Anti-Flag
Anti-Flag sind eine der erfolgreichsten Punkbands in den USA. Mit ihren Songs
üben sie schon seit Jahren Systemkritik im Viervierteltakt. Mit einem neuen
Anti-Flag-Album bekommt man immer eine gehörige Portion Politik geboten. Wobei
die Band nicht nur leere Worthülsen schwingt. Aktiv arbeiten die Musiker mit
Amnesty International oder der amerikanischen Bürgerrechtsvereinigung ACLU
zusammen. Sie setzen sich ein für eine bessere Gesundheitsversorgung, gegen den
Krieg im Irak oder für die Freilassung politischer Gefangener.
„Unsere Nation befindet sich in einem schrecklichen Zustand. Wir haben ein
Regime an der Macht, das Folter okay findet. Die Bürgerrechte sind massiv
eingeschränkt worden, und die Privatsphäre der Menschen ist nicht mehr
geschützt. Wir führen wie ein Imperium Angriffskriege. Die Grenze zwischen einem
von der Politik und einem von Großindustrie und Kapital regierten Staat ist
überschritten. Man muss von einer Herrschaft der Konzerne sprechen. Das ist
keine Demokratie mehr. Wir wollen ja keine Zyniker sein, die sagen, es mache
keinen Sinn, sich zu engagieren und zu kämpfen. Die Wahl von Bush hat gezeigt,
dass die Dinge noch schlimmer sein können als man sich das in seinen ärgsten
Befürchtungen vorgestellt hat. Es bleibt zu hoffen, dass seine Nachfolger
bessere Entscheidungen treffen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch
weiterhin für unsere Ziele kämpfen müssen. Im Zuge dieses Kampfes wird die Welt
früher oder später erkennen, dass es besser ist, wenn wir keine Bomben werfen,
sondern den Menschen Nahrung geben, ihnen eine Gesundheitsversorgung anbieten
sowie sie ihr eigenes Leben leben lassen, und nicht eines, das wir ihnen
vorschreiben.
Justin Sane
www.anti-flag.com
Aktuelle CD
The Bright Lights Of America (Red Ink/SonyBMG, 2008)
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Ani DiFranco
Kurz nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York vor sieben
Jahren veröffentlichte Ani DiFranco mit „Self Evident“ eine Art vertontes
Gedicht, in dem sie hörbar zornig den Zustand ihres Landes beklagte und bei
aller Trauer und Verständnis für die Opfer feststellte, dass erstens Bush nicht
ihr Präsident sei, dass zweitens die Vereinigten Staaten keine Demokratie seien
und dass man drittens nicht alles glauben dürfe, was die Medien verbreiten.
„Ich bin immer noch ziemlich frustriert über die Massenmedien. Wir haben in den
USA eine traurige Schafsherdenmentalität entwickelt. In anderen Ländern fragen
die Medien viel mehr nach als hier. Das ist ein Grund dafür, dass wir als Volk
nicht richtig informiert sind. Meine Hauptbotschaft lautet: Lasst euch
registrieren, geht wählen! So viele Menschen in den USA nehmen am politischen
Geschehen überhaupt nicht teil. Vor allem junge Menschen, Randgruppen, die
Schwarzen – überhaupt alle, die sich zu Recht von unserer Regierung allein
gelassen fühlen. Es ist an der Zeit, diesen Leuten zu sagen: Ihr habt dieses Mal
eine Wahl. Zur berechtigten Kritik am politischen Prozess in unserem Land
gehört, dass es in der jüngsten Vergangenheit kaum Unterschiede zwischen den
Parteien und Kandidaten gab. Sie sind alle Huren der Konzerne. Bei dieser
Präsidentschaftswahl unterscheiden sich die Kandidaten in ihrer Philosophie,
ihrem Programm, ihrer Persönlichkeit und ihrem Charakter. Dieses Mal muss die
amerikanische Bevölkerung sich ihrer Verantwortung stellen. Sie muss nicht nur
gegenüber unserem Land, sondern gegenüber der Welt Verantwortung zeigen. Ich
sage meinem Publikum nicht, wen sie wählen sollen. Ich frage nur: Seid ihr
registriert? Geht ihr wählen? Zwar ist der größte Teil meines jugendlichen
Publikums sehr progressiv. Das heißt aber nicht unbedingt, dass sie auch zur
Wahl gehen. Das spreche ich an.
www.righteousbabe.com
Aktuelle CD:
Red Letter Year (Righteous Babe Records, 2008)
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John Mellencamp
In seinem Schaffen setzt sich John Mellencamp immer wieder mit den Problemen der
Menschen im Mittleren Westen und im Süden der USA auseinander. 1985 gründete er
mit Neil Young und Willie Nelson Farm Aid, eine Organisation, die sich für die
kleinen Farmer des Landes einsetzt. Vor vier Jahren engagierte sich der Musiker
im Präsidentschafts-, in diesem Jahr im Nominierungswahlkampf innerhalb der
Demokraten für John Edwards, und er war mit Bruce Springsteen bei der
„Vote-for-Change“-Tour unterwegs, um die Wiederwahl von George Bush zu
verhindern.
