In der Ausgabe November/Dezember 2005 findet Ihr:
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde, Deutschland ist ein Musikland. Zu diesem Schluss kommen zumindest der Deutsche Musikrat und das Deutsche Musikinformationszentrum (MIZ) in Bonn unter Verweis auf jüngste Erhebungen zum Musikleben in unserem Land. U. a. wird darauf verwiesen, dass sich mehr als sieben Millionen Menschen in Orchestern und Ensembles, Rock- und Jazzgruppen oder in Chören engagieren. Auch der Besuch von Musikveranstaltungen sei nach wie vor ungebrochen, wird berichtet. Interessant wird es im letzten Satz im letzen Absatz der Pressemitteilung von Musikrat und MIZ, wo es heißt: Die Ausgaben der Öffentlichen Hand für die Musikförderung erreichten eine Größenordnung von 2,4 Milliarden . 58% davon trugen die Gemeinden, 41% die Länder und 1% der Bund. Geil!, kommentierte Szene-Redakteur Luigi Lauer diese Zahl und meinte mir gegenüber: Ein Prozent macht 24 Millionen Förderung aus. Geschasste Manager werden mit 30 Millionen in den Vorruhestand geschickt, vorausgesetzt, sie haben vorher ein Unternehmen ruiniert. Und für das Berliner Stadtschloss werden zwei Milliarden veranschlagt, Tiefbauexperten rechnen eher mit bis zu vier Milliarden. Noch Fragen? Nein, Luigi, nein. Und wenn man dann bei der WOMEX oder bei der Folk Alliance die von ihren jeweiligen nationalen Musikbüros geförderten Auftritte von Musikerinnen und Musikern z. B. aus Dänemark, Frankreich und Schweden erlebt, und vergeblich nach deutschen Namen sucht, dann spätestens weiß man: Ja, Deutschland ist ein Musikland. Interessant sind übrigens auch die in der Presseerklärung von Musikrat und MIZ genannten Zahlen zum Hörfunkprogramm. Danach sendet der öffentlich-rechtliche Rundfunk durchschnittlich 1.000 Stunden Musik am Tag, was 61% des gesamten Sendevolumens entspricht. Das klingt beeindruckend. Doch auch hier liegt der Teufel im Detail. Die Tatsache, dass sich das Musikprogramm zu drei Vierteln aus Rock-, Pop- und Unterhaltungsmusik zusammensetzt, sagt nämlich noch nichts darüber aus, welchen Anteil daran Folk, Lied und Weltmusik haben. Ein Blick in die Hörfunkprogramm-Zeitschrift Dampf-Radio bringt hier schnell zutage, dass der Anteil dieser Musikrichtungen am Gesamtprogramm dem Anteil des Bundes an den Ausgaben der Öffentlichen Hand für die Musikförderung entsprechen dürfte. In diesem Zusammenhang besitzt die folgende Information mehr als semantische Bedeutung. Im sonntäglichen Medienmagazin auf WDR 5 wurde vor kurzem über das veränderte Bewusstsein bei den öffentlich-rechtlichen Sendern berichtet. Demnach heißt die oberste Führungsetage beim Hessischen Rundfunk seit einiger Zeit nicht mehr Intendanz, sondern Geschäftsleitung. Nomen est omen! Wenigstens sind sie ehrlich. Es geht nämlich nur noch ums Geschäft! Wo wir gerade bei Zahlen sind: Auch wenn der eine oder die andere unter Ihnen sich nicht für jedes einzelne Thema im Folker! interessieren mag, die Auswertung von einigen Hundert beim diesjährigen TFF.Rudolstadt abgegebenen Fragebögen zu musikalischen Hörgewohnheiten bestätigt die Redaktion in ihrem Kurs: Demnach hören 38% der in Rudolstadt Befragten am liebsten Weltmusik, 37% nannten Folk und 21% Lied. Da liegen wir mit unserer Mischung doch ganz gut, finde ich. In diesem Zusammenhang: Neulich fand ich aus dem Hause EXIL Musik die CD American Folk in der Post (s. Rezension in diesem Heft) - versehen mit der handschriftlichen Anmerkung Yup! Putumayo goes folk!?. Nun, so ganz überzeugt scheint man doch nicht zu sein, denn im offiziellen Anschreiben heißt es: Die beiden nächsten Alben [gemeint ist neben American Folk der Sampler Swing Around The World; Anm. d. Red.] erscheinen uns leicht untypisch für das aktuelle weltmusikalische Geschehen. In weiser Voraussicht haben wir deshalb nicht so viele Promoexemplare geordert wie üblich ... Und damit entlasse ich Sie in die Lektüre der letzten Folker!-Ausgabe im Jahr 2005.
Ihr Folker!-CvD PS: Dem Thema land of the free, home of the brave ist in dieser Ausgabe mit dem Interview mit Ned Sublette zu den Folgen von Hurrikan Katrina ja ein ganzer Beitrag gewidmet. An weiteren interessanten Geschichten aus dem Land der Freien und Mutigen herrscht dennoch kein Mangel. Hier einmal etwas über wirklich Mutige: Während Bob Dylan sich für Kaffee, Medikamentenkonzerne und Reizwäsche verkauft (s. Szene), Led Zeppelin für Cadillacs wirbt, die Rolling Stones für den Kauf von Pfandbriefen auftreten und Paul McCartney für eine Investmentfirma singt, geben die Dead Kennedys und John Densmore ein Beispiel dafür, dass es auch anders geht. Standhaft weigert sich der Schlagzeuger der Doors - sehr zum Verdruss seiner ehemaligen Bandkollegen Ray Manzarek und Robby Krieger -, Songs wie Light My Fire oder People Are Strange zur Werbung für Apple-Computer oder Luxuskarossen zu verscherbeln. Cadillac hatte 15 Millionen Dollar für das Stück Break On Through (To The Other Side) geboten. Menschen hätten ihre Musik gehört, die im Vietnamkrieg gestorben sind oder die wegen unserer Musik keinen Selbstmord begangen haben, sagte Densmore. Als wir diese Songs gespielt haben, haben wir uns geheimnisvoll und magisch gefühlt. Das lässt sich nicht vermieten! Wobei er einschränkend hinzufügt, dass er vielleicht anders denken würde, wenn er das Geld bräuchte. Die Dead Kennedys sagten einen wichtigen Auftritt Ende Oktober in Los Angeles ab, als sie erfuhren, dass die Coors-Brauerei eine der Hauptsponsoren ist. Die Musiker verwiesen zur Begründung darauf, dass Coors in den vergangenen Jahren gleich mehrere rechtsgerichtete Gruppen unterstützt habe: von den Contras in Nicaragua über die antihomosexuelle Vereinigung Moral Majority bis zu der gegen Punkmusik auftretenden Organisation Parents Music Resource Center. Zudem sei Coors bekannt für seinen antigewerkschaftlichen Kurs und eine wenig umweltfreundliche Politik (Informationen hierzu: www.corporations.org/coors). |