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Nha Vida (Harmonia, 1996) |
unterwegs: 29.07.06: Inzlingen, Wasserschloss, Stimmen Festival (mit Kevin Johansen) |
Sie ist die Tochter kapverdischer Eltern und erblickte 1975 das Licht der Welt. In dem Jahr also, in dem die Heimat ihrer Vorfahren unabhängig wurde. Sie wuchs ohne Diktatur und Kolonialismus auf und verkörpert das gesunde Selbstbewusstsein einer kapverdischen Jugend, die im Exil lebt und sich trotzdem eng mit dem Land der Vorväter verbunden fühlt. Eigentlich wollte Lura Tänzerin werden - oder vielleicht doch besser Schwimmlehrerin. Gott sei Dank hat sie es sich anders überlegt. Denn spätestens seit 2005 ihr Album Di Korpu Ku Alma auf den Kapverden die Charts stürmte, gehört sie zu bekanntesten neuen Stimmen der Inseln im Atlantik. Und auch in Europa verfallen immer mehr Menschen der faszinierenden Ausstrahlung dieser kreolischen Schönheit mit der rauchigen Stimme.
Von Suzanne Cords
Es gab eine Zeit, in der du deine Stimme ganz schrecklich fandest. Warum?
Ich hatte immer eine sehr tiefe und heisere Stimme, in der Schule haben sich die anderen Kinder über mich lustig gemacht. Sie zogen mich auf und sagten, dass ich nicht wie eine Frau, sondern wie ein Mann klänge. Deswegen habe ich nur sehr ungern den Mund aufgemacht. Auf Geburtstagspartys habe ich mich sogar geschämt, mit den anderen „Happy Birthday“ zu singen, weil meine Stimme so anders klang als die der übrigen Mädchen.
Wie kommt es, dass du trotz dieses Komplexes Sängerin geworden bist?
Eigentlich wollte ich Tänzerin werden. Ich probte in einer kleinen Schule in der Nähe meines Elternhauses und verstand mich sehr gut mit dem Tanzlehrer. Er hieß Juka und stammte aus São Tomé und Principe. Eines Tages sagte er, er wolle ein Album mit uns aufnehmen. Ich war damals 17 Jahre alt und sah mich schon als Backgroundsängerin, die nur die Lippen bewegt. Doch dann bat er ausgerechnet mich, ein Duett mit ihm zu singen. Das hat mich total überrascht. Es war nach den ganzen Jahren, in denen ich gehänselt wurde, eine echte Herausforderung für mich. Zunächst habe ich mich mit Händen und Füßen gewehrt, aber dann habe ich doch eingewilligt, und überraschenderweise wurde das Lied ein Riesenhit in der afrikanischen Gemeinde Portugals. Es war ein typischer Song im souk-love-Stil - das ist eine sinnliche und fröhliche Tanzmusik, die bei der kapverdischen Jugend sehr populär ist. Das war mein Einstieg in die Musikerlaufbahn. Ich habe den Tanz immer mehr vernachlässigt und habe auf meine innere Stimme gehört, die mich drängte, Sängerin zu werden.
Und wie ging es weiter?
Ich nahm Gesangsunterricht, der meine Stimme in die richtigen Bahnen lenkte und entwickelte endlich mehr Selbstbewusstsein. Immer mehr Musiker afrikanischer Herkunft luden mich ein, als Chorsängerin auf ihren Platten mitzuwirken. Unter anderem mein Landsmann Tito Paris, aber auch der Brasilianer Paulinho Vieira und Angolaner wie Paulo Flores oder sogar Bonga, worauf ich besonders stolz war. Der Mann ist eine Legende. Eines Tages trudelte dann ein Angebot ins Haus, eine eigene Platte aufzunehmen. Das konnte ich nicht ausschlagen. 1996 erschien Nha Vida („Mein Leben“), eine Platte ebenfalls im souk-love-Stil mit R’n’B-Elementen. Musik eben, die eigentlich für die Diskothekenklientel bestimmt ist. Die Scheibe war nicht wirklich künstlerisch anspruchsvoll, aber kurz darauf lud man mich ein, den Titeltrack „Nha Vida“ für den Sampler Onda Sonora: Red Hot + Lisbon zugunsten einer Kampagne gegen Aids zur Verfügung zu stellen. Außer mir waren Stars wie Caetano Veloso, Marisa Monte, Djavan oder Teresa Salgueiro vertreten. Ich konnte es kaum glauben, dass man ausgerechnet mein Lied wollte. Nach meinem Duett mit Bonga auf seinem Album Mulemba Xangola zeigte sein Label Lusafrica plötzlich Interesse an mir und bot mir einen Vertrag an. 2002 erschien In Love, ebenfalls eine Mischung aus Rhythm and Blues mit Zouk. Aber richtig glücklich war ich mit diesem Album nicht, es war mir zu seicht.
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