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Sonja Armisén

Die Chefin des Tango Fusion Club

Electronic Tango kommt auch aus Deutschland

Tango ist in - schon seit einigen Jahren. Doch wenn er erst einmal die Clubs erobert hat, könnte er zu einer echten Massenbewegung werden, hofft Sonja Armisén. Die Münchener Tanzlehrerin ist die deutsche Pionierin des Electronic Tango.

Von Christian Rath

Sonja Armisén

Electronic Tango, das ist eine Kombination aus wehmütigem Tangoflair mit elektronischen Beats. Stilbildend war das Gotan Project aus Paris, dessen CD La Revancha Del Tango aus dem Jahr 2000 sich in Europa bisher mehr als 750.000 mal verkaufte. Die Argentinier reagierten mit dem Bajofondo Tangoclub und Carlos Libedinskys Narcotango.

go! www.tangofusionclub.de
Discographie

Tango Fusion Club Vol. 1 -
   Electronic Tango Beats

   (Groove Attack, 2004)
Tango Fusion Club -
   The Remixes

   (Vinyl; Groove Attack, 2005)
Tango Fusion Club Vol. 2 -
   Electronic Tango Flavoured Beats

   (Groove Attack, 2006)

Vorreiterin in Deutschland ist Sonja Armisén, die vor zwei Jahren mit Tango Fusion Club - Electronic Tango Beats Vol. 1 die erste deutsche Electronic-Tango-CD vorgelegt hat. Gerade ist die zweite Ausgabe erschienen. Armisén ist im Schwarzwald groß geworden. Der imposante Nachname stammt von ihrem argentinischen Ehemann. In Freiburg hatte sie Anfang der 90er Jahre die Tangoszene mit aufgebaut. Dann ging sie nach München, wo sie heute professionell als Tangolehrerin arbeitet. Doch Armisén unterrichtet nicht nur den klassischen Tango, sondern hat auch einen neuen Tanz geschaffen, den sie „Tango Fusion“ nennt - eine Art Jazztanz aus rund 25 tangoartigen Bewegungen, den sie inzwischen weltweit auf Festivals vorstellt. Er ist nicht so schwer zu erlernen wie der klassische Tango und kann vor allem auch allein getanzt werden. „Ich ging schon immer gerne in Clubs und tanzte zu elektronischer Musik auch mal Tango“, erinnert sie sich an die Anfänge.

Der allererste Electronic Tango Club

Um dem neuen Tanz und dem elektronischen Tango ein Forum zu bieten, veranstaltet Armisén jeden ersten Freitag im Monat den Tango Fusion Club im Sonja Armisén Café der Münchener Muffathalle am Isarufer. Dort legt sie elektronischen Tango und andere Elektrobeats auf. Mit dabei ist als zweiter DJ der Bandoneonspieler Stefan Karoll. Gelegentlich kommen Gast-DJs aus Paris, Mailand und Buenos Aires vorbei - es gibt auf der Welt ja nichts Vergleichbares.

Am Anfang, vor zwei, drei Jahren, gab es auch noch viel zu wenig passende Musik. Ständig musste Armisén auf die gleichen CDs zurückgreifen. So Tango Fusion - Solotanz entstand die Idee, eine eigene Scheibe zu produzieren, den Tango Fusion Club Vol. 1. Vier Tracks kaufte sie von argentinischen Musikern in Buenos Aires ein, die anderen Stücke nahm sie gemeinsam mit dem Studiotechniker Erik Folkert und drei Musikern in München selbst auf und mixte sie. Die Musik war nicht ganz so komplex wie die der Vorbilder, dafür umso gefälliger - melodiös-repetive Loungemusik mit der von Bandoneon und Geige erzeugten typischen Tangoatmosphäre. Armisén gab dabei als musical director die Richtung vor. Inzwischen hat sich die weltweit vertriebene Scheibe rund 5.000 Mal verkauft, was zwar nicht an den Gotan-Erfolg heranreicht, für Weltmusikmaßstäbe aber gar nicht schlecht ist.


TANGO FUSION CLUB
Vol. 2 - Electronic Tango Flavoured Beats

(Grove Attack, TFCCD003-2, www.grooveattack.de)
14 Tracks, 72:46, CD im schwarzen Vinyllook

Nicht verwirren lassen: Das Cover ist fast identisch mit Vol. 1, aber es ist eine neue CD. Auch beim zweiten Album des Tango Fusion Clubs zeigt Sonja Armisén auf der Hülle ihre Beine und ihre schönen Tangoschuhe. Sonst ist aber einiges anders. Die Musik, die Clubchefin Armisén in Auftrag gegeben hat, ist diesmal „frickeliger“ und clubbiger. Man hört, dass hier überwiegend Electronic-Tüftler an den Reglern saßen. Auch wenn die zehn neuen Stücke natürlich viel mit dem typischen Bandoneonflair spielen, sind sie nicht so durchgängig tangoorientiert, wie noch Vol. 1. Typischer ist eher, dass sich ein Thema erst langsam aus elektronischen Beats und akustischen Patterns herausschält, wie ein Schiff aus dem Nebel sich in voller Schönheit präsentiert und dann wieder verschwindet. Als Bonustracks gibt es noch vier Remixe von Tracks des ersten Albums, die bereits 2005 in einer begrenzten Vinylauflage für Club-DJs veröffentlicht worden waren. Am besten geht dabei der Malente-Mix des Stücks „Bandoneon Acorazado“ ins Ohr und ins Blut. Vermutlich wird diese CD aber eher als charakterstarke Loungemusik im Hintergrund bedeutsamer Abendessen laufen als auf den Dancefloors dieser Republik.

Christian Rath

 

TANGO FUSION CLUB - Vol. 2 - Electronic Tango Flavoured Beats


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Mehr über Sonja Armisén
im Folker! 6/2006