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Sara Tavares

Auf der Suche nach den Wurzeln

Sara Tavares

Eine Kreolin findet ihren Weg

go! www.saratavares.com
Discographie

Sara Tavares & Shout (BMG, 1996)
Mi Ma Bô (BMG, 2000)
Balancé (World Connection/edel 2005)

unterwegs:
04.08.06: Lörrach, Rosenfelspark,
   Stimmen Festival (mit Pura Fe)

Sie hat eine dieser außergewöhnlichen Stimmen, die man nur ganz selten hört. Fast kindlich-sanft und doch ausgefeilt bis zum letzten Ton. Es ist eine dieser Stimmen, die das Herz anrühren und die man nicht so schnell vergisst. Schon mit 15 Jahren begeisterte die Sängerin Sara Tavares im Fernsehen ein Millionenpublikum und strebte eine Karriere als Mainstreaminterpretin an. Doch in den letzten Jahren hat sich die in Portugal aufgewachsene Tochter kapverdischer Eltern auf die Suche nach ihren afrikanischen Wurzeln begeben und ihren eigenen atemberaubenden Stil gefunden.

Von Suzanne Cords

„Ich bin nicht mit der kapverdischen Kultur aufgewachsen wie viele meiner Freunde in Lissabon“, erzählt Sara Tavares. „Mein Vater verabschiedete sich auf Nimmerwiedersehen in die USA, und auch meine Mutter machte sich irgendwann aus dem Staub und ließ mich allein zurück. Aufgezogen hat mich eine ältere Portugiesin, die natürlich nichts mit afrikanischer Kultur am Hut hatte.“ Die 28-jährige Sängerin lächelt. Sie will kein Mitleid, sie will nur klarstellen, warum sie sich erst spät für die Kultur ihrer Ahnen interessierte. „Ich kann mich erinnern, wie ich, gerade einmal neun Jahre alt, immer mit einer Haarbürste als imaginärem Mikrophon vorm Spiegel stand und TV-Spots und Radiowerbung nachsang. Singen war meine heimliche Leidenschaft, aber Unterricht habe ich nie genommen.“ Für solche ausgefallenen Wünsche war im Hause ihrer Ziehmutter auch kein Geld da, man kam eben gerade so über die Runden. „Ich habe also keine Ahnung von Theorie, aber ich denke, dass Leben hat mich zu singen gelehrt“, erinnert sich Sara Tavares an ihre Kindheit. „Ich war immer sehr schüchtern und introvertiert, ich fühlte mich einsam und verlassen. Und deswegen war ich anderen gegenüber verschlossen wie eine Auster. Nur wenn ich sang, konnte ich meinen Gefühlen Sara Tavares freien Lauf lassen. Singen war für mich wie Selbstgespräche führen, es war eine Art Therapie gegen die Einsamkeit.“

Erste Schritte auf der Karriereleiter

Trotz aller Schüchternheit fasste sich das junge Mädchen mit 15 Jahren ein Herz und bewarb sich beim beliebten portugiesischen Fernsehprogramm Chuva De Estrelas („Sternenregen“), wo Zuschauer ihre Lieblingskünstler imitieren sollten. Sara trat als Whitney Houston an, und keiner war überraschter als sie selbst, als sie den ersten Platz holte. Die Sendung hatte eine sehr hohe Einschaltquote, plötzlich war sie im ganzen Land berühmt, und schon zwei Monate später bat man sie, beim RTP Song Contest mitzumachen, bei dem Portugals Kandidat für den Eurovision Song Contest gekürt wird. Auch hier sang Sara Tavares sich ins Herz der Zuschauer und schlug mühelos alle anderen Kandidaten. Am 30. April 1994 vertrat sie ihr Land in Dublin mit „Chamar A Música“ („Die Musik rufen“) und errang den achten Platz. Bald klopfte eine Plattenfirma an die Tür des jungen Gesangstalents. 1996 erschien ihr erstes Album Sara Tavares & Shout, auf dem sie ihren US-Vorbildern Whitney Houston und Aretha Franklin nacheiferte und in bester Soul- und R&B-Manier sang. „Ich gehörte der protestantischen Kirche an“, sagt sie, „das Album war ein halbherziger Versuch meinerseits, Gospel und portugiesische Musik zu verbinden.“


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im Folker! 4/2006