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Klezmer’s Paradise (Eigenproduktion,1999) |
unterwegs: 09.11.06: Köln, Studio 672 10.11.06: Hameln, Sumpfblume 11.11.06: Halle, Objekt 5 20.11.06: Düsseldorf, Zakk 21.11.06: Weimar, Mon Ami 22.11.06: Bonn, Brotfabrik 23.11.06: Fulda, Kreuz 24.11.06: Chemnitz, Kapital 25.11.06: Bischofswerda, Eastclub 12.01.07: Berlin, Kesselhaus 21.04.07: Memmingen, Künerhaus |
„Di grine Kuzine“ ist nicht nur der Titel eines bekannten jiddischen Liedes, sondern auch der Name einer absolut angesagten Band aus Berlin. Als Klezmer-Balkan-Combo mischte sie kurz nach der Wende die neuen Partykeller im Ostteil der Stadt auf und wurde zum Synonym für Gute-Laune-Musik. Mittlerweise hat die Band bereits ein paar Jahre auf dem Buckel, und dennoch hat sie rein gar nichts von ihrem frech-frischen Sound eingebüßt. Mit dem aktuellen Album Berlin Wedding im Gepäck geht DI GRINE KUZINE im Herbst auf große Tournee.
Von Suzanne Cords
Wer DI GRINE KUZINE von früher kennt, erwartet auch auf dem neuen Werk zunächst aufkochendes Balkanblech mit jiddischen Wurzeln. Doch wenn die Band sich schon bisher nicht um irgendwelche musikalischen Schubladen scherte und sich munter im globalen Rhythmentopf bediente, wird das auf der Scheibe Berlin Wedding besonders deutlich. Gerade mal zwölf authentische Klezmertakte klingen noch an, ansonsten schreitet man im Tangoschritt voran, spielt HipHop und rappt im Anschluss an ein serbisches Eifersuchtsdrama nach amerikanischem Vorbild. „Inzwischen würde ich sagen, wir sind fast eine rein akustische Popband mit ganz traditionellem Instrumentarium, die sich der reichen Schätze europäischer Musik bedient“, beschreibt Sängerin und Akkordeonspielerin Alexandra Dimitroff, Spross einer deutsch-bulgarischen Ehe und eine echte Berliner Pflanze, die Klänge der Band. „Irgendjemand hat mal gesagt, unsere Musik sei der ‚Son des Ostens‘, und diese Bezeichnung fanden wir eigentlich ganz passend. Ich glaube nämlich, ’ne kulturelle Beziehung zu Osteuropa liegt in Berlin immer in der Luft“, bringt sie es auf den Punkt. „Natürlich ist die Musik vom Balkan in Mode, seitdem Emir Kusturica da eine Lanze für gebrochen hat. Aber diese emotionale Verbundenheit zum Balkan war in Berlin schon immer da. Schließlich liegt die Stadt geographisch gesehen viel näher an Polen oder Tschechien als an Köln oder Aachen, und historisch betrachtet, zog sie schon immer viele Osteuropäer an.“ Und genau deshalb war es für DI GRINE KUZINE so wichtig, Berlin musikalisch ein Denkmal zu setzen.
Auf Berlin Wedding macht die Band selbstbewusst ihren kosmopolitischen Anspruch deutlich. Schließlich stammt man nicht aus irgendeinem Dorf vom Balkan, sondern aus einer Millionenmetropole, und über die will man was erzählen, seitdem man bei Auslandstourneen mit neugierigen Fragen bestürmt wurde. „Diese Reisen haben uns jetzt auch ein bisschen dazu gebracht, das, was vor der Haustür liegt, oder eben auch Berlin aus einer anderen Perspektive zu betrachten“, bestätigt Alexandra Dimitroff. „Der Titel der CD ist etwas doppeldeutig, weil ‚Wedding‘ einerseits ein Bezirk in Berlin ist und andererseits das englische Wort für Hochzeit. Wir zelebrieren also eine Hochzeit im Berliner Stil - was eben nicht nur bedeutet, auf einer Feier zu spielen, sondern durchaus einen tieferen Sinn hat. Ich glaube nämlich, die Leute sehnen sich wieder danach, dass Livemusik in ihrem Alltag passiert. Sie erkennen zunehmend, dass es einfach eine andere Qualität hat, ob ich jetzt nur was vom Rekorder abspule oder bei einer Beerdigung oder Hochzeit eine echte Band aufspielt. Da findet so eine Art Werteverschiebung statt. Man sagt sich: ‚Gut, ich kaufe nicht noch ein neues Sofa oder sonstiges Luxusgut, sondern investiere einfach mal in eine unvergessliche Party.‘“
Im Party- und Feiersektor ist DI-GRINE-KUZINE-Truppe definitiv Profi. So geschickt lanciert klingt jeder Ton, dass man kaum glauben mag, wie die Geschichte der Band begann. Alexandra Dimitroff wuchs in der ehemaligen DDR auf und wurde in ihrem Elternhaus von klassischer Musik geprägt. 1993 kam die Cellistin bei einer Geburtstagsfeier zum ersten Mal bewusst mit Klezmerklängen in Berührung. „Das hat mich ungeheuer fasziniert“, erinnert sie sich. „Die Musik hat längst vergessene Seiten in mir zum Schwingen gebracht. Es war sozusagen ein emotionaler Déjà-vu-Effekt, als ob ich diese Klänge schon immer gekannt hätte.“ Für Alexandra Dimitroff war es der Auslöser, sich mit den beiden Musikanten der Party als Trio zusammenzutun. „Wir haben da relativ naiv und unbedarft mit angefangen, wie unsere Namensgeberin, das Greenhorn ‚di grine Kuzine‘ eben. Und wir waren dann selber überrascht über das Feedback, das wir im Nach-der-Wende-Berlin bekamen.“
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