Tango ist in - schon seit einigen Jahren. Doch wenn er erst einmal die Clubs erobert hat, könnte er zu einer echten Massenbewegung werden, hofft Sonja Armisén. Die Münchener Tanzlehrerin ist die deutsche Pionierin des Electronic Tango.
Von Christian Rath
Electronic Tango, das ist eine Kombination aus wehmütigem Tangoflair mit elektronischen Beats. Stilbildend war das Gotan Project aus Paris, dessen CD La Revancha Del Tango aus dem Jahr 2000 sich in Europa bisher mehr als 750.000 mal verkaufte. Die Argentinier reagierten mit dem Bajofondo Tangoclub und Carlos Libedinskys Narcotango.
www.tangofusionclub.de |
Tango Fusion Club Vol. 1 - |
Vorreiterin in Deutschland ist Sonja Armisén, die vor zwei Jahren mit Tango Fusion Club - Electronic Tango Beats Vol. 1 die erste deutsche Electronic-Tango-CD vorgelegt hat. Gerade ist die zweite Ausgabe erschienen. Armisén ist im Schwarzwald groß geworden. Der imposante Nachname stammt von ihrem argentinischen Ehemann. In Freiburg hatte sie Anfang der 90er Jahre die Tangoszene mit aufgebaut. Dann ging sie nach München, wo sie heute professionell als Tangolehrerin arbeitet. Doch Armisén unterrichtet nicht nur den klassischen Tango, sondern hat auch einen neuen Tanz geschaffen, den sie „Tango Fusion“ nennt - eine Art Jazztanz aus rund 25 tangoartigen Bewegungen, den sie inzwischen weltweit auf Festivals vorstellt. Er ist nicht so schwer zu erlernen wie der klassische Tango und kann vor allem auch allein getanzt werden. „Ich ging schon immer gerne in Clubs und tanzte zu elektronischer Musik auch mal Tango“, erinnert sie sich an die Anfänge.
Um dem neuen Tanz und dem elektronischen Tango ein Forum zu bieten, veranstaltet Armisén jeden ersten Freitag im Monat den Tango Fusion Club im Café der Münchener Muffathalle am Isarufer. Dort legt sie elektronischen Tango und andere Elektrobeats auf. Mit dabei ist als zweiter DJ der Bandoneonspieler Stefan Karoll. Gelegentlich kommen Gast-DJs aus Paris, Mailand und Buenos Aires vorbei - es gibt auf der Welt ja nichts Vergleichbares.
Am Anfang, vor zwei, drei Jahren, gab es auch noch viel zu wenig passende Musik. Ständig musste Armisén auf die gleichen CDs zurückgreifen. So entstand die Idee, eine eigene Scheibe zu produzieren, den Tango Fusion Club Vol. 1. Vier Tracks kaufte sie von argentinischen Musikern in Buenos Aires ein, die anderen Stücke nahm sie gemeinsam mit dem Studiotechniker Erik Folkert und drei Musikern in München selbst auf und mixte sie. Die Musik war nicht ganz so komplex wie die der Vorbilder, dafür umso gefälliger - melodiös-repetive Loungemusik mit der von Bandoneon und Geige erzeugten typischen Tangoatmosphäre. Armisén gab dabei als musical director die Richtung vor. Inzwischen hat sich die weltweit vertriebene Scheibe rund 5.000 Mal verkauft, was zwar nicht an den Gotan-Erfolg heranreicht, für Weltmusikmaßstäbe aber gar nicht schlecht ist.
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