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Liebe Musikfreundinnen und -freunde, mit dem neuen Folker! halten Sie die letzte Ausgabe unseres 11. Jahrgangs in der Hand. Mit Blick auf das diesjährige Liederfest der Liederbestenliste ist sie zum größten Teil deutschsprachigen Künstlerinnen und Künstlern gewidmet. Zunächst einmal gilt es, Wenzel zu seinem dritten Liederpreis und Dota Kehr und ihren Stadtpiraten zum Förderpreis zu gratulieren. Markus Wittpenn und Christof Stählin würdigen für den Folker! die Preisträger 2008. Auch für den Verein deutschsprachige Musik gibt es Anlass zur Freude. Nachdem der Südwestrundfunk im Jahr 2003 die Trägerschaft der Liederbestenliste abgab, gründeten die Jurymitglieder einen Verein, um die Zukunft dieses renommierten Liederpreises, des einzigen seiner Art in Deutschland, zu sichern. Man nahm sich vor, anders als beim SWR, der das Liederfest alljährlich in Tübingen veranstaltete, es wie einen Wanderzirkus von Jahr zu Jahr an einen anderen Ort ziehen zu lassen. Nach Frankfurt/Oder, Dresden, Eupen und Lörrach, den Gastgeberstädten der vergangenen Jahre, geht es dieses Mal nach Wien, wo die Preise am 22. November vergeben werden. Neben Wenzel sowie Dota und den Stadtpiraten tritt als Gast Erika Pluhar auf. Informationen rund um das Liederfest finden sich unter www.liederbestenliste.de und www.szenewien.com im Internet. Mit Beiträgen über Wolfgang Niedecken, Rolly Brings, Kai Degenhardt, die Gruppe Gutzeit und Gisbert zu Knyphausen zeichnen wir eine Momentaufnahme von den Aktivitäten einiger „altbekannter“ und einiger neuer Namen der Szene in Deutschland. Bettina Schelker und Ernst Molden zeigen, was sich in Sachen deutschsprachiger Musik bei unseren Nachbarn in der Schweiz und in Österreich tut. Am 4. November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Wer von Europa aus den Wahlkampf beobachtet hat, kann wahrscheinlich nur mit dem Kopf schütteln. Das Niveau des politischen Diskurses in den Vereinigten Staaten und gleichermaßen der Berichterstattung in den US-Medien ist erschreckend. Offensichtlich reicht es in der Heimat der Freien und Mutigen aus, ein fernes Land quasi „aus dem Küchenfenster“ zu betrachten, um außenpolitische Kenntnis vorweisen zu können. Daher ist die Aussicht, dass Sarah Palin Vizepräsidentin und sogar Präsidentin werden könnte, angesichts der globalen Herausforderungen erschreckend. 47 Millionen Menschen in den USA haben keine Krankenversicherung, das Schulsystem ist marode, die Infrastruktur des Landes bricht - wenn man zum Beispiel an den Zustand der meisten Brücken denkt - im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Und da bezeichnet es das „McCain-Ticket“ als „patriotisch“, keine Steuern zu zahlen, während die Reichen im Land immer reicher werden. Daran wird sich auch nicht viel ändern, falls Barack Obama gewählt wird. Zwar kommt er nicht aus den Washingtoner Machtzirkeln, aber auch der Botschafter in Sachen Wechsel ist tief verstrickt in das Geflecht von Politik und Großkapital in den USA. Sein Vize Joseph Biden wird wegen seiner Lobbyarbeit für die Kreditkartenwirtschaft nicht umsonst „MasterCard Senator“ genannt. Zu ihrer Einschätzung der „Lage der Nation“ und zur Präsidentschaftswahl äußern sich in einem Gastspiel „spezial“ Ani DiFranco, Jackson Browne, Barry McGuire, John Mellencamp und Justin Sane von der Gruppe Anti-Flag. Die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise werden auch im Musikbereich nicht lange auf sich warten lassen. Schon einige Monate vor dem Einbruch der Märkte erreichte diese knappe Meldung die Folker! -Redaktion: „Wir haben die Segel gestrichen. Just Records Babelsberg hat seine Vertriebstätigkeit eingestellt.“ Es bleibt zu hoffen, dass es sich hier um einen Einzelfall handelt. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass gleich mehrere Labels in diesem Jahr runde Jubiläen begehen konnten, darunter auch die Firma Red House Records, die seit nunmehr 25 Jahren vor allem US-Singer/Songwritern eine Plattform bietet und der das Labelporträt dieser Ausgabe gewidmet ist. Grund zum Feiern von „20 Jahre[n] Engagement für Nischenmusikspezialitäten und mehr“ gibt es auch bei dem Schweizer Label Brambus Records (siehe Folker! 3/2002 ), und in den Niederlanden wird Music & Words 25 Jahre alt. Ein Label, das sich zunächst auf europäische Folkmusik spezialisierte, aber seit einigen Jahren nun auch Alben in den Bereichen Blues, Cajun, Klezmer und Weltmusik veröffentlicht. Ein besonderer Glückwunsch gilt dem französischen Klassiklabel Harmonia Mundi, dessen Entstehung auf das unter dem Namen Le Chant du Monde bereits 1938 gegründete Unternehmen zurückgeht. Über die Aktivitäten Harmonia Mundis im Folk- und Weltmusikbereich haben wir im Labelporträt in Heft 5/2005 berichtet. Zum Abschluss möchte ich noch ein neues Mitglied im Redaktionsbeirat recht herzlich begrüßen: Kerstin Klenke. In Zukunft wird die Musikethnologin aus Hannover, die auch dem Programmausschuss des TFF.Rudolstadt angehört, gemeinsam mit den anderen Beiratsmitgliedern ein fachkundiges und kritisches Auge auf unsere Arbeit werfen. Im November kommt es zu einem ersten Arbeitstreffen von Redaktion und Beirat. Über die Ergebnisse werde ich im ersten Heft des neuen Jahres berichten. Und damit will ich Sie wieder einmal in die Lektüre einer hoffentlich wie immer vergnüglichen und informativen Ausgabe unserer Zeitschrift entlassen. Ihr Folker!-Chefredakteur |