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Folker!-Labelporträt (18)

„Wir machen Dinge, die uns interessieren,
und wollen das mit anderen Menschen teilen“

harmonia mundi

Qualität statt Trend

go! www.harmoniamundi.com
(u. a. dt. Seite, die allerdings
ausschließlich den Klassikbereich bedient)

go! www.chantdumonde.com
(frz. Seite, ebenfalls nur Klassik)
go! www.worldvillagemusic.com
(engl. Seite mit Weltmusik)
go! www.lechantdumonde.com
(z. Zt. im Aufbau)

Von Rolf Beydemüller

Die Geschichte von harmonia mundi in wenigen Worten darstellen zu wollen, stellt ein nahezu unmögliches Unterfangen dar, zu komplex und weitverzweigt ist das heutige Netz des weltbekannten französischen Klassiklabels. Richten wir im Rahmen unserer Folkerportraits den Fokus auf den Folk- und Weltmusikbereich geht es zunächst einmal um Le Chant du Monde. Gegründet im Jahre 1938 von dem Schriftsteller Léon Moussinac unter der Patenschaft berühmter französischer Musiker und Komponisten wie z. B. Darius Milhaud, Francis Poulenc und Arthur Honegger. Neben den Werken besagter Tonkünstler wurde vor allem versucht, die Arbeiten Dimitri Schostakowitschs dem französischen Publikum näher zu bringen. Auch zu jener Zeit begann Chant du Monde bereits damit, Aufnahmen mit traditioneller Musik der Welt und insbesondere der französischen Provinzen zu sammeln. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Aktivitäten von Chant du Monde als jüdisch eingestuft und verboten. In der Zeit unmittelbar nach Kriegsende veröffentlichte Chant du Monde neben den Werken russischer Komponisten die allerersten Aufnahmen von Léo Ferré, Mouloudji, Cora Vaucaire, später auch von Atahualpa Yupanqui, Uña Ramos und Wladimir Wissozki. Es entstanden eine Anthologie mit traditioneller Musik und Produktionen von Schallplatten für Kinder, u. a. die berühmte Aufnahme von Prokofjews Peter und der Wolf mit Gérard Philipe (1958).

1993 vereinigte sich Chant du Monde mit der 1958 von dem Journalisten Bernard Coutaz gegründeten harmonia mundi GmbH. Fungierte harmonia mundi anfangs lediglich als Vertrieb, so übernahm sie Chant du Monde (fortan LeChant du Monde genannt) Ende der 90er Jahre nach dem Tod (1995) des künstlerischen Leiters Philippe Gavardin komplett. Seit dieser Zeit ist Le Chant du Monde neben World Village eins der so genannten inhouse labels mit ca. 30 bis 40 Neuerscheinungen pro Jahr.

Klasse statt Masse

Bei harmonia mundi arbeiten Menschen mit höchster musikalisch-künstlerischer Sachkompetenz und der natürlich nicht zu vernachlässigenden Fähigkeit, den Markt emotionslos zu analysieren. Die Entscheidung für ein neues Projekt und die Zusammenarbeit mit einem Künstler fällt jedoch immer aufgrund persönlicher Begeisterung und hoher künstlerischer Qualitätsstandards, die man bei harmonia mundi nie für kurzfristige kommerzielle Erfolge aufgeben würde. Der Erfolg gibt dem Label mit Hauptsitz in Arles recht. Klasse anstelle von Masse, so lautet eine der Maximen. Labelmanager Julian Schönfeld (für Jazz, Pop, World) glaubt, dass wir in einer Zeit leben, in der Qualität von Quantität erschlagen wird. Er und der künstlerische Leiter von Le Chant du Monde, Alain Raemackers, gestehen auch gleich ehrlich, in den letzten zwei, drei Jahren nicht viel Neues gehört zu haben. Gut aufgenommen und produziert, sicherlich. Das schafft man mittlerweile in jedem technisch einigermaßen gut bestückten Heimstudio. Doch inhaltlich entstehen in den meisten Fällen nur perfekte Klone bereits tausendfach gehörter Dinge. 90 Prozent der Sachen, die den Musikmarkt verstopfen, seien es überhaupt nicht wert, veröffentlicht zu werden. Weiterhin landen Woche für Woche 20 bis 40 Demos in den Büros von harmonia mundi, die auch, so wurde versichert, tatsächlich gehört werden. Andere Labels, siehe z. B. ECM, lehnen diese Praxis grundsätzlich ab.


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Mehr über harmonia mundi
im Folker! 5/2005