In einer etwa zehnteiligen Serie will der Folker! die Situation der Leute darstellen, die in Deutschland ihren Lebensunterhalt mit Folk, Lied und Weltmusik bestreiten. Sie soll zum gegenseitigen Verständnis zwischen Publikum und Profesionellen, aber auch innerhalb des Folk-Business beitragen. Nach einer Einleitung in Folker! 2/2001 ging es in Teil 1 um die MusikerInnen (4/2001), in Teil 2 (6/2001) um die Plattenfirmen und diesmal um den Vertrieb der CDs.
Von Christian Rath
Dass es Plattenfirmen gibt, weiß man, und den CD-Handel kennt man sogar aus eigener Anschauung. Dagegen sind die CD-Vertriebe der wohl unbekannteste Teil des Business. Vertriebe sind das Zwischenglied zwischen Plattenfirma und Handel. Sie beliefern EinzelhändlerInnen und große Ketten mit den jüngsten Neuheiten und wickeln Nachbestellungen von älteren Titeln ab.
Spontan fragt man sich vielleicht, warum ein solches Zwischenglied überhaupt erforderlich ist. Können die Plattenfirmen den Handel nicht direkt mit ihren Produkten beliefern? Theoretisch ist das natürlich möglich. Große Firmen (Majors) wie Sony, EMI oder BMG haben auch ihre eigenen Vertriebsstrukturen. Für kleine Labels, wie sie im Folk- und Weltmusikbereich die Regel sind, ist es jedoch effizienter und damit kostengünstiger, eine spezielle Vertriebsfirma dazwischen zu schalten, die mehrere Plattenfirmen gemeinsam betreut. Der Vertrieb übernimmt dann für seine Label den Kontakt mit dem Handel, dessen
Manche kleine Plattenfirma arbeitet dabei sogar mit Major-Vertrieben zusammen. So liefert Lawine (das Label von Hubert von Goisern u.a.) über den Vertrieb von Virgin aus, und Pläne (Hannes Wader u.a.) kann den BMG-Vertrieb nutzen. In der Regel arbeiten Folk- und Weltmusiklabels jedoch mit unabhängigen Vertriebsfirmen zusammen. Die wichtigsten in unserem Spektrum sind Edel Contraire, EFA, Fenn Music Service (FMS), Indigo, in-akustik, just records und SunnyMoon.
Nur die wenigsten Folk- und Weltmusiklabel verzichten auf die Effizienzgewinne durch einen kollektiven Vertrieb und beliefern den Handel selbst. Hierzu gehören Jaro und der Verlag der Spielleute. Der Vorteil: Bei ihnen stehen die eigene Produkte immer im Mittelpunkt. Und wenn dann unter dem Strich mehr CDs verkauft werden, dann können sich die höheren Kosten auch rechnen.
Dagegen arbeitet ein mittelgroßer Vertrieb mit einigen Dutzend bis zu über hundert Labels zusammen. Pro Jahr muss ein Vertrieb daher mehrere hundert neue CDs im Handel platzieren. Der Back-Katalog, der auch die alten noch lieferbaren CDs enthält, umfasst bei solchen Vertrieben mehrere tausend CDs. Bei manchem Label entsteht da leicht der Eindruck, dass es nur mitverwaltet, nicht aber wirklich gepusht wird. Aus der Sicht des Handels ist die Bündelung durch Vertriebe jedoch ein Segen. Schließlich will niemand mit mehreren tausend Plattenfirmen individuell Geschäfte abwickeln. Selbstvertreiber wie Jaro bekommen da schon mal zu hören: Ihr seid so klein, mit Euch arbeiten wir nicht zusammen.
In Deutschland gibt es keinen Vertrieb, der sich ganz auf Folk- und Weltmusik konzentriert, meist haben sie auch CDs aus dem Jazz- oder Indie-Rock-Bereich im Programm. Die meisten Folk- und Weltmusiklabel bevorzugen Vertriebe, die ausschließlich Nischenprodukte ausliefern. So können sie sicher sein, dass im Kontakt zum Handel nicht die leicht zu verkaufende Hit-Ware im Mittelpunkt steht. Andererseits sind im Handel oft VertreterInnen, die auch Kassenschlager liefern, beliebter. Das Bremer Label Laika liefert deshalb gerne über den Zomba-Vertrieb aus, auch wenn bzw. gerade weil dann zum Beispiel die norwegische Geigerin Susanne Lundeng gemeinsam mit Britney Spears und den Backstreet Boys beim Handel präsentiert wird.
...
Für Auskünfte danke ich diesmal besonders: Jörg Werner (Jaro), Dieter Amann (in-akustik), Volker Dück (SunnyMoon), Peter Kiefer (FMS).
|
|
|
|
!!! |
Folker!
- ...und jetzt wieder: über 40% sparen beim
Folker!-Schnupperabo! |
Mehr über CD-Vertriebe |