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Passt in keine Genreschublade

RICHARD JULIAN

Ohne esoterische Wendungen loslegen

Richard Julian
Auswahldiskografie:
Slow New York
(Manhattan Records/
  Blue Note/EMI, 2006)


     Sunday Morning In Saturday’s Shoes

Sunday Morning In Saturday’s Shoes

  (Manhattan Records/Blue Note/EMI, 2008)

go! www.richardjulianmusic.com

New York Ende der Siebziger-, Anfang der Achtzigerjahre. Bob Dylan und andere Heroen des Folkrevivals der Sechzigerjahre hatten der Stadt längst den Rücken zugekehrt. Eine neue Singer/Songwriter-Generation traf sich auf Initiative von Jack Hardy* allwöchentlich im Cornelia Street Café im Künstlerviertel Greenwich Village. Darunter auch die heute in aller Welt bekannte Suzanne Vega. Die Mitglieder des sogenannten „Songwriters Exchange“ spielten sich bei ihren Treffen gegenseitig neue Lieder vor. Damals war Richard Julian noch nicht dabei. Er stieß erst 1986 dazu, als die wöchentliche Runde in Hardys Apartment umgezogen war. Die jeweiligen neuen Songs der beteiligten Musiker wurden mit einer Bandmaschine aufgenommen und fast monatlich auf LPs und später auf CDs unter dem Titel The Coop – Fast Folk Musical Magazine veröffentlicht.

Ich bin nur einer unter
vielen Musikern, die in
diesem großen Strom aus
Musik schwimmen.

Während dieser Hochzeit der New Yorker Folkszene lernte Richard Julian, wie man Songs schreibt. Auch seine ersten Werke finden sich auf Alben des klingenden Folkmagazins. Dem damals erlernten traditionellen Ansatz des Liederschreibens ist Julian bis heute treu geblieben, wie er im Folker! -Gespräch sagt. Als Mitglied der Countryband Little Willies, die Songmaterial im altbewährten Stil zum Besten gibt, kam er mit Norah Jones in Kontakt. Sie singt bei den Little Willies. Ihr Songschreiber Jesse Harris wiederum, ebenfalls aus dem Dunstkreis der Jazz- und Folkszene, kannte Richard Julian als Gitarrist der Band der gemeinsamen Kollegin Sasha Dobson. Da ist es nahezu folgerichtig, dass Julians aktuelles Album bei Manhattan Records erscheint, einem Unterlabel der Blue-Note-Gruppe, einem Markenzeichen für – ja, richtig: Jazz.

Von Carina Prange

Für dein neues Album hast du mit dem Produzenten Mitchell Froom zusammengearbeitet. Seit wann kennt ihr euch und was machte den Reiz an einer Zusammenarbeit aus?

Richard Julian

Nun, Mitchell kenne ich schon seit längerer Zeit. Zunächst eher als Bekannten, denn als engen Freund, würde ich sagen. Ich war 1997 mit Suzanne Vega auf Europatour. Mitchell war bei der Tour dabei, und so lernte ich ihn kennen. Und dann wurde es Zeit, mir über einen neuen Produzenten Gedanken zu machen. Ich wollte nämlich weg von dem, mit dem ich gearbeitet hatte. Einfach was anderes machen. Wir hatten ja schon eine Reihe von Platten zusammen gemacht. Und mein alter Produzent, Brad Jones, schlug mir Mitchell vor. Zu der Zeit war ich auf Tour mit Bonnie Raitt, und auch sie schlug mir Mitchell vor. Weil sie selbst mit ihm arbeitete.

Die Etikettierung von Musik
mag ich grundsätzlich nicht.
So eine Benennung hat nichts
Bleibendes, das kommt und geht.

Ich war erst skeptisch. Ich war der Meinung, dass mit ihm nicht genau das ginge, was mir eigentlich vorschwebte. Das war aber eine Fehleinschätzung, muss ich sagen, denn Mitchell stellte sich als sehr vielseitig heraus. Als ich ihm sagte, dass ich mit meinem Trio eine Platte mit ihm machen wollte, und das noch ein bisschen ausschmückte, da wurde er richtiggehend Feuer und Flamme. Und er sorgte dann dafür, dass ich die Idee auch weiterverfolgte. Er arbeitet ja mit einigen der größten Songschreiber, die es heute gibt und die ich zutiefst bewundere – mit Ron Sexsmith und Randy Newman ... Wenn ich jemanden respektiere, dann diese beiden! Mit Mitchell zu arbeiten, gab mir das Gefühl von Sicherheit. Und er ist ja auch ein guter Arrangeur. Wir treffen uns immer noch häufig und reden. Ich würde sagen, inzwischen sind wir Freunde! ( lacht )

Du gehörtest vor einigen Jahren der Gruppe um das Fast Folk Musical Magazine in New York an. Gibt es heutzutage noch etwas Vergleichbares?

Ich habe in meinen Anfängen eine Menge von diesen Sachen gemacht. Mein musikalischer Stil hat sich seit diesen frühen New Yorker Jahren allerdings weiterentwickelt. Was Fast Folk angeht ... Nein, heute gibt es etwas in der Art nicht mehr. Das war eine sehr zielstrebige, gut organisierte Gemeinschaft von Menschen, die ihre Songs herausbringen wollten, kaum dass sie geschrieben waren. Irgendwelche Leute trudelten in Jack Hardys Haus ein, nahmen Songs auf, und schwupps waren sie veröffentlicht! Das war die Philosophie hinter Fast Folk. Dass die Songs noch frisch waren, wenn sie die Öffentlichkeit erreichten.


* siehe auch „Der ‚Pied Piper‘ der Folkszene – Jack Hardy und Fast Folk“ in go!  Folker! 4/1999


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im Folker! 6/2008