www.daenubrueggemann.ch |
Bogarts (Zytglogge Verlag, 1993) |
unterwegs: 10.11.06: Seon (CH), Forum (mit der ABänd) 14.12.06: Frutigen (CH); Alte Mühle 05.04.07: Bern (CH), Bistrot Morillon |
Dänu Brüggemann denkt, schreibt und träumt in Berndeutsch. Viele Songs seines aktuellen Albums Eis für e Blues und di standen monatelang in der deutschen Liederbestenliste. Dass immer wieder Songs in Schweizer Mundart hier auf Spitzenpositionen landen und der größte Teil aus Bern und Umgebung stammt, verdankt die hiesige Szene Übervater Mani Matter, der den Berner Dialekt einst salonfähig machte. Nicht alle Schweizer hatten das gleiche Glück. Beispiel Zürich: Der Dialekt gilt als breit und eher vulgär. Und weil andere Kantone darüber schon mal gerne die Nase rümpfen, singt man dort lieber gleich auf Englisch, schielt nach London und New York und überlässt die Provinz sich selbst. „Typisch Schweiz“, findet Dänu Brüggemann dieses Überbleibsel tiefster Alpenmentalität, als noch jeder in seinem Tälchen hockte und es schwierig war, von einem Ort in den nächsten zu kommen. Und ein wenig weltabgewandt: „Ich find’ das gar nicht toll, aber ich merke auch das Positive dran, dass wir uns zu unserem Dialekt bekennen und wirklich in der Sprache dichten, in der wir auch träumen und sprechen.“
Von Sylvia Systermans
Dem Berner an sich sagt man gerne nach, er sei langsam, beherrscht und schweigsam, mit einer Vorliebe fürs Morbide. Tatsächlich raunen die mittelalterlichen Gemäuer der Berner Altstadt von alten Zeiten, wenn man am späten Abend über Kopfsteinpflaster und durch lange Gewölbegänge schlendert und weder Autoverkehr noch grelle Lichtreklamen die Stille zerreißen. Kein Wunder, wenn hier einer den Blues bekommt. Glaubt man der Website von Stiller Has, hat die Schweizer Hauptstadt gar eine auffallend hohe Selbstmordrate zu verzeichnen.
Auch für den Schweizer Liedermacher Dänu Brüggemann klebt die Melancholie in den alten Sandsteinmauern. Auf seinem jüngsten Album Eis für e Blues und di packt er den Berner Gemütszustand in Songs, die unter die Haut gehen, gespickt mit hintergründigem Humor, rockigen Rhythmen und bluesigen Balladen. Dass er dabei ausgerechnet dem Blues seine Aufwartung macht - dem „berühmtesten Auslandsberner“, wie er seine liebevolle Hommage nennt -, kommt nicht von ungefähr. Schon in seinen Soloprogrammen hat Dänu Brüggemann „auffallend häufig irgendwelche Amerikaanlehnungen, auch Verarschungen. Ich denke, die amerikanische Kultur ist zurzeit hier in Westeuropa dermaßen omnipräsent, und wenn ich ausgerechnet den Amerikanern den Blues abspreche, weil ich ihn zum Auslandsberner erkläre, dann ist das mein giftigster Pfeil, den ich über den Ozean schicken kann.“ Eine durchaus ambivalente Beziehung, denn eigentlich wirkt der gebürtige Berner mit dem verstruwwelten Haar, verwaschenem Sweatshirt, Turnschuhen und Jeans wie ein Alt-68er, wie er mit breitem Grinsen über sich selbst sagt. Auch wenn die Rechnung nicht ganz aufgeht, denn 1968 war Dänu Brüggemann gerade vier Jahre alt.
Ob er das Hippiedasein wirklich so vermisst, wie er in seinen Songs bisweilen glauben macht, kann man sich bei ihm nicht ganz sicher sein. Den Weg nach Amerika hat er bisher jedenfalls noch nicht gefunden. Umso schöner, davon zu träumen. Und über ungelebte Träume haben schon viele den Blues bekommen. Dänu Brüggemann gibt ihnen in seinen ausgesprochen farbig arrangierten Songs eine Stimme, wenn er auf Tuchfühlung geht mit den dunklen Seiten unserer Existenz und präzise Momentaufnahmen innerer Seelenzustände zeichnet.“
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