre alt, kann er sich offensichtlich an diese Zeit nicht mehr erinnern. Zeigte er sich doch völlig desinteressiert daran, auf einer CD mit den anderen Liederpreisträgern aus über 20 Jahren Liederbestenliste-Geschichte vertreten zu sein (Liederfest - Liederbestenliste Live; Conträr Musik).

Ein Wort in eigener Sache: In der im Frühjahr erschienenen Jubiläumsausgabe - dem 50. Folker!-Heft - habe ich das Selbstverständnis unserer Zeitschrift vor dem Hintergrund des damals beigefügten Fragebogens für die Leserinnen und Leser so beschrieben: „Profil statt Format ist der Leitgedanke der Redaktion. Unbeschadet von Marketingschubladen ... ist die Folker!-Redaktion fest entschlossen, diesen Weg auch für die nächsten 50 Hefte zu beschreiten.“ Gleichzeitig habe ich an die Positionsbestimmung erinnert, auf deren Grundlage 1998 der erste Folker! erschien: „Wir haben uns vorgenommen, die ganze Breite der Szene in den Bereichen Folk, Lied und Weltmusik zu präsentieren. Wobei immer ein besonderer Augenmerk auf das Geschehen in Deutschland gerichtet werden soll.“ Ich erinnere daran deswegen noch einmal, weil im Mittelteil dieses Heftes erste Ergebnisse der Leserumfrage vorgestellt werden. Ergebnisse, die der Redaktion leider nicht rechtzeitig vorlagen und die daher auch noch nicht diskutiert werden konnten. Aus diesem Grund will ich an dieser Stelle auch von jeglicher Kommentierung Abstand nehmen. Nur soviel sei gesagt: Umfragen dienen als Anhaltspunkte bei der inhaltlichen Orientierung einer Zeitschrift. Sie können das Selbstverständnis einer Redaktion jedoch nicht ersetzen. Und da hat die gerade noch einmal skizzierte Ausrichtung dieser Folker!-Redaktion Bestand.

Das soll nicht heißen, dass man nicht auch einmal etwas Neues probieren soll. So sollen Österreich und die Schweiz zukünftig verstärkt in das Blickfeld unserer Berichterstattung fallen. In diesem Heft z. B. tun wir diese mit Artikeln über die in diesen Tagen in Deutschland tourenden Künstler Ludwig Hirsch und die Braven Buben; sowie einem Porträt von Dänu Brüggemann und der LiederLobby, einer neuen Organisation, zur Förderung der Schweizer Liedermacher- und Mundartszene. Getreu dem inhaltlichen Spektrum des Folker! finden Sie aber auch in dieser Ausgabe natürlich Beiträge über Folkmusik - u. a. das Porträt über Seán Keane -, Weltmusik - u. a. einen Artikel über die brasilianische Sängerin Paula Morelenbaum - und Artverwandtes, wie die Vorschau auf die Leverkusener Jazztage, die dieses Mal „Folksaiten“ aufziehen, wie Rolf Beydemüller festgestellt hat.

Und damit entlasse ich Sie wieder einmal in die Lektüre eines neuen Folker!, der letzten Ausgabe in diesem Jahr.

Ihr Folker!-CvD
Michael Kleff

PS: Wenn dieses Heft erscheint, sind es nur noch wenige Tage bis zu den so genannten midterm elections in den USA, bei denen ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus neu bestimmt werden. Diese Wahlen gelten traditionell als wichtiger Gradmesser der politischen Stimmung und als Vorschau auf die kommenden Präsidentschaftswahlen. Wenn die Umfragen ein Gradmesser für die Stimmung im Lande sind, dann müssen sich die Republikaner Sorgen um ihre Mehrheit machen. Das ist zwar für alle Kritiker der Bush-Regierung ein Grund zur Freude. Doch leider befinden sich die oppositionellen Demokraten in einem bedauernswerten Zustand. Von einer klaren politischen Alternative kann keine Rede sein. Trotz aller Kritik am Weißen Haus, hat die Opposition einen Großteil der unsozialen Politik mitgetragen und ist immer noch nicht in der Lage, geschlossen den Abzug der US-Soldaten aus dem Irak zu fordern. Nach dem Motto „Der Spatz in der Hand ist mir lieber als die Taube auf dem Dach“ setzen sich dennoch auch in der Musikszene viele Künstlerinnen und Künstler für die Demokraten ein. Unter dem Namen Music Row Democrats hat sich eine Gruppe von Musikern aus Nashville zu Wort gemeldet. Sie wollen damit u. a. klar stellen, dass die alte Gleichung „Countrymusik = konservativ = Republikaner“ nicht mehr stimmt. Auf der Website der Organisation (go! www.musicrowdemocrats.com) werden deutliche Töne angeschlagen: Tim O’Brien stimmt dort den „Republican Blues“ an, Nanci Griffith singt über den „Big Blue Ball Of War“ und das Duo Norman & Nancy Black macht Mut: „Don’t Be Afraid Of The Neo-Cons“. Ob es hilft, wird der Ausgang der Wahlen am 7. November zeigen.


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