Brambus Records Berghalde 8874 Mühlehorn
Tel. ++41 55 614 10 77 |
Was braucht es eigentlich, um ein eigenes CD-Label auf die Beine zu stellen? Ein Büro im schweizerischen Mühlehorn am Walensee etwa? Im Winter findet dort einen Monat lang kein Sonnenstrahl den Weg an die steilen Nordhänge des Sees. Wer da nicht arbeitet und neue Projekte ausheckt, kann höchstens noch zum Winterschlaf ansetzen oder wird depressiv. In Paul Rostetters Wohnzimmer bemerkt man zuerst einmal den großen Fernseher und die weichen Polsterstühle. In einer Ecke steht ein Schreibtisch mit Computer. Das könnte der Arbeitsplatz eines Feierabend-Bürolisten sein, der alle zwei Wochen mal online geht. Dass hier schon über 100 CDs produziert wurden, erstaunt auf den ersten Blick. Doch auf den zweiten Blick erscheint es logisch, dass Rostetter im Wohnzimmer seine Pläne verwirklicht. Arbeit und Leben lassen sich in seinem Lebenslauf kaum trennen. Mit seinen langen Haaren und dem wallenden Bart wirkt Brambus-Chef Paul Rostetter kaum wie ein auf Erfolg versessener, scharf kalkulierender Label-Boss. Vor vielen Jahren noch war Geld für ihn das halbe Leben, als er sich als Banker hauptberuflich zu schaffen machte. Die andere Hälfte schenkte er allerdings schon damals der Musik.
Von Martin Steiner
Angefangen hatte alles mit dem Folk Club Chur. Seit über zwanzig Jahren führt ihn Paul Rostetter bereits, wie lange genau, kann er nicht sagen. Ich bin kein Chronist, Zahlen interessieren mich eigentlich nicht besonders. Wichtig ist für mich die Musik. Und da die Musiker, die im Folk Club auftraten, für ihre Musik oft kein Label fanden, nahm er die Sache selbst in die Hand. Das erste Brambus-Album entstand 1988, eine Produktion mit dem Bluesrocker Mick Clarke. Die Aufnahme machte bereits deutlich, dass Rostetter nicht nur offene Ohren für die Folk-Szene hatte. In der Folge widmete er sich vor allem seinem musikalischen Lieblingsgebiet, amerikanischen Singer/Songwritern von Folk bis Country.
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Doch dabei blieb es nicht lange, denn der Klage der Schweizer Jazz-Szene, dass sie bei anderen Labels kaum Gehör fänden, konnte er seine Ohren nicht verschließen. In der Zwischenzeit ist Brambus wohl zum wichtigsten Produzenten des aktuellen Schweizer Jazz und Rostetter zu einem Kenner der Szene geworden. Dass Folk und Jazz nicht immer getrennte Wege gehen müssen, beweist sein Projekt Chanzuns Standards of Rumantsch. Schweizer Jazz-Musiker spielen hier ein Instrumental-Album mit Volksliedern aus dem rätoromanischsprachigen Raum der Schweiz ein. Live werden die Jazz-Musiker zusammen mit rätoromanischen Chören, meist alten Männern aus den Bündner Tälern, auf der Bühne stehen. Ein Buena Vista Social Club mit Schweizer Bergveteranen ist hier dennoch kaum zu erwarten. Zu kantig sind die Gesänge, und Hüftschwünge sind in den Schweizer Alpen nur auf Skiern angesagt. Doch die Rätoromanen haben dem Bündner Rostetter die Lust auf die Musik seiner Heimat näher gebracht. Eigentlich würde ich gerne mehr aus dem rätoromanischen Raum produzieren. Konkrete Pläne bestehen noch nicht. Aber wer weiß, vielleicht wird aus Brambus in nicht allzu ferner Zukunft auch das führende rätoromanische Label der Schweiz.
Dass er mit solchen Produktionen kaum in die Gewinnzone kommt, ist sich Paul Rostetter bewusst. 700 bis 800 abgesetzte CDs sind bei Jazz-Alben schon ein Erfolg. Geld ist auch mit Folk und Liedermachern nicht viel zu holen. Unkommerzielle CDs zu produzieren, mag zwar verdienstvoll und schön sein, bringt aber zumindest in der Schweiz kaum genügend Einnahmen, um angenehm zu leben. Wenn Ende des Monats der Tisch trotzdem reich gedeckt ist, verdankt er das nicht zuletzt seiner Frau, die voll arbeitet.
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