backThere's no Business like Folk-Business

Teil 2: Die CD-Produktion

Je höher die Verkaufserwartung, um so länger kann die Band im Studio bleiben /
Es wird immer schwieriger, mit CDs Geld zu verdienen

Von Christian Rath

In einer etwa zehnteiligen Serie will der Folker! die Situation der Leute darstellen, die in Deutschland ihren Lebensunterhalt mit Folk, Lied und Weltmusik bestreiten. Sie soll zum gegenseitigen Verständnis zwischen Publikum und Profesionellen, aber auch innerhalb des „Folk-Business“ beitragen. Nach einer Einleitung in Folker! 2/2001 ging es in Teil 1 um die MusikerInnen (4/2001), während diesmal die CD-Produktion im Mittelpunkt steht.

Für MusikerInnen in der Folk- und World-Szene sind die Einnahmen aus dem CD-Verkauf meist nicht mehr als ein Zubrot. Ihre eigentliche Haupteinnahmequelle sind die Konzertgagen (siehe Teil 1 der Serie). Eine neue CD ist aber immerhin ein Mittel, sich direkt oder via Medien bei VeranstalterInnen und beim potenziellen Publikum bekanntzumachen oder in Erinnerung zu bringen. Und natürlich wollen viele KünstlerInnen auch der Nachwelt oder zumindest ihren Fans etwas Bleibendes hinterlassen.

Im Folgenden soll nun beschrieben werden, wie eine CD entsteht, welche Rolle Plattenfirmen dabei spielen und wie die geschäftlichen Aspekte des Ganzen aussehen.

Die Arbeit im Studio

Bevor eine Band ins Studio geht, steht in der Regel fest, welche Stücke in welchem Arrangement eingespielt werden, denn Studio-Zeit ist teuer. Für ein sehr günstiges Studio zahlt man immer noch 400 Mark pro Tag, üblich sind aber eher 1.000 Mark/Tag. Große sehr gut ausgestattete Studios verlangen sogar bis zu 2500 Mark/Tag. Da die Studioelektronik in den letzten Jahren deutlich billiger geworden ist, sind auch die Studiopreise unter Druck geraten, so dass sich Gruppen immer leichter eine eigene CD leisten können. Außerdem richten sich manche MusikerInnen Heimstudios ein und produzieren dort zumindest Teile einer CD vor.

go! zu den Verlagen

Ein Kostenfaktor ist auch der Ort des Studios. Wer ein Studio am Heimatort benutzt, spart Übernachtungskosten. Es geht allerdings nicht nur um Kostenargumente, wenn deutsche Plattenfirmen die Aufnahmen mit Weltmusik-KünstlerInnen oft in deren Heimatland durchführen. So können auch spontan passende GastmusikerInnen integriert integiert werden.

Im Studiopreis ist in der Regel auch die Arbeit einer ToningenieurIn enthalten, die die Aufnahme technisch leitet. Bei der Auswahl des Studios sollte darauf geachtet werden, dass man dort bereits Erfahrung mit der jeweiligen Art von Musik, z.B. rein akustischen Aufnahmen, gesammelt hat. EinE externe ProduzentIn ist in der Folk- und World-Szene meist nicht dabei. Überwiegend produzieren die MusikerInnen selbst, d.h. sie entscheiden auch über die konkrete Ausgestaltung der Arrangements und den Mix. In solchen Konstellationen kann einE einfallsreiche und souveräne TontechnikerIn auch eine ProduzentInnen-ähnliche Rolle einnehmen. Bei Network ist Label-Chef Christian Scholze stets als Produzent vor Ort dabei.

Die Dauer der Aufnahmen lässt sich deutlich beschleunigen, wenn alle Instrumente zusammen aufgenommen, also faktisch live im Studio eingespielt werden. Dabei kann unter Umständen auch eine lebendigere Atmosphäre und der „Dialog“ zwischen einzelnen Instrumenten eingefangen werden. Üblich ist aber eher, dass ein Instrument nach dem anderen aufgenommen wird. Wenn zwei Stücke pro Tag eingespielt werden, so ist für eine CD mindestens eine Woche reine Studio-Zeit erforderlich.

Am Ende der Aufnahmen liegt der sogenannte Rough-Mix vor, der vor allem auf den Einstellungen der ToningenieurIn basiert. Bevor der eigentliche Mix beginnt, diskutiert die Band oft, welche von mehreren aufgenommenen Versionen zugrunde gelegt wird und welche Feinheiten noch zu verändern sind. Beim eigentlichen Mix, der meist im selben Studio durchgeführt wird, sind dann neben der ToningenieurIn (und ggf. der ProduzentIn) in der Regel nur noch ein oder zwei Mitglieder der Band zugegen. Hier entscheidet sich dann zum Beispiel, wie laut die Instrumente in einer konkreten Aufnahme zu hören sind. Oft dauert der Mix ähnlich lang wie die Aufnahme. Auch in dieser Zeit muss also das Studio bezahlt werden. Bei zum Beispiel 20 Tagen à 1.000 Mark sind also bereits Kosten von 20.000 Mark entstanden.

Letzter Schritt vor der Pressung ist die Herstellung des sogenannten Masterbandes. Hier werden die Pegel der einzelnen Aufnahmen angeglichen und die Pausen zwischen den Stücken festgelegt. Meist erfolgt das Mastering auf maschinellem Wege. Wer besonderen Aufwand treiben will, kann aber auch zu diesem Zeitpunkt mit Hilfe von spezialisierten TechnikerInnen noch Feinheiten aus der Aufnahme herausholen.

Die Herstellung der CD

Die bloße Pressung der CD kostet zwischen einer und zwei Mark pro Stück. Oft bekommen Vertriebsfirmen bei „ihrem“ Presswerk Mengenrabatt. Gepresst wird nur soviel wie unbedingt notwendig ist, zu Beginn oft nur ein paar hundert Exemplare der CDs. Denn in der Regel haben weder Plattenfirmen noch Vertrieb genügend Lagerraum, um hohe Bestände vorzuhalten. ...

Für Auskünfte danke ich diesmal besonders: Ulli Balz (Jaro), Markus Brachtendorf (jigit), Jörg Gebauer (Weltwunder), Hage Hein (Lawine), Ulli Hetscher (Westpark), Frank Klaffs (Piranha), Petr Pandula (Magnetic Music), Guido Plüschke (Liekedeler), Harald Schmidt (Paddy goes to Holyhead), Christian Scholze (network), Friedemann Wytecka (Bieber), Rainer Zellner (akku disk).

Teil 3 der Folk-Business-Serie wird im übernächsten Folker! erscheinen. Dann stehen die Vertriebe und ihre Arbeit im Mittelpunkt.


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Mehr über die CD-Produktion
im Folker! 6/2001