In der Ausgabe Juli/August 2006 findet Ihr:
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde, Pünktlich um 18.00 Uhr beginnt am 7. Juli in Rudolstadt das 16. TFF. Zum ersten Mal seit seiner Gründung 1991 wird das Tanz&Folkfest jedoch nicht von Hartmut Franz eröffnet. Der langjährige Bürgermeister gibt diese Rolle an seinen Nachfolger Jörg Reichl ab. Doch die Rudolstädter haben einen kleinen Trost für das scheidende Stadtoberhaupt parat: Hartmut Franz wird die Ehren-RUTH des deutschen Weltmusikpreises überreicht. Nun mag es auf den ersten Blick überraschend sein, dass ein Politiker einen Musikpreis erhält. Doch die RUTH-Auslober - MDR FIGARO, PROFOLK und TFF.Rudolstadt - haben einen guten Grund, den scheidenden Bürgermeister zu ehren. Heute ist das TFF weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt. Es gehört zu den größten und wichtigsten Welt- und Folkmusikereignissen nicht nur in Deutschland. In seinem Grußwort zum ersten Festival 1991 schrieb Hartmut Franz: „In der Vorbereitung unseres Tanz- und Folkfestes hat es viele Diskussionen darüber gegeben, ob es richtig sei, in der gegenwärtigen schwierigen Situation, in der sich unsere Stadt und die neuen Bundesländer befinden, eine Entscheidung für ein Volksfest zu treffen.“ Und in der Tat: Trotz einer glänzenden Premiere im Sommer vor 15 Jahren hatte das Festival vor allem in der Anfangszeit nicht nur Freunde im Rathaus und unter den Bürgern. Hartmut Franz ließ sich von Kritik und Anfeindungen jedoch nicht beirren. Selbst zur Überraschung des Festivalteams, das seinerzeit vorhatte, das Konzertereignis alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, verkündete er zum Abschluss des Tanz&Folkfestes 1991, nach einem fulminanten Auftritt der österreichischen Gruppe Broadlahn, dass er sich freue, das Publikum im folgenden Jahr erneut in Rudolstadt begrüßen zu können. Er hatte offensichtlich ein gutes Gespür dafür, dass sich die Stadt mit der Ausrichtung eines solchen Festivals einen Namen machen und durch zunehmendes Medieninteresse auch überregional bekannt werden würde. Für eben dieses Engagement und sein Durchhaltevermögen wird Hartmut Franz nun die Ehren-RUTH 2006 verliehen. Nach Walter Mossman und Jan Reichow ist er der dritte Träger dieses 2004 erstmals vergebenen Preises. Wir haben ja bereits in der letzten Ausgabe ausführlich über einen Aspekt des diesjährigen Festivals in Rudolstadt berichtet: über den Länderschwerpunkt Frankreich. Mit dem Porträt der finnischen Band Suden Aika findet sich in diesem Heft ein weiterer Beitrag zum Thema. Zudem wenden wir unseren Blick gen Süden und stellen Ihnen mit Lura, Sara Tavares und Amparanoia gleich drei Gäste des diesjährigen Stimmen Festivals in Lörrach vor. Und vor dem Hintergrund der jüngsten Unruhen in Brasilien zeigt der Bericht von Klaus Hart über die in dem südamerikanischen Land so populären Gangsta-Raps, dass es dem Folker! nicht nur um die Vorstellung interessanter musikalischer Trends und bekannter wie unbekannter Namen geht, sondern vor allem auch darum, sich immer wieder journalistisch mit der Schnittstelle von Musik bzw. Kultur und Gesellschaft zu beschäftigen. In diesen Zusammenhang passt die Fußballweltmeisterschaft. Deutschland warb trotz aller rassistischen Gewalttaten in den letzten Monaten ungetrübt weiter mit dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“. So mancher nichtdeutscher Fußballfreund wird sich fragen, was denn davon zu halten ist, wenn deutsche Politiker zwar Angst um das Image ihres Landes haben, aber dennoch nicht konsequent gegen die Aktivitäten von Rassisten und Neonazis vorgehen. Die gute Stimmung wollen da auch manche Künstlerinnen und Künstler nicht verderben, vor allem wenn sich mit dem Fußball leicht „etwas“ Geld machen lässt. So hatten offensichtlich auch Herbert Grönemeyer und Amadou & Mariam nichts Besseres zu tun, als sich an dem Spektakel gemeinsam mit dem überaus tiefsinnigen Titel „Zeit, dass sich was dreht“ als offizieller FIFA-WM-Hymne zu beteiligen. Und aus der Pressemitteilung zur Veröffentlichung dieser Single kann man auch erkennen, woran offensichtlich musikalische Größe in diesen Tagen festgemacht wird. Demnach gehört das Duo aus Mali deswegen jetzt endgültig in die Riege der afrikanischen Superstars, weil sie ihr Lied „live im Rahmen der Eröffnungsfeier am 9. Juni in München präsentieren“ und einen Tag später von „PUMA im Rahmen der WM nach Berlin eingeladen“ worden sind. Bleibt nur anzumerken, ob sich wiederholen könnte, was vor zwei Jahren in Rudolstadt passierte: Beim Abschlusskonzert am Sonntagabend habe ich als Moderator den Sieger der Fußballeuropameisterschaft verkündet: Griechenland, dem der Länderschwerpunkt beim TFF.Rudolstadt 2004 gewidmet war. Mal sehen, vielleicht heißt der Sieger des am 9. Juli stattfindenden Weltmeisterschaftsendspiels ja Frankreich!? Und damit entlasse ich Sie wieder einmal in die Lektüre einer neuen Folker!-Ausgabe.
Ihr Folker!-CvD PS: Natürlich will ich, wie immer, noch schnell einen Blick ins „Land der Mutigen und der Freien“ werfen. Die Dixie Chicks, vor zwei Jahren furchtlos gegen Bush aufgetreten, haben eine neue CD: Taking The Long Way. Darauf findet sich der Song „Not Ready To Make Nice“, der sich mit dem „Zwischenfall“ beschäftigt, jenem Ereignis im März 2003, als Sängerin Natalie Maines bei einem Konzert in London der Menge zurief: „Nur damit ihr es wisst: Wir schämen uns, dass der Präsident der Vereinigten Staaten aus Texas kommt.“ Trotz anhaltender Anfeindungen der politischen Rechten und der konservativen Country-Radiostationen machen die Dixie Chicks eins klar: „Vergeben, klingt gut/ Vergessen, weiß nicht, ob ich’s kann/ Sie sagen, Zeit heilt alles/ Aber ich warte immer noch.“ Und im Refrain setzen sie noch einen drauf: „Ich bin nicht bereit, auf lieb zu machen/ Ich bin nicht bereit zurückzustecken/ Ich bin immer noch stinksauer.“ Umso mehr ärgern sich die unverbesserlichen Kritiker der Chicks schwarz, dass bereits in der ersten Woche nach der Veröffentlichung Ende Mai über eine halbe Million Menschen Taking The Long Way gekauft haben. |