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Zwischen Vision und Illusion

15 Jahre Blaues Einhorn

Pan-Aroma auf den zweiten Blick

go! www.dasblaueeinhorn.de
Discographie

Maljarkiza - Klänge aus Europa (Unicornio, 1996)
Vida Nocturna - Musik aus den Straßen (Unicornio, 1997)
Gesänge aus verlorenen Gärten (Unicornio, 1999)
Lebenstanz - Lieder, Chansons und Tänze zwischen
   Hinken und Fliegen
(Unicornio, 2002)
Wird sein Musik - Das Blaue Einhorn spielt zum Tanz (Unicornio, 2003)
Meine Taube im Geklüft der Felsen - Gesänge der Liebe
   als Brücke zwischen den Welten
(Unicornio, 2003)
Traum mit Schlangen - Folklore und Chansons aus dem
   Dickicht der Städte
(Unicornio, 2005)

unterwegs:
07.07.06: Falkensee-Finkenkrug, Ev. Kirche
15.07.06: Hannover, Kanapee
21.07.06: Beelitz, Alte Feuerwache
22.07.06: Weinböhla, Zentralgasthof
18.08.06: Monsheim, Annhäuser Mühle
19.08.06: Wittenberg, Leucorea
01.09.06: Magdeburg, Pauluskirche
08.09.06: Dresden, Tzschoner Mühle
09.09.06: Kölleda, Ev. Kirche
10.09.06: Salzgitter, Kirche Heilige Dreifaltigkeit
12.09.06: Leipzig, Moritzbastei
16.09:06: Freiberg, Dom
21.09.06: Halle, Objekt 5
22.09.06: Erfurt, Michaeliskirche
23.09.06: Wolfenbüttel, KKK
24.09.06: Heiligenstadt, Ev. Kirche
30.09.06: Densow, Galshütte Annenwalde e. V.
13.10.06: Fürstenwalde, Kulturfabrik
14.10.06: Chemnitz, Friedenskirche
20.10.06: Rostock, Compagnie de Comédie, Bühne 602
21.10.06: Putbus, Theater
25.10.06: Bremen, Weserterassen
27.10.06: Kassel, Kulturzentrum Schlachthof
05.11.06: München, Theater Blaue Maus
11.11.06: Bochum-Gerthe, Bochumer Kulturrat
18.11.06: Dresden, Club Passage
24.11.06: Bremen, Radio Bremen
28.11.06: München, Tollwood Festival
29.11.06: Fürth, Kulturforum Schlachthof
30.11.06: Regensburg, Alte Mälzerei
01.12.06: Würzburg, Trinitatiskirche

Paul Hoorn & Andreas Zöllner
14.07.06: Dresden, Societaetstheater
20.07.06: Dresden, Societaetstheater

In unserer heutigen Informationsgesellschaft funktioniert Wahrnehmung über Effekthascherei, ein irgendwie auffallendes Schneller, Greller, Lauter. Folgerichtig wird im medienüberfrachteten Alltagsrummel unserer Zeit oft ein bizarrer Werbeaufwand betrieben, um die Aufmerksamkeit potentieller Kunden, Klienten, Interessenten zu erheischen. Für die Kulturindustrie und den Musikmarkt gelten im Prinzip die gleichen Regeln. Aufdringliche Inszenierungen bürgen jedoch noch lange nicht für tatsächliche Qualität. In Umkehrung der Dinge lassen sich jenseits des Mainstreams, unterhalb der Modewellen und außerhalb einseitig engstirniger kommerzieller Konzepte, sozusagen an der Peripherie gängiger Szenenkreise fabelhafte Phänomene entdecken.

Von Cathrin Alisch

Das Blaue Einhorn ist ein solches Phänomen. Vier Musiker aus Dresden bewegen sich mit ihrem Repertoire virtuell quer durch Europa und darüber hinaus. Sie wagen Anleihen bei der Mystik des Ostens ebenso wie in Richtung Westen, weit nach Übersee. Eine solche Aufzählung mag auf den ersten Blick beinahe beliebig scheinen. Lässt man jedoch einen zweiten zu, wird schnell das filigrane Raster der Auswahl deutlich, ein fein gesponnenes Netz, mit dem die Lieder und Legenden, die Tänze und Träume zwischen den Zeilen eingefangen werden. Nur wenige Eindrücke der unmittelbaren Präsentation des Quartetts machen ebenso wie die mittelbare Dokumentation einer Entwicklung über 15 Jahre - nämlich die kontinuierlich begleitende Tonträgerproduktion - Jubiläumsplakat die Dichte des Konzepts deutlich.

Transparenz und Dichte des Konzepts

Die Band spielt in Kirchen, Clubs und Konzerthäusern, auf großen und auf kleinen Bühnen, traditionelle Musik in eigenen Arrangements. Dabei fügen sich Klezmertänze, Rembetiko und Sinti- Swing zu argentinischem Tango und portugiesischem Fado, Lieder und Legenden in der Summe zu der Suche hinter den Kulissen, nach den Fabeln jenseits der Fassaden, nach den Träumen im Dickicht der Städte. Man könnte von Randgruppen sprechen, von Minderheiten, die da per Lied besungen, jeweils in einer Geschichte aus einem nie gesehenen oder noch nie beachteten Blickwinkel beleuchtet werden, oder von den Schatten, die sich im Zwielicht der Dämmerung ganz anders gebärden als bei hellem Tag oder dunkler Nacht; Grenzgänger, Übergänge, Zwischenwelten ...

Die besagte Dichte entsteht durch das enge Verweben von Musik und Sprache ebenso wie durch das Konglomerat an musikalischer Stilistik und den Einsatz Das Blaue Einhorn spezifischen Instrumentariums. Neben Akkordeon (Paul Hoorn), Gitarre (Andreas Zöllner), Geige (Dietrich Zöllner) und Bass (Florian Mayer) verweisen diverse Flöten, Oud, Bouzouki und die portugiesische Gitarre bereits in sich auf die Herkunft einzelner Lieder. Werden zudem darüber, davor und damit Geschichten erzählt, Anekdoten, Fabeln und Parabeln, wird das Publikum dadurch auch mit Geschichte konfrontiert, mit historischen Zusammenhängen in Miniaturform - Fragen an das Gestern, Heute, Morgen, hier und anderswo. Für wenige Momente gelingt dabei die Illusion so perfekt, dass die rumänische Hochzeit ebenso real Gestalt annimmt wie die Nacht in Buenos Aires oder die Vorstadt von Krakau und dass neben den Farben, Formen und Klängen die dazugehörigen Gerüche durch das Forum zu ziehen scheinen.

Ein-Hoorn - Der Kopf der Band

Kreativer Kopf der Band ist Paul Hoorn, ein Mann, der, 1960 geboren, eigentlich Maler werden wollte, sich dann aber über das Studium von Waldhorn, Orgel und Chorleitung über Jahre hinweg der Kirchenmusik zuwendet. Später agiert er als Theatermusiker, ohne sich tatsächlich aus der nach wie vor empfundenen geistigen Enge befreien zu können - ob politisch motiviert durch die nur langsam einsetzenden Prozesse des Umdenkens im heimatlichen Dresden während und nach der Wendezeit oder die Begrenzung der eigenen künstlerischen Ausdrucksfähigkeit im Rahmen der Kirchenmusikpraxis. 1991 gründet er zusammen mit Andreas Zöllner Das Blaue Einhorn und lebt inzwischen freischaffend als Musiker und Komponist.


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im Folker! 4/2006