„Ich fasse mir die ganze Zeit schon an den Kopf, warum die Leute im Mittleren
Westen und im Süden immer gegen ihre eigenen Interessen stimmen. Offensichtlich
gibt es Themen, die ihnen wichtiger erscheinen. Wie die Homosexuellenehe oder
Abtreibung. Wenn es dann um die Finanzen geht, scheinen die Menschen schlicht zu
ignorieren, dass ihre Existenz auf dem Spiel steht. Alle sind gegen
Steuererhöhungen, aber niemand scheint zu bemerken, dass sie Leute wählen, die
Steuererhöhungen auf anderem Weg herbeiführen: durch höhere Benzinpreise, höhere
Zinsen, Inflation, keine Krankenversicherung. Sie können eins und eins nicht
zusammenzählen und rufen nur laut: Ich will keine höheren Steuern bezahlen! Ich
begreife es einfach nicht.
www.mellencamp.com
Aktuelle CD:
Life Death Love And Freedom (Hear Music, 2008)
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Barry McGuire
Unter dem Motto „Trippin the 60’s“ war Barry McGuire im August in Deutschland
auf Tour. Gemeinsam mit dem Ex-Byrds-Musiker John York präsentierte er Anekdoten
und Erinnerungen aus den Jahren der Flowerpower- und Protestbewegung. McGuire
machte P. F. Sloans Song „Eve Of Destruction“ 1965 zur Hymne der
Vietnamkriegsgegner in aller Welt.
„In politischer und sozialer Hinsicht haben wir massiv Freiheiten verloren. Die
Vereinigten Staaten haben sich ganz legal zu einer von der Polizei regierten
Gesellschaft entwickelt. So war es noch nie. Wer dafür verantwortlich ist? Bush?
Für mich hat das Amt des Präsidenten so viel Bedeutung wie die Verzierung auf
der Kühlerhaube eines Autos. Alle vier Jahre geben wir Millionen von Dollar aus,
um eine neue Verzierung zu wählen. Das hat aber nichts damit zu tun, wie das
Land regiert wird. Der Motor, das Getriebe und die Reifen, das alles hat mit dem
Präsidenten der Vereinigten Staaten nichts zu tun. Wir wissen auch nicht, wer
eigentlich hinter dem Steuer sitzt. Wer kontrolliert die US-Notenbank, die ja
noch nicht einmal Teil der Regierung ist? Das ist ein privater Bankkonzern.
Derjenige, der über die Zinsen entscheidet, kontrolliert die amerikanische
Wirtschaft. Gut, der Präsident ernennt den Chef der Notenbank. Aber wo kommt der
her? Woher bekommt er seine Anweisungen? Bestimmt nicht vom Präsidenten –
und auch nicht vom Senat oder vom Kongress. Sie alle sind für mich nicht mehr
als ein Zirkus. In der Zwischenzeit bewegt sich die Maschine unaufhaltsam auf
ihr Ziel zu. Und ich bin sicher sie haben eins.
www.barrymcguire.com
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Jackson Browne
Vor allem in der Umweltschutz- und Antikernkraftbewegung hat sich Jackson Browne
in der Vergangenheit engagiert. So trat er bereits Ende der Siebzigerjahre mit
Bonnie Raitt und Graham Nash für Musicians United For Safe Energy (MUSE) auf. Im
aktuellen Wahlkampf verklagte er den republikanischen Präsidentschaftskandidaten
John McCain wegen Copyrightverletzung. Die Republikanische Partei in Ohio hatte
Brownes Song „Running On Empty“ für einen Werbespot benutzt, der sich über
Barack Obama lustig macht.
„Dieses System arbeitet wie eine Art Zweizylindermotor. Die Republikaner
ruinieren die Wirtschaft. Die Demokraten müssen sie wieder aus dem Dreck holen.
In dieser Lage befinden wir uns gerade wieder. So war es auch, als Clinton ins
Amt kam. Wobei er sich allerdings in seiner Politik in vielen Bereichen nicht
von den Republikanern unterschied. Es wird viele und harte Kämpfe kosten, um die
erfolgte Vermögensumverteilung rückgängig machen zu können. Seit Reagan hat man
die Strukturen grundsätzlich verändert. Die Mittelklasse wurde im Vergleich zu
den Reichen dieses Landes völlig unverhältnismäßig besteuert. Das Problem ist,
dass dieses Land von seiner Unterhaltungsindustrie verdummt wird. Alles, auch
die Nachrichten, werden als eine Art Unterhaltung präsentiert. Und die Medien?
Der Journalismus verkriecht sich aus Angst. Das hat ganz einfach damit zu tun,
dass die meisten Zeitungen und Fernsehstationen mit der Regierung im
Gleichschritt marschieren. Wenn du zum Beispiel die falschen Fragen stellst,
fliegst du sofort aus der Pressekonferenz im Weißen Haus. Die Botschaft an
Journalisten und an die Öffentlichkeit lautet: Wenn du dich uns in den Weg
stellst, dann bezahlst du dafür. Wenn du in diesem Geschäft arbeiten willst,
gibt es bestimmte Grenzen, die du nicht überschreiten darfst.
www.jacksonbrowne.com
Aktuelle CD:
Time The Conqueror (Inside Recordings/ADA, 2008)
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